Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) hat Verständnis für die Anwohner: "Die Leute haben viel Geld investiert und haben jetzt eine viel befahrene Straße vor der Haustür. Ich kann nachvollziehen, dass sie fordern, dass was getan werden muss." Im Stadtrat werde über das weitere Vorgehen informiert, so Schramm, der auch das Gespräch mit der Obersten Baubehörde suchen will.
OB: "Ich bitte um etwas Geduld"
Der OB gibt zu bedenken, dass ein Wall sicherlich eine beträchtliche Höhe haben und die Sicht zumindest teilweise verbauen würde. Man müsse mit den Anwohnern abklären, was sie sich wünschen, gemeinsam nach einer sinnvollen Lösung suchen. Vielleicht, so Schramm, könnten verschiedene lärmmindernde Maßnahmen kombiniert werden. In die Planungen einbezogen werden müsse die Frage, ob eine Erweiterung des Baugebiets in Frage kommt. "Ich bitte daher um etwas Geduld."
Aussagen, die hoffnungsfroh stimmen. "Wir sind nach den positiven Signalen, die wir erhalten haben, zuversichtlich, dass kein Schnellschuss gemacht, sondern nach einer optimalen Lösung gesucht wird", sagt Susi Wiesel. Dass das Staatliche Bauamt sich bei seiner Bewertung des Lärms auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2002 stützt (siehe "Staatliches Bauamt: Lärmschutz beachtet"), können die Melkendorfer nicht verstehen. "Der Verkehr hat doch seitdem zugenommen", sagt Pia Angermann, die nun ihre Hoffnung auf die Stadt Kulmbach setzt. Und gespannt ist, was der Stadtrat entscheidet.
Staatliches Bauamt: Lärmschutz beachtet
Dass beim Bau der Umgehung der Lärmschutz "vollumfänglich abgehandelt wurde", stellt der Leiter des Staatlichen Bauamts in Bayreuth, Kurt Schnabel, fest. In den Planfeststellungsunterlagen vom 30. August 2002 seien die Ergebnisse schalltechnischer Untersuchungen dargelegt worden. "Hierbei hat sich gezeigt, dass die gesetzlichen Grenzwerte am Tag und in der Nacht nicht überschritten werden. Im Planfeststellungsbeschluss sind deshalb keine aktiven Lärmschutzmaßnahmen entlang der 100 Meter von der Bebauung entfernten Südumgehung in Form von Wänden oder Wällen vorgesehen."
Wie Schnabel mitteilt, ist aufgrund der Forderungen der Stadt Kulmbach im Streckenabschnitt zwischen der Einmündung nach Unterzettlitz und der Anschlussstelle Melkendorf-Ost zusätzlich zu den Festlegungen im Planfeststellungsbeschluss ein lärmmindernder Belag aufgebracht worden. "Mit dem Einbau dieses Fahrbahnbelages konnte der Lärmschutz im Zuge der Ortsumgehung Melkendorf mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand wesentlich verbessert werden."
Keine gesetzliche Verpflichtung
Für weitergehende Lärmschutzmaßnahmen in Form von Wänden oder Wällen gibt es laut Schnabel keine gesetzliche Verpflichtung. Hierzu auch ein Kommentar von Alexander Hartmann
Von einer Baustelle zur nächsten
Es klingt paradox. Da haben die Melkendorfer jahrelang über die hohe Verkehrsbelastung geklagt und sich die Umgehung erkämpft, und was machen die Melkendorfer jetzt? Sie klagen über den Verkehr. Hört sich widersprüchlich an, ist es aber nicht. Denn der Ärger hat sich in Melkendorf durch das 14 Millionen Euro teure Bauprojekt nämlich nur verlagert. Während das alte Dorf (tot?)-beruhigt, durch die Rückstufung der Ortsdurchfahrt die Sicherheit gerade für die Fußgänger erhöht wurde, bekommen den Lärm jetzt viele ab, die ihr Eigenheim im Baugebiet Am Siegberg errichtet und dort bis dato ganz ruhig am Rande des Rotmaintals gelebt haben. Dabei war den Häuslebauern schon beim Spatenstich bewusst, dass ihnen die Umgehung irgendwann vor die Nase gesetzt würde. Dass die Trasse jetzt aber in Teilen fast höhengleich zum Neubaugebiet liegt und keinerlei Lärmschutzmaßnahmen ergriffen wurden, hat sie verwundert und bringt sie auf die Barrikaden.
