Die bis zu ihrem Tod im Juni von Elfriede Frank geführte Traditionsgaststätte im Kulmbacher Ortsteil der Blaich schließt. Die Brauerei sucht neue Pächter.
Ottmar Schmidt und einige seiner Freunde, mit denen er sich regelmäßig zum Schafkopfen in der "Einkehr zur Schmiede" trifft, sind traurig. "Das ist eines der letzten echten Wirtshäuser in Kulmbach, wo man noch karten kann", sagt der ehemalige Redaktionsleiter der Bayerischen Rundschau. "Das haben wir immer sehr geschätzt." Seit Jahrzehnten kommt Schmidt in die "Schmiede". Mit seiner Kartenspiel-Runde trifft er sich dort alle 14 Tage, immer dienstags, am späten Nachmittag.
Zu dem Quartett, das es sich an einem Tisch in der Gaststube gemütlich macht, gehören Jochen Heinz, Richard Schneider und Günter Müller. Die Karten werden ausgepackt, das Kleingeld aus dem Geldbeutel gekramt. "Wir spielen nur um Cent-Beträge, aber so macht es mehr Spaß", sagt Jochen Heinz.
"Die ,Schmiede' ist eine gewachsene Geschichte, ein Ort, wo man gern hingeht", meint Richard Schneider. Nette Unterhaltung, Geselligkeit, ein bisschen Kartenspielen - für ihn gehört das zum Leben - "und natürlich nach dem Spielen noch was Gutes essen, auch dafür ist die Schmiede ja bekannt."
Die Gäste sind auch Freunde
"Es tut mir leid um jeden einzelnen Gast", sagt Doris Eber. "Viele halten unserer Familie seit Jahrzehnten die Treue. Sie sind nicht nur Gäste, sondern auch Freunde."
Das Herz der 52-Jährigen hängt an der "Schmiede". Die Familie hat direkt über der Gaststätte gewohnt: Doris Eber ist mit Küche und Gaststube aufgewachsen, hat schon als Teenager die Gäste bedient. Die Entscheidung, das Wirtshaus aufzugeben, fällt ihr deshalb sehr schwer. "Ich wollte nach dem Tod meiner Mutter unbedingt die ,Schmiede' in ihrem Sinne weiterführen, aber ich musste einsehen, dass ich das allein nicht bewältigen kann", sagt sie. "Das ist eine Aufgabe für eine Familie - so wie es bei uns war."
Gerade einmal 21 Jahre alt war Elfriede Frank, als sie gemeinsam mit ihrem Mann Josef, einem gelernten Metzger, vor 58 Jahren die Gaststätte in der Blaich übernommen hat, die damals eine einfache Bierwirtschaft war. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes 1992 führte sie das Wirtshaus alleine weiter, tatkräftig unterstützt von Tochter Doris. Elfriede Franks Kochkünste und ihre liebenswerte Art machten aus der "Schmiede" einen beliebten Treffpunkt, wo man es sich gerne gut gehen lässt. Im Juni diesen Jahres ist sie gestorben.
Seit sie die Verantwortung allein trage, bekomme sie ihren Mann kaum noch zu Gesicht, sagt Doris Eber. Obendrein fühle sie sich in der Küche nicht so wohl wie ihre Mutter. "Früher haben wir uns die Arbeit geteilt. Die Mama war in der Küche, ich in der Gaststube.Wir waren ein tolles Team! Sie hat bis zuletzt hier gewohnt, war von früh bis spät im Einsatz. Das Wirtshaus war ihr Zuhause, ihr Leben."
Bis zum 31. August gilt die vorläufige Konzession, die Doris Eber übergangsweise das Weiterführen der "Schmiede" ermöglicht hat. "Ich müsste jetzt für die Zeit ab 1. September eine neue Konzession beantragen, einen Pachtvertrag mit der Brauerei schließen. Aber ich habe mich dagegen entschieden, weil es für mich allein zu viel Arbeit ist. Und obwohl die Gaststätte beliebt ist und sehr gut läuft - sie wirft nicht so viel ab, dass ich mir zusätzliches fest angestelltes Personal leisten könnte."
Viele schöne Erinnerungen
"Natürlich ist es sehr, sehr schade, dass erst mal Schluss ist, aber wir verstehen das natürlich", sagt Ottmar Schmidt. "Man kann gar nicht hoch genug schätzen, was Elfriede Frank über Jahrzehnte geleistet hat. Sie fehlt und ist nicht zu ersetzen."
Viele nette Erinnerungen verbindet der 86-Jährige mit Elfriede Frank: "Sie hat mich sogar beim Karten vertreten, damit ich zwischendurch mal eine rauchen gehen konnte", erzählt er mit einem Schmunzeln.
Nun sei das Quartett leider erst einmal heimatlos. "Wir müssen uns halt ein anderes Wirtshaus suchen", seufzt Günter Müller. Die Herrenrunde hofft mit allen anderen Stammgästen darauf, dass die Zwangspause nicht allzu lange dauert. "Wenn wieder offen ist und alles passt, kommen wir gern wieder!"
Die Brauerei sucht bereits einen neuen Pächter. "Wir bedauern es sehr, dass Doris Eber die Schmiede aufgibt, aber wir haben vollstes Verständnis für ihre Entscheidung", sagt Helga Metzel, Leiterin der Unternehmenskommunikation. "Es ist bewundernswert, dass sie den Versuch unternommen hat, das Traditionsgasthaus im Sinne ihrer Mutter allein weiterzuführen. Wir hoffen, dass wir bald jemanden finden, der die ,Schmiede' in ähnlicher Weise betreibt, wie es Elfriede Frank getan hat."
Dass das gelingt, wünscht sich auch Doris Eber - und dass auch für die Zukunft der Charakter des urigen Wirtshauses erhalten bleibt.