Protest zeigt Wirkung

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Noch stehen die alten Schilder auf dem Parkplatz, doch gratis parken dürfen Kunden dort ab sofort 180 Minuten.
Noch stehen die alten Schilder auf dem Parkplatz, doch gratis parken dürfen Kunden dort ab sofort 180 Minuten.
Dagmar Besand

Auf einem Einkaufsparkplatz verschickt eine Überwachungsfirma massenhaft Strafzettel und verprellte damit viele Kunden. Wie die Geschäfte darauf reagiert haben.

Knöllchen fürs Nicht-Falschparken - das klingt merkwürdig und hat viele Kulmbacher in den vergangenen Wochen auf die Palme gebracht. Auf Facebook, in Leserzuschriften und bei Anrufen in der BR-Redaktion machten Betroffene ihrem Ärger Luft und schimpften über Abzocke auf einem Kundenparkplatz am Kreuzstein. Sie alle hatten Zahlungsaufforderungen für Parkverstöße erhalten, die es gar nicht gab?

Parkzeit falsch programmiert

Wie konnte das passieren? Die Filialen des Discounters Aldi, der Drogeriekette dm und des Backhauses Kutzer am Kreuzstein, die Ende vergangenen Jahres neu eröffnet wurden, bieten ihren Kunden kostenlose Parkplätze an. Auf zwei Stunden hatten sie die Parkzeit befristet, um Dauerparker von der Fläche fernzuhalten.

Die Überwachung übertrugen sie der Firma Park & Control, die mittels Videokameras die Fahrzeuge bei der Ein- und Ausfahrt vom Gelände erfasst und daraus die tatsächliche Parkzeit errechnet. Doch vielen Kulmbachern flatterten Zahlungsaufforderungen über 30 Euro wegen Überschreitung der Parkzeit ins Haus, obwohl sie kürzer geparkt hatten als erlaubt.

Schuld war eine falsche Einstellung im System, das jedem eine Rechnung schickte, sobald er ein Zeitfenster von 90 Minuten überschritten hatte. Und das recht gnadenlos: Elke Brehm hatte schon für 92 Minuten die Rechnung bekommen. Viele haben wie sie sofort Widerspruch eingelegt und mussten nach einigem Hin und Her auch nicht bezahlen. Andere haben bezahlt und blieben fortan verärgert fern. Betroffen waren vor allem Kunden, die ihren Einkauf mit einem Aufenthalt im Café der Bäckerei Kutzer verbunden hatten und dadurch länger als für einen reinen Einkauf nötig auf dem Gelände blieben.

Inzwischen haben die Betreiber der betroffenen Geschäfte sich auf eine verlängerte Parkzeit verständigt und dies mit der Überwachungsfirma abgestimmt: Drei Stunden dürfen die Kunden ab sofort auf dem Parkplatz stehen. "So soll für alles genug Zeit sein", sagt Markus Blei, Gebietsverantwortlicher bei dm. Er hofft, dass das leidige Thema damit vom Tisch ist und die verprellten Kunden wieder zurück kommen: "Wir möchten mit den kostenlosen Parkplätzen ja den Kunden etwas Gutes tun."

Die Regelung gilt bereits seit einigen Tagen, ist jedoch für die Autofahrer noch nicht sichtbar. "Es wird eine neue Beschilderung geben, die auf die 180 Minuten Freiparkzeit hinweist." Falls es noch einmal Probleme geben sollte, könnten sich die Kunden jederzeit an die Mitarbeiter der Filiale wenden, sagt Blei. "Aber für uns ist klar: Das muss jetzt einwandfrei funktionieren."

Schilder werden ausgetauscht

Die Firma Park & Control teilte in einem Schreiben an die BR-Redaktion mit, dass die Verlängerung bereits gilt und die Schilder in den nächsten Tagen ausgetauscht werden.

Als "gute Nachricht" empfindet Elke Brehm die Anpassung der Parkzeit. Sie ist froh, dass sie sich mit ihrem Ärger bei der Rundschau-Redaktion gemeldet hat. "Mein Fazit: Es lohnt sich tatsächlich, Dinge anzusprechen, die ungerechtfertigt sind. Nur so kann sich was verändern, auch für die, die bisher erfolglos waren!"

Für manche Kunden ändert sich durch die späte Kulanz nichts. Fritz Hahn beispielsweise ist nachhaltig verärgert: "Ich werde diesen Parkplatz nie mehr benutzen." Der Grund: Er hat tatsächlich einmal zu lang geparkt: exakt zwei Stunden und vier Minuten.

"Teuerste vier Minuten meines Lebens"

Als das Knöllchen kam, war er ein paar Tage im Urlaub. Bei der Rückkehr fand er neben dem Ticket über 30 Euro gleich noch eine Mahnung, bei der ihm auch die Halterermittlung in Rechnung gestellt wurde. Die Gesamtforderung hatte sich auf stolze 39,35 erhöht.

"Das sind die teuersten vier Minuten meines Lebens. Selbst von der Parküberwachung in der Innenstadt wird man wegen ein paar Minuten nicht aufgeschrieben", schimpft der Rentner. "Ich hab das bezahlt, bevor es noch teurer wird. Aber Einkaufen und Kaffee trinken - das tun meine Frau und ich künftig woanders."