Wie man ihnen jetzt noch helfen, die Lärmbelästigung reduzieren kann? Vermutlich durch die Schaffung eines großen Erdwalls oder einer Bretterwand, die den Melkendorfern dann aber wohl eines versperren würden: den herrlichen Blick ins Rotmaintal. Eine Frage, die sich den Anwohnern stellt? Warum hat man die neue Staatsstraße nicht in der Senke gebaut und so auch auf einen natürlichen Lärmschutz gesetzt? Auf eine Antwort darauf warten die Melkendorfer nach wie vor.
Ihr Beispiel macht übrigens eines deutlich: Wo zig Millionen Euro in riesige Straßenbauprojekte investiert werden, gibt es nach der Verkehrsfreigabe nicht nur Gewinner, sondern gleichzeitig viele Verlierer. Das haben die Menschen Am Siegberg nun leidvoll erfahren, und das werden in naher Zukunft wohl auch die Bürger in Untersteinach und Stadtsteinach zu spüren bekommen - zwei Kommunen, in denen durch gewaltige Umgehungsstraßen eine Baustelle beseitigt, damit aber eine neue geschaffen wird.
Auch in der Stadt Weismain, die sich bald dem Schwerlastverkehr öffnet, wird künftig sicherlich so mancher Bürger fluchen. Dort donnern die Lastwagen auf der Umgehungsstraße dann nämlich mehr oder weniger direkt durch das Stadtgebiet.hn
Nach einer Gewöhnungszeit von 2-3 Jahren nimmt man den Verkehr nicht mehr bewusst wahr.
Anfangs ist es eben neu. Ich würde es aussitzen!
Dem Kommentar von Ruebenboetz ist grundsätzlich zuzustimmen.
Aber auf Wunsch der Häuslebauer wurde der bereits einmal vorhandene Lärmschutzwall entfernt. Man wollte die Sicht ins Tal! Für den Wall sind Kosten für das Errichten und wieder Entfernen entstanden. Es ist hoffentlich so, das diese Kosten seinerzeit auf die Anlieger umgelegt worden sind. Nun sollen wieder Schallschutzmaßnahmen errichtet werden, und am besten so, da man weiterhin ins Tal schauen kann (!). Unabhängig davon, das jeder Käufer eines Grundstücks seit Jahren weis das die Umgehung kommt, und die Baumaßnahme durch die lange Bauzeit auch "erkennbar" war, sollte man doch auch einmal über die "neuen" Kosten sprechen. Eine Umlegung auf die Allgemeinheit (Bürger der Stadt) wird hoffentlich nicht kommen. Oder jeder Hausbesitzer bzw. jede Anliegergemeinschaften möchte für den eignen Bereich Sondermaßnahmen (muß ja nicht unbedingt ein Lärmschutzwall sein). Bei manchen würde es ja genügen, das die Straße in einem einigermaßen befahrbaren Zustand ist, da wäre und ist ein erheblicher Nachholbedarf da, der dazu der Allgemeinheit zu gute kommt. Wünsche dem Stradtrat eine gute und nachvollziehbare Entscheidung.
Erst forden die Einen eine Umgehung, dann schreien die Nächsten, wenn die Umgehung da ist. Verkehr bedeutet eben (fast) immer eine Belästigung der Anlieger, ich sprech hier aus Erfahrung. Das Problem ist dem dem Bau von Umgehungen, Schallschutzmaßnahmen, neuen Straßen, Brücken und Tunnels aber nicht gelöst. Es müssen grundsätzlich neue Verkehrskonzepte, insbesondere in Bezug auf den Schwerlastverkehr her (bedeutetr natürlich auch, dass ich als Kunde keinen 24 Std. Lieferservice mehr erwarten kann!) um des Gesamtaufkommen zu vermindern. Nur Verkehr der nicht da ist verursacht auch keinen Lärm.
Und wieder zeigt sich an einem praktischen Beispiel wofür Ortsumfahrungen primär gebaut werden. Das Märchen vom Schutz der Bevölkerung vor dem Verkehr wird auch nicht wahrer wenn man es noch 100 mal erzählt. Der einzig Grund für diesen Bauwahn ist, immer mehr Verkehr aufnehmen zu können und möglichst schnelle Verbindungen von a nach b zu erreichen. Gänzlich aus dem Blick verliert man dabei, dass wir ein grundlegendes Umdenken benötigen! Ein weiter so kann es, übrigens nicht nur in der Verkehrspolitik, nich geben. Der „ Sturz auf die Nase“ wird umso schmerzhafter, je später wir mit dem Umdenken beginnen.
Hätte man sich die komische Brücke nach Melkendorf gespart und statt dessen den Kreisel direkt auf die Umgehungsstraße gesetzt wären die Lärmschutzmaßnahmen schon finanziert.