Anschluss verpasst in Bayreuth? Das wird Zug-Reisenden künftig seltener passieren. Zum 15. Dezember wird es einen neuen Bahnfahrplan geben. Für den Raum Kulmbach gibt es dabei einige Veränderungen: Kulmbach und Neuenmarkt-Wirsberg erhalten erstmals eine Direktverbindung nach Nürnberg.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) hat die dieselbetriebenen Expressverkehre zwischen Bamberg, Lichtenfels, Bayreuth und Hof für die nächsten zehn Jahre an die DB Regio Nordbayern vergeben. Künftig werden diese Strecken als "Main-Saale-Express" vermarktet. Die DB Regio Nordostbayern wird im Rahmen des Vertrages 1,6 Millionen Zugkilometer pro Jahr erbringen. Mehrere Bahnunternehmen hatten sich an der Ausschreibung beteiligt.
"Der Landkreis Kulmbach hat bislang als einzige oberfränkische Region keine systematische Direktverbindung nach Nürnberg", erläutert Wolfgang Oeser, Pressesprecher der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Dazu komme, dass Fahrgäste, die in Richtung Würzburg fahren wollen, künftig in Bamberg in einen elektrischen Zug umsteigen müssen.
Diese elektrische Leistung von Bamberg nach Würzburg hat die BEG bereits Anfang des Jahres im Rahmen der Ausschreibung "Main-Spessart" an die DB Regio
vergeben. Ab Ende 2015 soll zweistündlich ein durchgehender Expressverkehr von Bamberg über Würzburg nach Frankfurt am Main aufgebaut werden.
Die attraktivere Alternative "Zum Ausgleich wird der Raum Kulmbach eine Direktverbindung Richtung Nürnberg statt der bisherigen nach Würzburg erhalten", sagt Oeser. Die Neigetechnik-Züge Lichtenfels - Bayreuth werden zu diesem Zweck zweistündlich über Pegnitz nach Nürnberg weitergeführt. "Damit erhalten die Kreisstadt Kulmbach und der Bahnknoten Neuenmarkt-Wirsberg erstmals eine regelmäßige Direktverbindung nach Mittelfranken, was für viele Fahrgäste noch interessanter sein dürfte als der bisherige Linienendpunkt Würzburg."
Das Umsteigen in Bayreuth kann zweistündlich entfallen - und damit auch das Risiko, bei Verspätungen den Anschluss zu verpassen.
Der bisherige Umfang
der Bahnverbindungen bleibt erhalten. Die Eisenbahngesellschaft hat bei der DB Regio von 5 bis 23 Uhr zwischen Bayreuth bzw. Hof und Lichtenfels einen Stundentakt bestellt. Bamberg wird ab Mitte Dezember um eine Stunde versetzt zum heutigen Fahrplan aus Richtung Hof und Bayreuth erreicht, um alle wichtigen Anschlussverbindungen in den Knotenbahnhöfen sicherzustellen. In Lichtenfels wird es schnelle Übergänge Richtung Nürnberg und Coburg, in Bayreuth Richtung Nürnberg und in Hof Richtung Sachsen geben.
Neu: Flügel in Marktschorgast Die Regio Nordostbayern führt im Auftrag der Bayerischen Eisenbahngesellschaft auch im neuen Vertrag das bisherige Flügelzug-Konzept fort: Die stündlich in Neuenmarkt-Wirsberg aus Bayreuth und Hof eintreffenden Zugteile werden ab 8 Uhr zur Weiterfahrt Richtung Westen vereinigt und in der Gegenrichtung getrennt, um den Fahrgästen ein Umsteigen zu
ersparen. Vor 8 Uhr müssen Fahrgäste aus Bayreuth bei einzelnen Zügen in Neuenmarkt-Wirsberg umsteigen.
Neu eingeführt wird eine zusätzliche Flügelung in Marktschorgast. Die beiden Regionalexpresslinien Hof - Bayreuth - Nürnberg und Hof - Neuenmarkt/Wirsberg - Lichtenfels werden zweistündlich (immer in der ungeraden Stunde ab Hof zur Minute 36) vereinigt bis Marktschorgast verkehren. Von dort fährt der vordere Zugteil weiter über die Schlömener Kurve Richtung Bayreuth - Nürnberg, der hintere Zugteil via Kulmbach nach Lichtenfels.
Welche Vorteile bringt das? In Marktschorgast können Fahrgäste erstmals zweistündlich in den Regionalexpress Hof - Nürnberg einsteigen und erhalten damit eine Direktverbindung nach Bayreuth und weiter nach Mittelfranken (bislang muss hier in der Regel in Neuenmarkt-Wirsberg der Zug gewechselt werden).
In der Gegenrichtung müssen Reisende nach
Marktschorgast allerdings weiterhin umsteigen, da der Regionalexpress Nürnberg - Bayreuth - Hof Richtung Norden nicht in Marktschorgast hält.
Warum gibt es überhaupt Flügelkonzepte auf Bahnstrecken? "Sie erlauben Direktverbindungen, wo Fahrgäste sonst den Zug wechseln müssten. Im Zulauf auf größere Knotenbahnhöfe gibt es außerdem oft nicht genug Fahrplantrassen, um alle Linien nacheinander abzuwickeln", sagt Wolfgang Oeser. Zwischen Hof und Marktschorgast wird im konkreten Fall der eingleisige Strecken-Engpass Stammbach - Marktschorgast um eine Fahrplantrasse entlastet. Die Fahrgäste dürfen damit hoffen, dass die Züge künftig pünktlicher sind.
"Schienenmaut" sparen Wichtig ist für die Betreiber darüber hinaus auch der finanzielle Aspekt: DB Netz verlangt für jeden zurückgelegten Zugkilometer ein Trassenentgelt zwischen vier und fünf Euro - eine Art "Schienenmaut". Fahren Züge vereinigt, muss nur einmal bezahlt werden. Oeser: "Das spart dann letztlich auch Steuergelder."