Knackpunkt: Verkehrsanbindung
Deutlich wurde bei der Debatte nicht zuletzt: Wenn die Pläne zum Tragen kommen sollen, dann wird die Verkehrserschließung eine der größten Herausforderungen werden. Eine langfristig funktionierende, gut durchdachte Verkehrsanbindung des alten und neuen Gewerbegebiets sei der Knackpunkt jeder Planung, betonten zahlreiche Redner.
Häufig zu hörendes Argument der Gewerbegebietsgegner: Es sei überdimensioniert. Könnte man nicht stattdessen Lücken schließen mit kleineren Flächen oder von Haus aus ein kleineres Gewerbegebiet ausweisen? "Das würde ich liebend gerne tun, aber da müssten die Grundstückseigentümer mitspielen", sagt der Bürgermeister. Und er betont: Es werden zusätzlich große Flächen gebraucht, die anderswo im Gemeindegebiet nicht zur Verfügung stehen.
Dieter Hornfeck, einer der Sprecher der Bürgerinitiative "Nein zum neuen Gewerbegebiet in Himmelkron", fragt nach: Könnte man das Gebiet nicht dem tatsächlichen Bedarf entsprechend etappenweise erschließen? Dagegen spricht laut Bürgermeister, dass die äußere Erschließung sehr aufwendig ist und dadurch hohe Fixkosten pro Quadratmeter mit sich bringt. Das lohne sich erst ab einer gewissen Größenordnung. Letztlich müssten die Gewerbeflächen wettbewerbsfähig bleiben.
Die Himmelkronerin Lydia Schoberth hat Bedenken wegen des gewaltigen Flächenverbrauchs: "Warum müssen wird das jetzt durchboxen, die letzte Fläche, die die Gemeinde hat, aufgeben? Wir wissen doch gar nicht, was die Zukunft bringt, wie sich die Arbeitswelt entwickeln wird. Vielleicht bräuchten wir die Fläche später für etwas anderes?"
Karlheinz Vollrath, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz, sieht das ganz ähnlich: "Alle wollen Positives für die Zukunft. Aber was ist positiv? Artenschutz und Atomenergie werden intensiv diskutiert, aber das Thema Flächenversiegelung steht auch im Fokus. Alle politischen Parteien sagen, sie wollen die Flächenversiegelung reduzieren."
"Weiche in die falsche Richtung gestellt"
Eine wichtige Frage für Vollrath ist auch: Welche Art von Arbeitsplätzen entsteht da in dem neuen Gewerbegebiet. Wenn ein Investor plant, habe die Gemeinde wenig Einfluss, welches Gewerbe siedelt sich ansiedelt: "Entstehen ernstzunehmende sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze? Oder machen wir das dritte Logistikunternehmen in Himmelkron auf? Der Wahnsinn auf den Straßen wird täglich mehr. Hier wird aus Sicht des Bundes Naturschutz eine Weiche in die falsche Richtung gestellt."
Erstmals vor Publikum äußerte sich der mögliche Investor: Bernhard Rückert, Geschäftsführer der bauwo Grundstücksgesellschaft mbH, der wegen eines Termins in Hannover nicht persönlich anwesend sein konnte, aber telefonisch zugeschaltet war und sich den Fragen von Rundschau-Redaktionsleiter Alexander Müller und aus dem Publikum stellte. Viel Konkretes erfuhren die Zuhörer von ihm jedoch nicht - und er lieferte auch die Begründung dafür: Aufgrund der kontroversen Diskussionen wolle er lieber das Ergebnis des Bürgerentscheids abwarten, "bevor wir hohe fünfstellige Summen investieren".
Investitionen müssen sich lohnen
Keinen Zweifel ließ Rückert daran, dass sich Investitionen für seine Firma auch lohnen müssen: Die bestmögliche Integration in die Landschaft, wenig Flächenversiegelung und andere Forderungen seien mit höheren Kosten verbunden. "Wir sind kein Wohlfahrtsunternehmen. Wir stehen alle in einem wirtschaftlichen Wettbewerb. Wenn die Flächen wegen der Vorgaben das Dreifache kosten wie in Kommunen in der Umgebung, dann wird sich das nicht rechnen."
Verantwortung gegenüber künftigen Generationen
Wilhelmine Denk von der Himmelkroner Bürgerinitiative, sieht sich seit ihrem Engagement gegen das Gewerbegebiet nicht nur mit Zustimmung, sondern auch mit Anfeindungen und Vorwürfen konfrontiert. "Ich werde von einigen Leuten nicht mehr gegrüßt. Aber damit muss ich leben. Man hat doch eine Verantwortung künftigen Generationen gegenüber, und dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden. Man muss auch mal den Mund aufmachen!"
Es sei schon richtig, dass Himmelkron sich "wahnsinnig entwickelt" habe in den letzten Jahren. Aber: " Wir sind ein Ort mit 3600 Einwohnern. Man muss auch deren Lebensqualität sehen. Es ist ein beträchtlicher Lärm, der hier durch den Ort zieht. Das ist Wahnsinn. Und das steigende Verkehrsaufkommen bringe nicht nur Lärm, sondern auch Abgase, Wir können doch nicht dauernd so weitermachen. Wir atmen das alles jeden Tag ein, ebenso wie unsere Kinder und Enkel. Es muss eine Grenze geben. 24 Hektar auf einen Schlag - das ist wirklich eine Nummer zu groß."
Entscheidung treffen die Bürger
Wie es weitergeht mit dem Gewerbegebiet in Himmelkron, wird das Ergebnis des Bürgerentscheids am 26. Mai zeigen.