Kulmbach schneidet im aktuellen Fahrradklimaindex des ADFC besser ab als in den Vorjahren, aber gute Noten sehen anders aus.
Fahrradfahren ist mehr als ein Freizeitvergnügen: Immer mehr Menschen nutzen das Rad, um zur Arbeit und zum Einkaufen zu fahren und schneller und flexibler als mit dem Auto in den Innenstädten unterwegs zu sein. Welche Städte ein Herz für Radler haben, versucht der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) mit dem Fahrradklimatest herauszufinden. Alle zwei Jahre werden die Bürger nach ihrer Meinung gefragt.
Kulmbach landet in der aktuellen Erhebung auf Rang 46 von 51 erfassten Städten in der Größe bis 50 000 Einwohner in Bayern - mit einer Durchschnittsnote von 4,2. Das ist zwar eine Verbesserung gegenüber 2014, wo die Stadt noch mit 4,6 bewertet wurde, aber es gibt noch deutlich Luft nach oben, so Jürgen Tesarczyk, Ansprechpartner des ADFC in Kulmbach. "Wir sind leider in fast allen Bereichen schlechter als der Durchschnitt der Städte vergleichbarer Größe", bedauert er.
Als Kulmbacher Stärken sehen die Teilnehmer der Befragung, dass es kaum Fahrraddiebstähle und wenig Konflikte mit Fußgängern gebe. Kritisiert wird die schlechte Führung an Baustellen, der Mangel an öffentlichen Leihfahrrädern und dass nur wenige Einbahnstraßen für Radfahrer geöffnet sind. "Das größte Problem für den Fahrradverkehr in Kulmbach ist aber, dass es kein Gesamtkonzept gibt", sagt Tesarczyk. "Radwege enden plötzlich im Nirgendwo, oft weiß man als Radfahrer nicht, wie man ans Ziel kommen soll, ohne gegen Verkehrsregeln zu verstoßen."
Tesarczyk erkennt an, dass die Stadt bei Baumaßnahmen auch an die Radfahrer denkt. "Ohne Konzept bleibt es aber immer beim Stückwerk, und das ist nicht befriedigend."
Durch die Langgasse radeln?
Der engagierte Verfechter der Radler-Interessen möchte nicht nur kritisieren, sondern hat auch Verbesserungsvorschläge: Er plädiert dafür, das Radfahren in der Fußgängerzone zu erlauben - mit der Auflage, Rücksicht auf die Fußgänger zu nehmen. Außerdem wünscht er sich die Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung. So könnte in der Webergasse eine schnelle Verbindung Richtung Stadthalle entstehen, durch die Fischergasse wäre das Grünwehr an den Marktplatz angebunden. "In vielen Städten funktioniert das. Das würde auch bei uns in Kulmbach Positives bewirken."
Wie steht die Stadt zu diesen Ideen? "Wir versuchen, bei geplanten Baumaßnahmen die Belange der Radfahrer so gut es geht zu berücksichtigen und die Situation für die Radfahrer weiter zu verbessern", so Tobias Günther von der Pressestelle der Stadt. "Ein schönes Beispiel ist die Meußdoerffer-Straße sowie vor allem die Pestalozzistraße, die nach dem Ausbau übersichtlicher und breiter ist, so dass Radfahrer mehr Platz haben."
Öffnung ist nicht nötig
Aufgrund der historischen Altstadt mit ihren teilweise schmalen Gassen gehe es im Zentrum für alle Verkehrsteilnehmer streckenweise beengt zu. "Dennoch versuchen wir, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten für die Radfahrer gute Verhältnisse zu schaffen, indem wir zum Beispiel am Kressenstein oder in der Sutte Tempo 30 anordnen, sodass die Fahrradfahrer im Verkehr mitschwimmen können." Dafür habe sich auch Dirk Lau vom ADFC ausgesprochen, da Radler in diesen Fällen auf der Fahrbahn sicherer seien.
"Für das Öffnen der Fußgängerzone sowie von Einbahnstraßen für den Gegenverkehr besteht aktuell kein Handlungsbedarf, da sowohl Markplatz als auch Fischergasse über einen parallel verlaufenden Radweg und die Fahrbahn ohne größere Umwege erreicht werden."
Und wie sieht es mit der Neugestaltung des Zentralparkplatzes aus? "Wir haben Verkehrsplaner dazu befragt. Diese haben uns nahegelegt, den Radverkehr im allgemeinen Verkehr mitfließen zu lassen. Zudem wird die Fahrbahn verbreitert, so dass genug Platz für alle Verkehrsteilnehmer da ist."