Auch am Wochenende liefen die Feierlustigen auf der Straße und ließen Autos nicht durch. Auch wurde eine Anwohnerin, die ihr Auto abstellen wollte, angepöbelt. Anfassen, umarmen, andere ohne Maske herzen, abklatschen - alles an der Tagesordnung, ohne dass jemand einschreiten würde.
Was soll da eine einzige Polizeistreife ausrichten? Sie würde einen Tumult auslösen, einen Proteststurm.
"Dass die Gäste ab 23 Uhr nicht mehr draußen sein dürfen, hat etwas mit Lärmschutz zu tun. Das ist das eine - aber jetzt, in Zeiten von Corona, können wir hier ein Klein-Gütersloh haben", sieht Matthias Wuschek vom "Casa" die Situation mit Argwohn und mit Sorge. Der Wirt hat vier Parkplätze von der Stadt gemietet, eine große Terrasse errichtet, um Sitzplätze draußen zu schaffen. Und er hat ein bisschen Sorge, dass die Behörden irgendwann wieder komplett den Riegel vorschieben müssen. Seine Sorge ist nicht unbegründet. Denn eine Selbstregulierung scheint, trotz aller Beteuerungen, nicht zu gelingen.
Es gibt aber auch viele Vernünftige. Alina Mertens, Maja Hempfling und Sarah Prell haben sich schon am frühen Abend einen Sitzplatz im Zentrum der Feiermeile gesichert: in der Sohle. "Für uns war es klar, dass wir am Wochenende hierherkommen wollen", sagte Maja Hempfling. Gemeinsam genossen sie die laue Sommerabendstimmung. "Später schauen wir dann, ob wir drinnen einen Platz bekommen", sagt Hempfling ganz vernünftig. Dass am vergangenen Wochenende die Situation so eskaliert ist, lag wohl daran, dass eigentlich Altstadtfest gewesen wäre. "Das Wetter war schön. Viele wollten das Altstadtfest, auch wenn es in diesem Jahr ausfällt, feiern", mutmaßt Sarah Prell. Dass die Jugend sich nichts um die Corona-Regeln schert, weisen die drei von sich. "Die Stimmung ist schon etwas anders. Ich habe jetzt keine Angst vor Corona, aber schon Respekt. Und ich halte mich auch an die Regeln", sagt Alina Mertens.
In der Cuba-Lounge geht es gesittet zu, wie auch im Roberts oder in all den anderen Freiluft-Lokalitäten. Sitzen, reden, sich treffen - aber mit Respekt und Abstand ist die Devise.
"Wir sind öfters in der Cuba-Lounge. Die Stimmung ist hier ganz gut", sagt Ronja Rausch, die gemeinsam mit Michelle Martin gekommen ist. Dass die beiden ganz gemütlich sitzen und dass sie ihre Maske aufsetzen, sobald sie nach drinnen gehen, ist für die beiden selbstverständlich.
"Es gibt Schlimmeres als die Maske. Da kann man sich wirklich dranhalten", sagt Ronja Rausch. Mit den Beschränkungen können die beiden leben. "Wir versuchen, einen Platz drin zu bekommen. Wenn das nicht klappt, gehen wir halt heim", erklärt Michelle Martin.