Kulmbacher Schüler erforschen den Biber

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Das Wasser ist ihr Element: Hier fühlen sich die Biber wohl und schaffen neue Lebensräume - für sich selbst und für viele andere Tierarten.Foto: BR-Archiv/Bund Naturschutz
Das Wasser ist ihr Element: Hier fühlen sich die Biber wohl und schaffen neue Lebensräume - für sich selbst und für viele andere Tierarten.Foto: BR-Archiv/Bund Naturschutz
Wo fühlen sich Biber im Landkreis heimisch? Erich Schiffelholz zeigt den Schülern auf einem Lageplan die Reviere. Foto: Dagmar Besand
Wo fühlen sich Biber im Landkreis heimisch? Erich Schiffelholz zeigt den Schülern auf einem Lageplan die Reviere. Foto: Dagmar Besand
 
Hier hat Familie Biber ganze Arbeit geleistet. Das Bild entstand in den Mainauen bei Melkendorf. Foto: Hermann Gerdes
Hier hat Familie Biber ganze Arbeit geleistet. Das Bild entstand in den Mainauen bei Melkendorf. Foto: Hermann Gerdes
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Familie Biber ist nicht bei allen Nachbarn beliebt. Was die Nager für das Ökosystem leisten und welche Probleme sie verursachen, das erforschten Fünftklässler der Realschule Kulmbach in einem aufwendigen Projekt. Sie fanden Erstaunliches über die vielfältig begabten Burgenbauer heraus.

Melissa Teller liebt Tiere. Einer ihrer neuen Favoriten ist der Biber - nicht nur, weil der pelzige Nager putzig aussieht, sondern vor allem deshalb, weil er nützlich ist. "Er baut ganz neue Landschaften, und durch seine Burgen und Dämme entsteht Lebensraum für viele seltene Tiere und Pflanzen."

Die Zehnjährige hat sich gemeinsam mit rund 90 weiteren Fünftklässlern der Carl-von-Linde-Realschule in einem Unterrichtsprojekt intensiv mit den Bibern beschäftigt, die sich seit einigen Jahren wieder im Landkreis heimisch fühlen.

Unterstützt von den Biberberatern des Landkreises, Erich Schiffelholz und Herrmann Gerdes haben sie alles Wissenswerte über die Neusiedler an den Flüssen und Seen zusammengetragen und präsentieren die Ergebnisse seit gestern in einer Ausstellung an der Schule.

"Wir möchten unseren Schülern ein Grundverständnis für den Naturschutz und speziell für die Bedürfnisse des Bibers vermitteln", sagt Biologielehrer Jürgen Feulner. Deshalb gab es für eine Schülergruppe zum Projektabschluss eine Exkursion in die Mainauen. Gemeinsam mit den Biberberatern machen sich Melissa und ihre Freunde auf die Spurensuche und erfuhren dabei, dass das Hochwasser der vergangenen Woche auch den Bibern zugesetzt hat. Burgen und Dämme wurden von den Fluten weggespült. Schiffelholz fürchtet, dass dabei einige Jungtiere umgekommen sind.


Population reguliert sich selbst


Wie viele Biber gibt es im Landkreis? Die Experten können das nur schätzen: "Rund 15 Familien dürften es sein", vermutet Ge rdes anhand der Spuren, die die Tiere entlang des Roten und Weißen Mains, im Hummendorfer Grund und im Schorgasttal hinterlassen. "Die Größe des Reviers ist vom Nahrungsangebot abhängig, die Grenzen sind fließend. Weil die Tiere schwer zu unterscheiden sind, kann man sie kaum zählen."

Jungtiere bleiben zwei Jahre und müssen sich dann ein eigene Revier suchen. "Solange Platz ist, wächst die Population, danach reguliert sie sich von selbst."

Da der Biber noch wenig bekannt ist, kursieren viele Gerüchte und Vorurteile, die nicht stimmen, so Schiffelholz. Deshalb freut er sich über das Engagement der Fünftklässler. "Es ist wichtig, den Biber zu verstehen, wenn man ihn schützen möchte, und durch die Ausstellung lernen auch die älteren Schüler etwas über die Tiere." Zum Beispiel, dass Biber wesentlich größer sind, als die meisten vermuten. Wer vermutet, das Biber Fische fressen, liegt ebenfalls falsch: Sie sind reine Vegetarier, auf deren Speiseplan alles steht, was grün ist. Baumrinde wird vor allem im Winter abgenagt, wenn wenig Grün zu finden ist, Bäume gefällt, um an zarte Zweige zu kommen. So erkennt man leicht, wo sich Biber angesiedelt haben.


Wertvoll fürs Ökosystem


Land- und Teichwirte und auch manche Gartenbesitzer schätzen den Biber als Nachbarn nicht, weil er durch seine Grabungen, Tunnel und den Bau von Dämmen mitunter beträchtliche Schäden verursacht. Die ehrenamtlichen Biberberater versuchen in diesen Fällen immer, Lösungen zu finden, die beiden Seiten gerecht werden. Denn eins steht für sie fest: "Der Biber ist ausgesprochen wertvoll für unser Ökosystem."


Eine kleine Biberkunde


Der Mensch hat den Biber einst in Europa nahezu ausgerottet und hilft ihm heute, sich wieder anzusiedeln. Im Mittelalter wurde das Säugetier wegen seines ledrigen platten Schwanzes, der sogenannten Kelle, zum Fisch erklärt, damit man ihn als Fastenspeise verzehren durfte. Deshalb, aber auch wegen des begehrten Pelzes, waren die Biber 1867 in Bayern ausgestorben. 1966 begann eine gezielte Auswilderung, und seither wächst die Population des streng geschützten Riesen-Nagers wieder. Biber sind dämmerungs- und nachtaktiv, den Tag verbringen sie in ihren Bauen oder Burgen. Seit rund sechs Jahren sind sie auch im Kulmbacher Land wieder heimisch.