Mit 100 ist das Leben noch schön
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Dienstag, 27. Juni 2017
Hanna Löhnert hat in ihrem Leben viel Schweres gemeistert. Ihr Kampfgeist hält sie fit.
Das Leben hat ihr viele Höhen und Tiefen beschert, ihr Kampfgeist und Flexibiliät abverlangt und sie dafür im hohen Alter mit einem wachen Verstand und robuster Gesundheit belohnt. Mit vielen Freunden und Bekannten konnte Hanna Löhnert ihren 100. Geburtstag feiern - erst im privaten Kreis zu Hause, am Dienstagnachmittag dann noch einmal in der Mosaik-Gruppe der Awo-Sozialstation in der Caspar-Fischer-Straße. "Ich komme jede Woche hierher", erzählt die Kulmbacherin, die nur einen Katzensprung entfernt wohnt.
"Dass ich einmal 100 Jahre alt werden würde, hätte ich nie gedacht", sagt sie. Ein Patentrezept dafür hat sie nicht. "Ich denke, je bescheidener man lebt, desto gesünder bleibt man. Und ein bisschen lachen und sich nicht zu wichtig nehmen, das hilft auch." Hanna Löhnert ist dankbar dafür, dass sie weitgehend selbstständig zu Hause leben kann, mit Unterstützung ihrer Nachbarn und der Sozialstation.
Die Jubilarin stammt aus Schlesien, wurde im Ersten Weltkrieg geboren. Die Mutter musste sich als Witwe mit drei Kindern durchschlagen. "Ich war früh selbstständig", erinnert sich die 100-Jährige, die mit Anfang 20 als Kontoristin bei einer Versicherung ihren Unterhalt verdiente.
"Dann haben die Polen uns im Zweiten Weltkrieg rausgeworfen, und ich stand wieder vor dem Nichts", erzählt sie: Sie kam nach Ostfriesland, dann ins Rheinland, 1970 dann nach Kulmbach. Sie fand in der Storchenmühle in Marktleugast eine Anstellung, ebenso wie ihr inzwischen verstorbener Mann.
Treppe hoch hält fit
Mit zunehmendem Alter seien zwar viele Dinge beschwerlicher geworden, bedauert die 100-Jährige. Ein Hindernis ist das für sie aber nicht. Ihre Bayerische Rundschau liest sie mit der Lupe ("Ich will doch wissen, was los ist"), einmal am Tag legt sie zu Fuß die drei Stockwerke zu ihrer Wohnung zurück. "Das Leben ist immer noch schön!"
Nachbarin Hildegard Springmann (82) ist bei kleinen Problemchen immer die erste Ansprechpartnerin und geht mit Hanna Löhnert zur wöchentlichen geselligen Runde in die Awo-Sozialstation. Dort gibt es Musik und verschiedene kreative Beschäftigungen. Diese Woche steht die 100-Jährige im Mittelpunkt: Ständchen, Sekt, Blumen, Erdbeerkuchen und ein Foto für die Zeitung. Das ist etwas mehr Trubel als der Jubilarin lieb ist, aber das gehört an einem solchen Ehrentag dazu.