Das nutzte Lorenz Sandler und gab ihnen einige Fässer mit, die sie unterwegs bei den Schankwirten trinken sollten. Der Versuch klappte, die Fuhrleute brachten sogar weitere Bestellungen für die nächste Fahrt mit.
Ein ausschließlich mit Sandler-Bier beladener Wagen fuhr am 11. Oktober 1831 nach Leipzig, ein Meilenstein in der Kulmbacher Biergeschichte. Die tage-, ja oft wochenlange Fahrt ertrug das Bier nur in den kühlen Monaten des Jahres.
Brauen war nicht einfach
Gebraut wurde im städtischen Brauhaus. Zusammen mit weiteren 50 brauenden Bürgern erzeugte gemäß ausgeloster Reihenfolge auch Lorenz Sandler sein Bier. Er war mit der Situation dort nicht zufrieden, denn er musste brauen, wenn er an der Reihe war. Nicht immer war das Wetter dann günstig, zudem war der Weg in die Lagerkeller weit und beschwerlich.
1850 errichtete Lorenz Sandler ein eigenes Brauhaus im Grünwehr, das 1894 durch eine große Mälzerei erweitert wurde.
Mit der Bahnlinie setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung ein, so war die Sandler-Brauerei durch einen eigenen Gleisanschluss mit dem Bahnhof verbunden und konnte mit 30 eigenen Waggons ihr Bier versenden. Für den internen Rangierdienst besaß die Brauerei eine eigene Lokomotive.
Die Sandler blieb bis 1900 ein reines Familienunternehmen. In dieser Zeit rangierte das Unternehmen unter den sechs großen Kulmbacher Brauereien hinter EKU, Reichel, Petz und Rizzi an fünfter Stelle - noch vor der der Mönchshof.
Erst in den 1920er Jahren verfügte die Brauerei über eine eigene Flaschenabfüllanlage. Das Bier wurde damals in Bügelverschlussflaschen gefüllt. Ursprünglich waren die glatten und schweren Flaschen nur mit einem Etikett versehen, später wurden Name und Zeichen in das Glas eingeprägt.
1986 kamen die Abrissbagger
Rückschläge hatte das Braugeschäft schon im Ersten Weltkrieg und danach erlitten. Das war aber noch kein Vergleich zu den schlechten Zeiten des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit. Davon erholte sich die Sandler-Brauerei nur langsam.1970 folgte der Verkauf an den Oetker-Konzern und 1980 der Weiterverkauf an die Reichelbräu. Die Gebäude des traditionsreichen Familienunternehmens am Schwedensteg wurden 1986 abgebrochen. Dort befinden sich heute der Wohnmobil-Stellplatz, ein Großparkplatz und der Festplatz.
Das süffige Sandler-Bier gibt es nicht mehr, die Werbung an der Kronacher Straße 9 ist erhalten geblieben, wird aber durch immer größer werdende Bäume mehr und mehr verdeckt.