Reichste Deutsche: Guttenberg wehrt sich gegen Manager-Magazin-Bericht
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Donnerstag, 08. Oktober 2015
"Absolut falsch", sagt ein erzürnter Enoch zu Guttenberg zu Schätzungen über seinen angeblichen Reichtum. Das Manager-Magazin verteidigt seine Liste der 500 reichsten Deutschen.
Als Musiker und Dirigent kennt sich Enoch zu Guttenberg mit Tonlagen und Lautstärke aus. Piano (still, leise, zart) fällt seine Reaktion diesmal nicht aus. Was ihn aufregt: die Schätzung seines angeblichen Vermögens im Manager-Magazin, das ihn mit 500 Millionen Euro unter die reichsten Deutschen einreiht (in.Franken.de berichtete). Forte (laut, stark, kräftig) klingt es, wenn er seinem Ärger Luft macht. "Ich bin erzürnt, dass solche Zahlen veröffentlicht werden. Sie sind absolut falsch und aus den Wolken gegriffen", schimpft er.
Der Baron kündigt an, dass er beim Manager-Magazin vorstellig werden will und sich presserechtlich wehren wird. Er will erreichen, dass "diese Schätzungen aus dem Wolkenkuckucksheim" nicht mehr verwendet werden.
"Fast wehrlos"
Den Chef der Chorgemeinschaft Neubeuern, die er seit 1967 leitet, stört es grundsätzlich, wie mit Menschen umgegangen wird. Solchen Veröffentlichungen sei man "fast wehrlos ausgesetzt". Guttenberg: "Wir leben leider in einer Zeit, in der nicht mehr reflektiert wird, wie Vermögen entstanden ist. Es stört mich, dass man heute dafür am Pranger steht, wenn man etwas Positives bewirkt hat." Dies habe die Familie Guttenberg immer getan, erklärt er und erinnert daran, "dass ich von meinem Vater völlig überschuldete Betriebe übernommen habe und Angst hatte, dass die Banken kommen und ich Guttenberg zusperren muss". Er sei "nicht unstolz", dass es in seiner Generation gelungen ist, in Bad Neustadt mit dem Rhön -Klinikum ein blühendes Unternehmen aufzubauen. Damals seien 12.000 bis 15.000 Arbeitsplätze im Zonenrandgebiet entstanden, heute hätten die Rhön-Kliniken 30.000 Mitarbeiter.
Hier vermutet der Chef des Hauses Guttenberg auch den Rechenfehler, den das Manager-Magazin gemacht habe. "Die Anteile am Rhön Klinikum haben wir verkauft. Aber es ist irrig anzunehmen, dass die Verkaufserlöse alle bei mir oder meinen Kindern gelandet sind."
Freie Meinungsäußerung
Aus der Redaktion des Manager-Magazins in Hamburg verlautet, dass man jederzeit zu einem Gespräch mit Guttenberg bereit sei. "Wir reden mit allen und hören uns die Argumente an." Dies sei nicht die erste Beschwerde, und es habe auch schon Gerichtsurteile gegeben. Da die Redaktion immer darauf hinweise, dass es sich bei den Listen um Schätzungen handelt, sei die Veröffentlichung durch das Recht auf freie Meinungs äußerung gedeckt. In einem anderen Urteil sei dem Magazin bestätigt worden, dass es ein gesellschaftliches Interesse an solchen Aufstellungen gibt. Die Liste der 500 reichsten Deutschen sei heuer zum 15. Mal erschienen.
"Wir würfeln nicht"
Die Schätzungen, so heißt es weiter, beruhen auf Recherchen und nicht auf wilden Spekulationen: "Wir würfeln nicht, und wir schätzen eher konservativ." Man arbeite mit Transaktionen, die nachvollziehbar sind, oder mit Veröffentlichungen über Aktienkäufe. Die Redaktion habe Quellen und rede mit Beratern, Anwälten und Vermögensverwaltern, die die Klientel der Superreichen kennen. Betriebsvermögen werde geschätzt, Grundbesitz nach Marktpreisen bewertet. "Das ist Einiges, was man an belastbaren Informationen bekommen kann - bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger." Man habe aber keinen Einblick in Konten oder Grundbücher, und es gehe auch nicht um das Ferienhaus auf Mallorca.Im Falle Guttenberg ("schon seit Jahren auf der Liste") habe man den Verkauf der Anteile am Rhön-Klinikum herangezogen. Außerdem sei der Grundbesitz in die Schätzung eingeflossen.
Ob und wie sich Magazin und Guttenberg einigen, muss man abwarten. Nachdem der Donnerhall verklungen ist, kann der Dirigent aber wieder lächeln. "Schön wär's. Darüber würde sich jeder freuen", meint er mit Blick auf ein fiktives Vermögen von 500 Millionen Euro - jetzt piano, nicht mehr forte.