"Layla" bekommt Stadelverbot - oder doch nicht?

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Ob der Ballermann-Hit "Layla" im Bierfest gespielt werden darf? Die Entscheidung stand zunächst fest, wurde dann aber plötzlich wieder vertagt.
Ob der Ballermann-Hit "Layla" im Bierfest gespielt werden darf? Die Entscheidung stand zunächst fest, wurde dann aber plötzlich wieder vertagt.
Melinda Nagy - stock.adobe.com / Grafik: Dagmar Klumb

Die Kulmbacher Brauerei hat den Musikgruppen, die zur Bierwoche auftreten, vergangene Woche per Schreiben untersagt, den umstrittenen Partysong anzustimmen. Dann folgte offenbar die Rolle rückwärts. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus.

Die Kirmes in Düsseldorf, das Kiliani-Fest in Würzburg: Die Organisatoren dieser beiden Großveranstaltungen waren die ersten, die den beteiligten Musikgruppen offiziell untersagten, von sich aus den umstrittenen Ballermann-Titel "Layla" von DJ Robin & Schürze anzustimmen. Nun zogen die Festwirte des Straubinger Gäubodenfestes nach, nach der Münchner Wiesn immerhin das zweitgrößte dieser Art im Freistaat. Und was macht Kulmbach? Darf die umstrittene "Puffmama" aus dem Lied im Bierstadel Einzug halten? Seitens der Stadt Kulmbach hatte es vor einer Woche noch geheißen, man werde der Kulmbacher Brauerei, die Veranstalter der Bierwoche ist, keinerlei Vorschriften über die musikalische Ausgestaltung machen.

Die Brauerei-Verantwortlichen hatten angesichts der überbordenden Debatte ihrerseits demnach die Reißleine gezogen: "Layla" darf nicht von der Bühne aus angestimmt oder gar (komplett) von den Musikern gespielt werden. Die waren verpflichtet worden, sich an diese Vorgabe zu halten. Dazu ging ein entsprechendes Schreiben an alle Bands heraus, wie Recherchen der BR ergaben.

Kommando zurück

Doch Halt: Das war der Stand vor (!) dem vergangenen Wochenende. Nun heißt es auf unsere Nachfrage aus der Presseabteilung des Unternehmens, das erste Schreiben mit der Verbotsformulierung liege den Bands zwar vor - es sei aber mittlerweile ein zweiter Brief gefolgt, in dem sich die Brauerei dahingehend äußert, nun doch erst kurz vor Beginn der Bierwoche eine finale Entscheidung treffen zu wollen. Kommando zurück also?

Für Lokalmatador Andi Häckel, Keyboarder und Tourleiter der Münchner Zwietracht, mit der er am ersten Bierfestsonntag im Stadel gastiert, stellt sich die Frage "Layla oder nicht Layla?" bandintern nicht: "Wir haben damit gar kein Problem, weil wir solche Lieder von Haus aus nicht spielen. Das hat nichts mit einer Verbotsdiskussion zu tun, sondern damit: Titel wie ,Layla' passen nicht in die musikalische Philosophie der Zwietracht." Man gebe zwar Ballermann-Songs zum Besten, unter anderem in Medleys verpackt, aber auch da treffe man eine spezielle Auswahl und spiele nicht einfach nach, nur weil etwas gerade aktuell oder hipp sei.

In der Debatte ist viel von Doppelmoral die Rede: Man könne sich fragen, warum Musiker weiterhin Songs wie ,Skandal im Sperrbezirk' der Spider Murphy Gang im Repertoire haben, wo es doch auch um ein "leichtes Mädchen" geht? "Das kann man in meinen Augen nicht mit ,Layla' vergleichen", sagt Andi Häckel. "Das Lied um Rosi prägen aus meiner Sicht ein völlig anderer Stil und eine andere Wortwahl, nicht plump und plakativ, sondern künstlerisch und spürbar sozialkritisch gemeint."

Der Kulmbacher sagt aber, dass ihn die Verbotsdiskussion einigermaßen erstaunt. "Es ist typisch deutsch, daraus eine solche verbissene Debatte zu machen, gerade in Zeiten wie diesen, wo wir echte Probleme haben. Und wir alle wissen doch: Verbote reizen dazu, etwas erst recht zu tun, weil dieser Kick noch dazu kommt."

"Künstlerische Freiheit"

In die gleiche Kerbe schlägt Josef Wilhelm, seines Zeichens Schlagzeuger und Bandleader der Joe Williams Band, die seit vielen Jahren fester Bestandteil auf der Bühne im Stadel ist. Durch das ständige Wiederholen ist dem Song eine Aufmerksamkeit zuteil geworden, die er so gar nicht verdiene, sagt Wilhelm. "Das ist in meinen Augen eher kontraproduktiv. Und ja: Man muss solche Lieder nicht mögen, aber es geht auch ein stückweit um künstlerische Freiheit."

Dadurch, dass die Brauerei den Titel (zunächst) offiziell untersagt hat, stelle sich zumindest das Problem nicht, ob die Band ihn spielt oder nicht. Was aber tun, wenn er vom Publikum gefordert wird? "Da halte ich es mit dem Vorschlag, den wir auch schon den Festwirten in Straubing unterbreitet haben und der auch so umgesetzt wird: Wenn die Besucher den Song anstimmen, lassen wir sie kurz gewähren, etwa für den Refrain, und gehen dann einfach mit einem anderen Stimmungskracher rein. Das scheint uns eine praktikable Lösung zu sein, die keinen vor den Kopf stößt."

Wilhelm betont, es stehe jedem Veranstalter zu, ein solches Verbot auszusprechen. "Mir scheint, das wäre alles schon abgeebbt, wenn es nicht durch alle Medien gegangen wäre. Das Aufmerksamkeitspotenzial für die Macher des Songs ist dadurch enorm gestiegen. Eine bessere Publicity kann man sich fast nicht wünschen."

"Rosi" surft auf der Welle mit

Und die scheint sogar auf die Spider Murphy Gang durchzuschlagen. Wie das Management der Band auf Nachfrage bestätigt, sind in den vergangenen Tagen die Klickzahlen für den 80er-Hit "Skandal im Sperrbezirk" spürbar nach oben geschnellt. Eine Stellungnahme der Münchner Band gibt es aber nicht dazu. Man sehe sich nicht veranlasst, heißt es, das musikalische Schaffen anderer in irgendeiner Form zu bewerten.

Dass es andernorts anders geht, zeigt übrigens das Lichtenfelser Schützenfest: Dort hat die Band Fristlos in der Stadthalle am Samstagabend "Layla" gespielt - und es wurde begeistert mitgesungen.