Obere Stadt: So mancher ignoriert die Regeln

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Leute, die auf der Straße laufen und die Autos nicht durchlassen, Menschen, die sich im Freien treffen, ohne dabei auf Abstand zu achten, sind am Ende der Oberen Stadt eher anzutreffen. Foto: Sonny Adam
Leute, die auf der Straße laufen und die Autos nicht durchlassen, Menschen, die sich im Freien treffen, ohne dabei auf Abstand zu achten, sind am Ende der Oberen Stadt eher anzutreffen. Foto: Sonny Adam
In der Cuba Lounge ging es gesittet zu: Die Feierlustigen nutzten die aufgestellten Bierkästen und Paletten, keine Passanten standen auf der Straße. Foto: Sonny Adam
In der Cuba Lounge ging es gesittet zu: Die Feierlustigen nutzten die aufgestellten Bierkästen und Paletten, keine Passanten standen auf der Straße. Foto: Sonny Adam
 
Die Polizei zeigte am Wochenende in der Oberen Stadt verstärkt Präsenz. Foto: Sonny Adam
Die Polizei zeigte am Wochenende in der Oberen Stadt verstärkt Präsenz. Foto: Sonny Adam
 
Auf der Terrasse im Casa geht es geregelt zu, die Abstandsregeln werden eingehalten. Allerdings ist das Publikum im Casa ein anderes als in den gegenüberliegenden Kneipen. Foto: Sonny Adam
Auf der Terrasse im Casa geht es geregelt zu, die Abstandsregeln werden eingehalten. Allerdings ist das Publikum im Casa ein anderes als in den gegenüberliegenden Kneipen. Foto: Sonny Adam
 
Schlange stehen vor dem Dönerimbiss, sich mit Freunden treffen - auch am Wochenende war die Obere Stadt voll, doch die Situation eskalierte nicht. Foto: Sonny Adam
Schlange stehen vor dem Dönerimbiss, sich mit Freunden treffen - auch am Wochenende war die Obere Stadt voll, doch die Situation eskalierte nicht. Foto: Sonny Adam
 
Alina Mertens, Maja Hempfling und Sarah Prell kommen oft am Wochenende in die Sohle, um sich zu treffen und um in lockerer Atmosphäre zu feiern. Letztes Wochenende eskalierte die Situation, weil viele in kleinem Rahmen das Altstadtfest feiern wollten, vermuten die Mädchen.Foto: Sonny Adam
Alina Mertens, Maja Hempfling und Sarah Prell kommen oft am Wochenende in die Sohle, um sich zu treffen und um in lockerer Atmosphäre zu feiern. Letztes Wochenende eskalierte die Situation, weil viele in kleinem Rahmen das Altstadtfest feiern wollten, vermuten die Mädchen.Foto: Sonny Adam
 
Ronja Rausch und Michelle Martin sitzen in der Cuba-Lounge und genießen den Sommerabend ganz gesittet und unter Einhaltung der Abstandsgebote. Foto: Sonny Adam
Ronja Rausch und Michelle Martin sitzen in der Cuba-Lounge und genießen den Sommerabend ganz gesittet und unter Einhaltung der Abstandsgebote. Foto: Sonny Adam
 
Sohle-Wirt Sinan Portakaal ermahnte die Gäste, beim Betreten des Lokals Masken aufzusetzen und versuchte zu verhindern, dass sich massenweise Gäste auf der Straße ansammeln. Foto: Sonny Adam
Sohle-Wirt Sinan Portakaal ermahnte die Gäste, beim Betreten des Lokals Masken aufzusetzen und versuchte zu verhindern, dass sich massenweise Gäste auf der Straße ansammeln. Foto: Sonny Adam
 

In der Oberen Stadt scheint dem einen oder anderen Besucher das Corona-Virus egal zu sein. Es wird gefeiert ohne Maske und Abstand - trotz neuer Vorschriften. So schlimm wie am "Altstadtfest"-Wochenende war es diesmal aber nicht

Die Obere Stadt wird am Wochenende zum Treffpunkt für alle, die endlich einmal wieder raus wollen. Sich mit Freunden treffen, miteinander reden, Cocktails oder Bier trinken und einfach Spaß haben. Das ist die Devise. Vorletztes Wochenende sorgte die Tatsache, dass sich Hunderte Menschen auf offener Straße trafen, für Schlagzeilen und für eine Intervention der Behörden. "An diesem Wochenende war die Lage entspannter, ruhiger", zog die Polizei in Kulmbach ein Fazit.

Schon am frühen Abend zeigte die Polizei erhöhte Präsenz. Im Halbstundentakt fuhr eine Streife durch die Obere Stadt. Es galt, Menschenansammlungen von mehreren Hundert Feierlustigen zu verhindern. "Wir hatten keinen Einsatz. Die Abstandsregeln wurden deutlich besser eingehalten", zog die Polizei ein Resümee.

