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Kulmbacher Zentralparkplatz: Baustelle ist vermintes Gelände


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Freitag, 27. April 2018

Wie sind die erwarteten Mehrkosten von fünf Millionen Euro auf der Großbaustelle in Kulmbachs Mitte einzuordnen?
Man sieht es ihm nicht an - aber die Baustelle des  neuen Zentralparkplatzes ist vermintes Gelände. Foto: Stephan Tiroch


Diese Zahl hat Sprengkraft - fünf Millionen. Wir reden von Euro und von der Kostenexplosion bei der Großbaustelle auf dem Kulmbacher Zentralparkplatz (inFranken.de berichtete). Abgerechnet ist noch nichts, aber es steht jetzt schon fest, dass die veranschlagte Bausumme von 14,1 Millionen Euro deutlich überschritten wird. Von den Mehrkosten sind bisher nur zwei Millionen für die Maurerarbeiten gesichert. Angenommen, es läuft auf die von OB Schramm genannte Summe hinaus, dann dürfte die Schlussrechnung bei etwa 19 Millionen Euro liegen. Eine Kostensteigerung von schlappen 35 Prozent.


Wie BER oder Elbphilharmonie?

Ein lockerer Vergleich mit dem Berliner Großflughafen oder der Hamburger Elbphilharmonie - ganz lässig aus der Hüfte - und der Hinweis, dass es die öffentlichen Auftraggeber halt nicht hinkriegen, ist zwar witzig, hinkt aber gewaltig. Der Prunkbau an der Elbe verteuerte sich ums Zehnfache (800 Millionen), und am BER fliegen bisher immer nur die Geschäftsführer.

Auch wenn's schwerfällt, weil man nachdenken muss: Statt Legendenbildung werfen wir einen Blick auf die Chronologie der Ereignisse. Die Tiefgarage - Bauzeit 1979/80 - war marode. Dort parkten am Schluss deutlich mehr Stahlstützen als Autos. Für die Sanierung wären keine Zuschüsse geflossen. Die Stadt hätte bei geschätzten vier bis fünf Millionen Euro tief in die eigene Tasche greifen müssen - und nur eine Tiefgarage bekommen. Hohe staatliche Förderung gab es allein deshalb, weil das etwas angeschmuddelte Umfeld städte baulich aufgehübscht und barrierefrei gestaltet wird.


Überhitzte Baukonjunktur

Ärgerlich, dass die überhitzte Baukonjunktur voll auf das Kulmbacher Großprojekt durchschlägt. Viele Förderprogramme sorgen dafür, dass die Baufirmen mehr als genug zu tun haben. Angebot und Nachfrage, Sie wissen schon: Kostenberechnungen von 2017 sind heuer nicht mehr viel wert. Das ist überall in Bayern so.

Dennoch: Die Stadt bekommt einen repräsentativen und großzügigen Platz - zugeschnitten auch auf die Bierwoche mit 1,5 Millionen Euro Zusatzinvestitionen. Und wird am Schluss nicht mehr Eigenmittel - wir sind auf fünf Millionen gekommen - berappen müssen als für die Minimallösung (siehe vorn).


Was ist hausgemacht?

Was aber ist hausgemacht an der Kostensteigerung? Wo kann man ansetzen? Wären durch genauere Planung Überraschungen - hier ein Kanal, dort eine Leitung oder Grundwasser auf der Baustelle - vermeidbar gewesen? Hätte man Experten für Tiefbau einschalten sollen? Wurden vertragliche Kostenobergrenzen festgelegt? Alles Fragen, die spätestens bei der Rechnungsprüfung beantwortet werden müssen.

Die Baustelle ist vermintes Gelände. Politisch blieb es bisher ziemlich ruhig - außer dass die SPD vor zwei Wochen die hohen Kosten kritisierte (und die schöne Platzgestaltung lobte). Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass Forderungen, Nachträge oder Vertragsdetails noch von Gerichten überprüft werden.