Trockenheit, Direktvermarktung, Verbraucherschutz, Preisverfall: Die Branche kämpft an vielen Fronten, bisweilen auch mit Vorurteilen.
Abseits des Tagesgeschäftes ins Gespräch kommen über Themen, die den Berufsstand bewegen und die Medien beschäftigen - das war das Ziel eines Treffens, das das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, der Bauernverband im Kreis Kulmbach und der Verband landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen im letzten Jahr initiiert hatten und das wegen des großen Erfolges in diesem Jahr eine Fortsetzung erfuhr.
Bei einer Brotzeit trafen sich Vertreter der Landwirtschaft und der Redaktion der Bayerischen Rundschau zum Austausch - und um aktuelle Themen ging es dabei ebenso wie um grundsätzliche Fragen der Zusammenarbeit.
Ein Stichwort, das die Landwirte schon nicht mehr hören können: Trockenheit. Mit höheren Verbraucherpreisen sei zu rechnen, hieß es jüngst seitens des Handels, beispielsweise bei Kartoffeln und damit den Folgeprodukten wie Pommes Frites. "Da fragt man sich schon, wie die veröffentlichte Meinung zustande kommt. Denn ganz ehrlich: Die Kartoffel spielt in Deutschland schon seit geraumer Zeit nur noch eine untergeordnete Rolle", gab Guido Winter, Behördenleiter des Amts für Landwirtschaft, zu bedenken. Ob die Kartoffel doppelt so teuer ist wie bisher, rette die Landwirtschaft nicht. "Dafür ist das Marktvolumen bei uns im Land viel zu gering."
Viele Branchen aber nutzten die Meldungen über schlechtere Ernten auch als Argument, ihre Produkte zu verteuern. Beispiel: Backwaren. "Da starten regelrechte Reflexe. Die Bäcker werden kommen und sagen, Brot und Brötchen werden teurer, weil es aufgrund der geringeren Getreideernte weniger Mehl gibt. Wenn man dagegen betrachtet, wie hoch der Anteil von Mehl im Brötchen ist, muss man feststellen: Es sind minimale Cent-Bereiche. Umgekehrt ist mir noch nicht passiert, dass in Jahren mit guten Erträgen das Brot plötzlich zehn Cent billiger gewesen wäre."
Ob also aufgrund ausbleibender Niederschläge die geringeren Ernteerträge sich überhaupt auswirkten? Winter hat da Zweifel: "Ob jetzt in Bayern oder Deutschland eine gute Ernte war oder nicht, wirkt sich mittlerweile in weitaus geringerem Umfang aus, weil Transportkosten offensichtlich keine große Rolle mehr spielen und dann die Nahrungsmittel eben aus dem Ausland zu uns kommen."
Weltmarkt produziert immer
Wilfried Löwinger, Kreisobmann des Bauernverbands, verwies auf die internationalen Märkte. "Irgendwo auf der Welt wird immer produziert." Beim Getreide machten sich die geringeren Erträge zwar unmittelbarer bemerkbar - doch mit signifikanten Erlössteigerungen für die Erzeuger sei nicht zu rechnen, so Löwinger weiter. "Bei der Braugerste etwa könnten zwei oder drei Euro mehr rausspringen. Aber selbst damit ist der Preis noch nicht ausreichend, um in unserer Region gewinnbringend und als Landwirt wirtschaftlich nachhaltig arbeiten zu können." Er machte folgende Vergleichsrechnung auf: "Im Liter Bier sind für etwa zwei Cent Malz drin. Da kann man sich ausrechnen, welche Rolle es letztlich spielt, ob der Braugerstenpreis nun bei 16 oder 19 Euro liegt."
Diejenigen, die den Preis diktierten, seien ohnehin die wenigen großen Handelsketten, machte stellvertretender Kreisobmann Harald Peetz deutlich. Er erinnerte an die Rolle, die der Verbraucher in diesem System spiele. "Wir hatten vor kurzem den Einkaufsmanager von Lidl Deutschland getroffen, der zuletzt fünf Jahre in Frankreich tätig war. Der konnte dort, wie er sagte, ganz anders verhandeln als hierzulande, wo der Kunde nach der Devise ,Hauptsache billig' handle, während die Franzosen wesentlich mehr Wert legen auf Frische, Qualität und auch Regionalität. Das spielt in Deutschland eine untergeordnete Rolle. Hier definiert sich der Erfolg im Handel allein darüber, noch günstiger zu sein als die Konkurrenz."