Für den Ausbau der Kinderbetreuung nehmen die Kommunen viel Geld in die Hand: Wurden 2008 in der Stadt Kulmbach noch 2,9 Millionen Euro inklusive staatlicher Zuschüsse für die Betreuungsleistungen ausgegeben, sind es heuer stolze 7,8 Millionen Euro (1,8 Millionen Krippe, vier Millionen Kindergarten, zwei Millionen Hort). Die Hälfte dieser Kosten sind Eigenmittel der Stadt, bilanziert Henry Schramm.
Das sind eindrucksvolle Zahlen. Doch leider ändern sie nichts an dem momentanen Mangel. Der muss behoben werden, denn der Gesetzgeber hat 2013 jedem Kind ab einem Alter von einem Jahr (bei besonderen Voraussetzungen bereits ab sechs Monaten) einen Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in einer Betreuungseinrichtung gegeben.
Dieser kann auch über Tagesmütter gewährleistet werden. "In Zusammenarbeit mit den Kommunen helfen wir Eltern, einen Betreuungsplatz zu finden", so Rainer Blüchel. Bisher habe im Landkreis noch niemand versucht, sein Recht auf dem Klageweg durchzusetzen. "Wenn man es realistisch betrachtet, wird es nicht für jeden die optimale Lösung geben können. Die Plätze lassen sich nicht spontan vermehren. Es muss ja auch die Qualität stimmen."
OB Schramm will alles daransetzen, dass Eltern, die einen Kita-Platz brauchen, diesen bekommen - auch vor dem Hintergrund, dass die Geburtenzahlen steigen und durch den Uni-Campus und das Grüne Zentrum mehr junge Menschen nach Kulmbach kommen werden. Deshalb soll schon bald eine neue Kita gebaut werden - mit 48 Krippenplätzen (vier Gruppen) und 75 Kindergartenplätzen (drei Gruppen). "Das wird die Situation deutlich entspannen."
Ein Träger für die neue Einrichtung ist bereits gefunden. Erste Gespräche finden Ende des Monats bei der Regierung von Oberfranken statt. Details möchte der OB erst in der April-Sitzung des Stadtrats bekanntgeben. Als Standort kommt ein städtisches Grundstück zwischen dem Beruflichen Schulzentrum und der Straße am Kreuzstein infrage.
In Bezug auf den künftigen Bedarf ist also eine Lösung in Sicht. Den Eltern, die jetzt einen Platz brauchen, bringt das allerdings noch nichts. Doch auch ihnen möchte die Stadt helfen: Sie wird deshalb beim Landratsamt als Aufsichtsbehörde beantragen, vorübergehend jede Krippengruppe um zwei Plätze aufzustocken - um die Zeit bis zur Fertigstellung der neuen Kita zu überbrücken.
Kommentar: Haus gebaut, Fundament vergessen
Das Versprechen klingt gut: Jedes Kind bekommt einen Platz in einer Kita, spätestens ab einem Alter von einem Jahr, bei Bedarf auch früher. Garantiert.
Toll - wenn es denn wahr wäre. Denn obwohl es seit 2013 diese Zusage als verbindlichen Rechtsanspruch gibt, gehen viele Kulmbacher Familien leer aus.
Das Problem: Ein Gesetz schafft keinen einzigen Betreuungsplatz. Das müssen die Träger tun, Baugrundstücke oder geeignete Immobilien finden, dazu auch noch ausreichend Fachpersonal. Für all das gibt es kräftige Unterstützung seitens der Kommunen und natürlich auch des Staats. Aber: Es dauert.
Da hat der Gesetzgeber flink ein Haus gebaut und Ansprüche zementiert, dabei aber geflissentlich übersehen, dass dieses Haus nur stabil steht, wenn es ein ordentliches Fundament hat. Ein Rechtsanspruch auf Plätze, die es nicht gibt, ist nicht viel wert.
Nun sind die Kommunen und Träger nicht nachlässig - ganz im Gegenteil. In Stadt und Landkreis wurde und wird kräftig in den Kita-Ausbau investiert.
Doch der Bedarf wächst schneller als das Angebot. Das hat nicht zuletzt etwas mit der gesellschaftlichen Akzeptanz der Kinderkrippen zu tun. Noch vor ein paar Jahren wurde eine Mutter vorwurfsvoll angeschaut, wenn sie nach einem Jahr Elternzeit wieder berufstätig sein wollte und ihr Kind "in fremde Hände" gab. Heute wird sie gefragt, warum sie nicht arbeiten geht und ihr Kind in die Krippe bringt...
Die Krux bei diesem Thema: Der Bedarf an Krippenplätzen ist sehr schwer planbar. Während man bei älteren Kindern davon ausgehen kann, dass fast alle in den Kindergarten und garantiert alle in die Grundschule gehen, ist es bei den Kleinsten doch sehr stark abhängig von den individuellen Wünschen und der Lebenssituation der Eltern, ob Betreuung nötig ist oder gewünscht wird. Diese Flexibilität ist sinnvoll, steht aber im krassen Widerspruch zu jeder langfristigen Planung. Eine Punktlandung mit voller Bedarfsdeckung wird so auch in Zukunft eher die Ausnahme sein als die Regel.
Wenn ich den Satz im Kommentar von Frau Besand lese, kann ich nur den Kopf schütteln: "Jedes Kind bekommt einen Platz in der Kita ab einem Alter von einem Jahr. Bei Bedarf auch früher." Wenn ich so etwas lese, muß ich unwilkürlich an DDR Verhältnisse denken. Am liebsten das Kind gleich nach der Geburt in eine KiTa. Ich frage mich, warum man sich überhaupt ein Kind anschafft? Warum bleibt man nicht einfach beim klassischen, daß ein Elternteil zuhause bleibt, bis das Kind in dn Kindergarten geht? Mit drei oder vier Jahren. Und in diesem Zeitraum bekommt der Vater oder die Mutter ein sogenanntes Familiengeld ( ich glaube, daß dies sogar der gute Idee der CSU war, oder täusche ich mich da?) Der Grund, warum die "Baby`s" gleich nach ihrer Geburt in eine KiTa sollen/müssen ist doch der, daß sie gleich ein "soziales" Verhalten sich anlernen. So ein Quatsch. Jedes Kleinkind braucht erst einmal die Liebe und Zuwendung seiner Eltern, auch die der Großeltern und nicht der Kitaleiterinnen oder anderen Kleinkindern in einem Alter von 1 oder einem halben Jahr.