Der Prosser Bach bei Katschenreuth soll ungehindert fließen - und der Verkehr auf der Staatsstraße daneben trotz Bauarbeiten möglichst auch. Aktuell werden Stahlbetonrohre installiert.
Der Bagger hängt ordentlich vorn über; an seinem Ausleger baumelt ein nahezu mannshohes Stahlbetonrohr. Kaum zu glauben, dass die Ungetüme demnächst dazu dienen sollen, einen Bach am Fließen zu halten. Das ist nötig, denn die Bauarbeiten für die Umgehungsstraße zwischen Katschenreuth und Melkendorf erfordern ein Umleiten des Gewässers an der Staatsstraße 2190. "Der Prosser Bach soll dann noch ungehindert abfließen können, wenn später die Behelfsfahrbahn den Bach quert", begründet Bauoberrat Siegfried Beck vom Staatlichen Bauamt Bayreuth das Vorgehen.
Ausweichen müssen die Autofahrer - wenn derzeit auch nur den Baggern und Lastwagen der ausführenden Baufirma. Das aber bleibt nicht so. "Die Behelfsstraße zur Umfahrung der Baustrecke soll bis Ende Juni fertig sein", sagt Beck.
Danach wird es enger: Weil der Eingriff in die Landschaft möglichst gering gehalten werden soll, wird die Ausweichroute, auch "Provisorium Süd" genannt, einspurig gestaltet. Eine Ampelanlage regelt den Verkehr.
Eine Vollsperrung der Staatsstraße zumindest für den Bau dieses Streckenabschnitts ist nicht vorgesehen, sagt Beck. "Das würde höchstens dann notwendig, wenn es Hochwasser gibt und die Straße überflutet wird."
Melkendorfs Überraschungs-Ei Mülldeponie wird gehoben Über die Sache ist längst Gras gewachsen. Wer sich auf dem - nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegebenen - schmalen Teerband in Richtung Kirche und Friedhof bewegt, der kommt auch an ihr vorbei: der ehemaligen Müll deponie der einst eigenständigen Gemeinde Melkendorf.
Ein verblasstes Schild mit der Aufschrift "Schutt abladen verboten" erinnert noch an diese Zeit; unterzeichnet ist das Verbot mit "der Gemeinderat".
In den 1970er-Jahren wurden auf dem rund 2300 Quadratmeter großem Areal vor allem Bauschutt, Hausmüll und Erdaushub in einer Tiefe bis 4,50 Meter gelagert. Geschätzte Menge: rund 4500 Kubikmeter. All das würde dort im Untergrund wohl weiter schlummern - wäre da nicht der Bau der Melkendorfer Ortsumgehung. Deswegen müssen Freistaat Bayern und die Stadt Kulmbach ran an die verbuddelten Hinterlassenschaften.
Hoffen auf geringe Belastung "Es hat ein bisschen was von Überraschungs-Ei", sagt Ingo Wolfgram von der Tiefbauabteilung der Stadt. Die Deponie muss komplett ausgehoben werden, weil der Boden als Tragschicht für die neue Trasse nicht taugt.
Was sich nach all den Jahrzehnten noch findet? "Wir hoffen, dass sich die Belastungen in Grenzen halten, so dass wir den Aushub komplett nach Kirchleus auf die dortige Bauschutt-Deponie bringen können." Die große Unbekannte: Welche Verbindungen gingen die Einträge unterirdisch ein? Wie hoch ist die Belastung etwa mit Schwermetallen wie Nickel und Kupfer?
"Die Ausschreibungen für die Arbeiten sind raus, Ende Juli soll es losgehen", sagt Wolfgram. Die Kosten für die Stadt beliefen sich auf rund 270.000 Euro.