Mörder und Weiber in der Alten Schule

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Mit "Der Mörder - schon wieder der Gärtner," einem schauspielerisch-musikalischen Kaleidoskop von Ingrit Gabriel und Jan Burdinski geht es im diesjährigen Programm des Stadtsteinacher Frankenwaldtheaters am 5. Mai um 20 Uhr weiter. Foto: Klaus Klaschka
Mit "Der Mörder - schon wieder der Gärtner," einem schauspielerisch-musikalischen Kaleidoskop von Ingrit Gabriel und Jan Burdinski geht es im diesjährigen Programm des Stadtsteinacher Frankenwaldtheaters am 5. Mai um 20 Uhr weiter. Foto: Klaus Klaschka

Das Frankenwaldtheater in Stadtsteinach startet in die neue Saison. Zum Auftakt gab es Wilhelm Busch.

"Dem Bürgerwohle und dem Jugendunterricht" ist laut einer Inschrift das Stadtsteinacher Alte Schulhaus gewidmet. Das Haus, in einer Ecke des Marktplatzes fast versteckt, ist mittlerweile im Besitz von Hannah-Katharina Martin. Ihr Vater Wolfgang Martin nutzt es nun teilweise als Theater. Das eine der ehemaligen Klassenzimmer für einst 60 Kinder für die here Kunst, und einen Raum daneben für den Pausenaufenthalt. Der ist urig möbliert von anno dazumal, und man hat von dort aus einen weiten Blick auf den ansteigenden Frankenwald.
Ein "shabby theatre" nennt es Wolfgang Martin. Aber es ist in Wahrheit nicht schäbig, sondern nur ursprünglich geblieben. Fast im Originalzustand wie 1826. An einer verglasten schadhaften Wandstelle im Flur kann man erahnen, wie damals Innenwände konstruiert wurden.
Acht Veranstaltungen sind im diesjährigen Programm des Frankenwaldtheaters vorgesehen. Vorerst - manchmal kommt auch kurzfristig noch etwas dazu. Überwiegend sind es in diesem Jahr Gastspiele aus dem Fränkischen Theatersommer.
Den Auftakt für die diesjährige Saison machte allerdings das Thurnauer Schlosstheater mit einem Wilhelm-Busch-Abend, bei dem sich zwei Männer trafen, die unterschiedlicher nicht sein könnten - trotz gleichen Vornamens und gleicher Geburtsstadt Frankfurt am Main: Der eher unkonventionelle Wolfgang Martin als "Chef des Hauses" und Wolfgang Krebs, Chef des Thurnauer Theaters. Beide verbindet die gleiche Leidenschaft zur Kunst, für die sich jeder auf seine Weise engagiert.
Dass die Veranstaltung ausverkauft war, lag mit Sicherheit am Ensemble. Thomas Schimmel an Klavier und Gitarre, Tanja Schaller mit Querflöte und Akkordeon sowie Wolfgang Krebs verstanden es als eingespieltes Team, den präsentierten Ausschnitten aus dem Werk Wilhelm Buschs zeitgemäßes Flair zu verleihen, ohne die Wurzeln des Poeten zu verleugnen. Den "ersten Cartoonisten Deutschlands", wie ihn Wolfgang Martin ankündigte.


Zweifelhafte Moral

Busch greift in seinen Bildergeschichten die Selbstzufriedenheit und zweifelhafte Moralauffassung des Spießbürgers und die Frömmelei bürgerlicher und geistlicher Personen an. Er war ein ernster und verschlossener Mensch, der viele Jahre seines Lebens zurückgezogen in der Provinz lebte. Seinen Bildergeschichten maß er zwar wenig Wert bei. Sie waren am Beginn für ihn nur ein Broterwerb. Doch gerade diese machen letztendlichen seinen Nachruhm aus.
Neben dem Reiz der Werke Wilhelm Buschs war es gerade der musikalische "Mantel", der das gewisse Etwas des Abends ausmachte. Thomas Schimmel verstand es vortrefflich, zwischen großer Musik und einfachen Liedchen zu improvisieren. Tanja Schaller setzte vor allem mit der Flöte noch charakteristische Lichter oben auf.


Termine und Karten

Freitag, 5. Mai, 20 Uhr "Der Mörder - schon wieder der Gärtner," schauspielerisch-musikalisches Kaleidoskop von Ingrit Gabriel und Jan Burdinski.

Freitag, 9. Juni, 20 Uhr "Wahnsinnsweiber" - Ein-Frau-Show von Clarissa Hopfensitz zwischen Komik, Ernst und Historie.

Samstag, 1. Juli, 20 Uhr "Lampenfieber - Jetzt mal in Echt." Der Dortmunder Markus Veith jongliert mit fatalistisch-depressiver Stimmung, der er aber nur blendende Aussichten abgewinnen kann.
Freitag, 11. August, 20 Uhr "Das kosmologische Gleichgewicht - Lea und der Tod." In diesem Kammerspiel brechen Kai-Anne Schuhmacher und Bettina Wagner das Prinzip des kosmologischen Gleichgewichts auf das banale Leben herunter.

Freitag, 8. September, 20 Uhr "Hilfe - Die Welt ist aus den Fugen." Ein musikalisch-theatralischer Mut- und Muntermacher über Gott und die Welt von und mit Jan Burdinski.

Freitag, 6. Oktober, 20 Uhr "Aus der Dadenleidung kummd ka Bier." Ein Mundart-Kabarett von Rainer Dohlus, in dem der Professor für Physik, Laser- und Lichttechnik die Niederungen der IT-Technik unter besonderer Berücksichtigung des häuslichen Bierbezugs im drohenden Digital-Zeitalter auslotet.

Sonntag, 22. Oktober, 17 Uhr "Das Beste." Eine Nostalgie-Revue aus den Goldenen 20er Jahren von Viktor Bleibtreu.

Karten gibt es unter der Telefonnummer 09225/956333, bei der Bäckerei Will am Marktplatz und eventuell an der Abendkasse.