Bürgermeister Robert Bosch hatte als Reaktion auf ein Schreiben der Schwarzacher "Initiative Mobilfunk" zum Bürgerinformationsgespräch geladen.
Dass das Thema viele Bürger bewegt, zeigte die rege Beteiligung am Dienstagabend im "Fränkischen Hof". Entstanden war die "Initiative Mobilfunk" im Rahmen der Schwarzacher Funkmastdebatte, in der die Bürger ihren Unmut über das beabsichtigte Bauvorhaben äußerten. Jetzt wendete sich die Initiative an die Gemeinde Mainleus mit der Bitte, ein Mobilfunkkonzept bei minimaler Strahlenbelastung zu erarbeiten.
Da das Thema Mobilfunk auch die Sorge um die Gesundheit betrifft, hatte Robert Bosch die Geschäftsleiterin der "GesundheitsregionPlus" Kulmbach, Annekatrin Bütterich, zu einem kurzen Vortrag über die gesundheitlichen Auswirkungen von Handy & Co eingeladen. "Sicher hat es gesundheitliche Auswirkungen, viel am Computer und Handy zu verbringen", sagte die Managerin für angewandte Gesundheitswissenschaften, "das bedeutet Stress wie Lärm oder schlechte Luft."
Die gesundheitlichen Aspekte liegen auch der "Initiative Mobilfunk" am Herzen und bilden jetzt den Kern einer neuen Diskussion um einen geplanten Bos-Digitalfunkmast in Eichberg. "Bauherr des Mastes ist der Staat Bayern, Nutzer sind die Rettungsorganisationen sowie staatliche Behörden", erklärte Bürgermeister Bosch. Das europaweite Tetra-Funknetz soll damit umgesetzt werden. "Wir fragen uns, weshalb wir den Mast brauchen", äußerte ein Eichberger Bürger. "Welches Gebiet soll der Funkmast abdecken? Wir sind doch gut versorgt und alles funktioniert." Er regte an zu überdenken, ob es für den Funkmast nicht einen geeigneteren Standort gäbe, etwa an einem sogenannten "weißen Fleck".
Dagmar Berthold-Klein, eine Vertreterin der "Initiative Mobilfunk", sah aber genau darin ein Problem, alle weißen Flecken zu schließen. "Wir hegen berechtigten und wichtigen Zweifel an der Unbedenklichkeit der Strahlung, es gibt zu dieser Thematik auch noch keine Langzeitstudien", gab sie zu bedenken.
Die Studien, auf die sich die Strahlenschutzkommission bei der Beratung der Regierung stütze, stammten allesamt aus dem Jahr 2008, ergänzte Biologe Alex Kaiser aus Wernstein. "Wissen Sie, wie man diese Grenzwerte ermittelt?", fragte er in die Runde. Es werde ein Gelatinekopf bestrahlt, ein Thermometer hinein gesteckt, und bei einer Erhöhung um 1 Grad Celsius werde der Grenzwert festgelegt. "Die Mobilfunkstrahlung hat aber auch Auswirkungen auf Zellen, die nichts mit Wärmeentwicklung zu tun haben." Jetzt komme 5G, "eine Strahlungsquelle, die bislang nicht umfassend erforscht wurde." Als Wissenschaftler ermahne er zur Vorsorgeverpflichtung für die Menschen.
Bürgermeister Bosch nannte es einen Riesenskandal, wenn aktuelle Studien nicht zur Bewertung verwendet würden. "Dass aktuelle Studien nicht verwendet werden, wenn sie nicht zur Profitmaximierung beitragen, ist durchaus Normalität in Deutschland", sagte Claus Gumprecht, Kreistagsabgeordneter der Grünen. "Wir wollen in unserem Ort ein System, das nicht alle Wohnungen durchstrahlt, das gilt auch für Schulen." Dafür plädierte auch Oliver Friedrich: "Beim Digitalpakt geht es doch vor allem darum, der Industrie einen Absatzmarkt in der Schule zu schaffen. Wozu brauchen wir die digitale Bildung?"
Die Vertreter der "Initiative Mobilfunk" betonten dabei, nicht alles verteufeln und verhindern zu wollen, man suche vielmehr den Dialog und gute Lösungen. Daher überreichten sie rund 170 gesammelte Unterschriften an Bürgermeister Bosch mit einem Antrag auf mehr Bürgerbeteiligung und eine Bürgerfragerunde im Rahmen der Gemeinderatssitzungen. "Wir suchen das sachliche Gespräch", betonte Dagmar Berthold-Klein.