Auch Anwohnerin Lotte Brach bestätigt, dass es an diesem Wochenende gesitteter zuging. "Am letzten Wochenende bin ich aufgewacht, weil um 23.45 Uhr die Autos nicht mehr durchkamen", erzählt sie. Auch wurde lautstark gesungen, gegrölt - wie bei einem Mega-Fest. An diesem Wochenende war es ruhiger, die Situation ist nicht aus dem Ruder gelaufen. "Vor allem die, die im oberen Bereich wohnen, sind betroffen: der Lärm ist das eine, Corona das andere", sagt Brach.

Doch diese positive Bilanz ist nur die halbe Wahrheit. Mit fortschreitender Stunde und zunehmendem Alkoholpegel wird die Einsicht geringer. Immer wieder muss Sohle-Wirt Sinan Portakaal Feierlustige ermahnen, doch die Maske aufzusetzen, wenn sie das Lokal betreten. Und so mancher pöbelt, lacht und setzt sich bewusst über die Regeln hinweg.

Leute, die die Maske aufhaben, werden offen verlacht. Sprüche wie "Jetzt chill mal deine Nuggets" oder "Was soll die Verkleidung?" sind noch harmlos. Verletzung der Abstands- und Maskenregeln scheinen wie eine Mutprobe. "Ich sitze ja jetzt schon", sagt eine Gruppe und lacht über die Ermahnungen des Wirtes.

"Ich halte mich an die Vorgaben. Das heißt, dass um 22 Uhr die letzten Getränke ausgeschenkt werden und dass ab 22.30 Uhr die Sitzplätze draußen geräumt werden müssen", sagt Sinan Portakaal. Doch die Praxis zeigt, dass der Wirt allein nichts ausrichten könnte.

Während sich in allen anderen Lokalitäten die Sitzplätze nach 22 Uhr langsam leerten, strömten immer mehr Menschen in den oberen Teil der Oberen Stadt. Ziele sind immer der Dönerladen Mufasa, die Sohle und das Pina. Innerhalb von Minuten sammeln sich Dutzende Menschen an. "Bei uns geht es immer erst dann los, wenn die anderen zumachen", sagt Portakaal und vergleicht die Situation mit einem Überfall.

Auch am Wochenende liefen die Feierlustigen auf der Straße und ließen Autos nicht durch. Auch wurde eine Anwohnerin, die ihr Auto abstellen wollte, angepöbelt. Anfassen, umarmen, andere ohne Maske herzen, abklatschen - alles an der Tagesordnung, ohne dass jemand einschreiten würde.

Was soll da eine einzige Polizeistreife ausrichten? Sie würde einen Tumult auslösen, einen Proteststurm.

"Dass die Gäste ab 23 Uhr nicht mehr draußen sein dürfen, hat etwas mit Lärmschutz zu tun. Das ist das eine - aber jetzt, in Zeiten von Corona, können wir hier ein Klein-Gütersloh haben", sieht Matthias Wuschek vom "Casa" die Situation mit Argwohn und mit Sorge. Der Wirt hat vier Parkplätze von der Stadt gemietet, eine große Terrasse errichtet, um Sitzplätze draußen zu schaffen. Und er hat ein bisschen Sorge, dass die Behörden irgendwann wieder komplett den Riegel vorschieben müssen. Seine Sorge ist nicht unbegründet. Denn eine Selbstregulierung scheint, trotz aller Beteuerungen, nicht zu gelingen.

Es gibt aber auch viele Vernünftige. Alina Mertens, Maja Hempfling und Sarah Prell haben sich schon am frühen Abend einen Sitzplatz im Zentrum der Feiermeile gesichert: in der Sohle. "Für uns war es klar, dass wir am Wochenende hierherkommen wollen", sagte Maja Hempfling. Gemeinsam genossen sie die laue Sommerabendstimmung. "Später schauen wir dann, ob wir drinnen einen Platz bekommen", sagt Hempfling ganz vernünftig. Dass am vergangenen Wochenende die Situation so eskaliert ist, lag wohl daran, dass eigentlich Altstadtfest gewesen wäre. "Das Wetter war schön. Viele wollten das Altstadtfest, auch wenn es in diesem Jahr ausfällt, feiern", mutmaßt Sarah Prell. Dass die Jugend sich nichts um die Corona-Regeln schert, weisen die drei von sich. "Die Stimmung ist schon etwas anders. Ich habe jetzt keine Angst vor Corona, aber schon Respekt. Und ich halte mich auch an die Regeln", sagt Alina Mertens.

In der Cuba-Lounge geht es gesittet zu, wie auch im Roberts oder in all den anderen Freiluft-Lokalitäten. Sitzen, reden, sich treffen - aber mit Respekt und Abstand ist die Devise.

"Wir sind öfters in der Cuba-Lounge. Die Stimmung ist hier ganz gut", sagt Ronja Rausch, die gemeinsam mit Michelle Martin gekommen ist. Dass die beiden ganz gemütlich sitzen und dass sie ihre Maske aufsetzen, sobald sie nach drinnen gehen, ist für die beiden selbstverständlich.

"Es gibt Schlimmeres als die Maske. Da kann man sich wirklich dranhalten", sagt Ronja Rausch. Mit den Beschränkungen können die beiden leben. "Wir versuchen, einen Platz drin zu bekommen. Wenn das nicht klappt, gehen wir halt heim", erklärt Michelle Martin.