Nerviger Hickhack mit dem Stromversorger Eon

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Die Korrespondenz mit Eon füllt bei Otto Voreck mittlerweile einen Ordner.
Die Korrespondenz mit Eon füllt bei Otto Voreck  mittlerweile einen Ordner.
Jochen Nützel

Otto Voreck aus Fölschnitz fühlt sich nach einem Haustürgeschäft mit Eon wie beim Hase-Igel-Wettlauf.

Halb Deutschland redet von einer möglichen Energiekrise im Winter - bei Otto Voreck in Fölschnitz ist das Thema Energieversorgung ungewollt zu einer akuten Frage geworden, nämlich beim Strom. Der 70-Jährige ist einer jener Ködnitzer Bürger, die im Juni bei einem Haustürgeschäft des Versorgers Eon - nach dem Hinweis auf angeblich "günstige Optionen im Zuge steigender Strompreise" - einen neuen Vertrag unterzeichnet haben und sich plötzlich über den Tisch gezogen fühlten (wir berichteten bereits über den ähnlichen Fall einer Seniorin aus der Gemeinde).

Ergebnis nach sechs Wochen: ein dicker Ordner mit Beschwerden, Einschreiben, dazu diverse Telefonate, geplante - und geplatzte - Umstellungen. Ein Hickhack in Papierform, buchstäblich Ausdruck strapazierter Nerven. "Meine Frau und ich sind seit Jahrzehnten Eon-Kunden und maßlos enttäuscht und verärgert über das unseriöse Geschäftsgebaren", sagt Otto Voreck und schüttelt den Kopf.

Wenn der Subunternehmer klingelt

Man fühlt sich wie beim Buchbinder Wanninger, wenn der Fölschnitzer die Chronologie der Ereignisse darlegt. Auslöser war der Fakt, dass der ursprüngliche Vertrag der Familie mit Eon im August ausläuft. "Aufgrund dessen unterschrieb ich am 7. Juni einen neuen Kontrakt bei einer Servicemitarbeiterin von Eon, die aber - wie sich später herausstellte - von einem Subunternehmer namens Impeak GmbH Potsdam auch bei uns vorbeigeschickt wurde. Beim Nachschauen der Angebote auf der Homepage stellte ich fest: Der Tarif, der mir unterbreitet wurde, war da gar nicht aufgeführt." Und die Konditionen waren offenbar auch schlechter als bei anderen Angeboten des Versorgers.

Nach einem Telefonat mit einem Mitarbeiter bei Eon kommt eine Umstellung zustande - der Haustürtarif ist also rückgängig gemacht. Dachte zumindest Otto Voreck. "Ein Mitarbeiter hat auf meine Nachfrage am 14. Juni bestätigt, dass damit der betreffende Tarif widerrufen ist und künftig der mit ihm vereinbarte gültig wäre. Überraschenderweise bekamen wir dann von Eon zwei Wochen später ein Schreiben über eine vermeintliche Schlussrechnung 2021/22, der zu entnehmen ist: Der mit dem Mitarbeiter abgeschlossene Tarif wurde beendet - dabei haben wir genau diesen Abschluss eben nicht widerrufen, beendet werden sollte doch unser ominöser Haustürtarif!"

Es ist zum Verzweifeln für den Fölschnitzer. Doch für Otto Voreck ist damit das Ende der Fahnenstange leider noch nicht erreicht. "Zu unser neuerlichen Überraschung wurden meine Frau und ich vergangene Woche darüber informiert, dass wir in einem sogenannten Übergangstarif gelandet seien. Danach wechseln wir automatisch in die Grundversorgung, falls wir bis zum 27. September keinen neuen Vertrag abschließen - dann aber sehr wahrscheinlich zu den aktuell deutlich höheren Kosten."

Der Fölschnitzer verlangte eine Begründung von Eon über den neuerlichen Winkelzug. Ohne Ergebnis, wie er sagt. "Auf unsere schriftlich eingereichte Beschwerde bei der Geschäftsleitung hat bis heute niemand geantwortet. In diversen Telefonaten konnte keine Klärung erreicht werden, auch wegen Sprachproblemen und nach meiner Einschätzung mangelnder Sachkompetenz beim Kundenservice."

Nach dem Erhalt der wie auch immer gearteten "Schlussrechnung" hat der 70-Jährige nun erneut den Kundenservice kontaktiert. "Diese neue Eon-Mitarbeiterin hatte Zugriff auf unsere Vertragsdaten und konnte unser Problem immerhin nachvollziehen." Besagte Dame hat dem Fölschnitzer zugesagt, sein Anliegen an eine andere Abteilung im Unternehmen weiterzuleiten. Doch auch auf diese - endlich befriedigende - Antwort wartet er seit fast vier Wochen. "Es ist bis heute nichts geschehen. Ein weiterer Telefonanruf ist gescheitert, weil der Service-Mitarbeiter einfach aufgelegt hat."

Plötzlich tut sich was

Otto Voreck wendet sich schließlich an die BR. "Ich wäre letztlich auch zur Energie-Schiedsstelle gegangen", sagt er. Doch nun kam auf Intervention der Redaktion tatsächlich Entwarnung aus der Eon-Zentrale. Von dort heißt es: "Die gute Nachricht vorab: Der Sachverhalt war durch die Kontaktaufnahme von Familie Voreck bereits in unserem Service in Bearbeitung - ab dem 1. August werden wir Sie wieder zu ihren Wunschkonditionen im Rahmen des Stromtarifs E.ON OptimalStrom Öko24 beliefern." Und weiter: Aus Kulanz werde man dem Kunden "die im Zeitraum der Grundversorgung entstandenen Kosten erlassen".

Eon bekundet, man habe bei der Bearbeitung des Wechsels auf den gewünschten Tarif den Vertrag versehentlich Ende Juni beendet und eine Schlussrechnung erstellt. "Dies führte dazu, dass wir Familie Voreck seither im Rahmen der Grundversorgung beliefern. Nach der Kontaktaufnahme Anfang Juli hat unser Service zwischenzeitlich bereits die Beendigung der Grundversorgung zum 31. Juli veranlasst und ab dem 1. August gilt wieder der zuletzt gewünschte Tarif." Man bedauere bei Eon die Unannehmlichkeiten. Die schriftliche Bestätigung an den Kunden stehe noch aus.

Schaler Beigeschmack bleibt

Für Otto Voreck bleibt zwar das Gefühl der Erleichterung, dass nun (hoffentlich) alles gut wird - es bleibt aber auch ein schaler Beigeschmack zurück. "Ich bekenne, dass es unbedacht war von mir, etwas an der Haustür zu unterschreiben. Zufrieden sind wir nur insofern, dass Eon den Fehler beim Tarifwechsel endlich eingeräumt und korrigiert hat." Und er ergänzt: Gegen fragwürdige Geschäftspraktiken müsse man sich zur Wehr setzen. "Und das werde ich auch weiterhin tun."