Außergewöhnlich
"Es ist eine außergewöhnliche Maßnahme", sagt Simon Ries. Das Modellprojekt wird von der Regierung gefördert. Auch der Landkreis Kulmbach sitzt mit im Boot. 700 000 bis 800 000 Euro kostet das gesamte Projekt, bei dessen Finanzierung die Stadt auch auf den Bezirk und Fördermittel des Bundes setzt. Betrieben wird die Notunterkunft von der Städtebau GmbH. Das Team um Abteilungsleiter Michael Münch ist zurzeit gefordert, gilt es doch, in kurzer Zeit die Vorbereitungen für den Umzug zu treffen.
Der stellt für Bernd wie auch andere Bewohner der Notunterkunft in der Hermann-Limmer-Straße eine Herausforderung dar. Das weiß Ingrid Schweiger, die darauf verweist, dass Sozialpädagogin Margita Müller die Obdachlosen auch deshalb schon seit November betreut und darauf vorbereitet. Nicht alle Bewohner werden in die Schützenstraße ziehen. Es gibt laut Schweiger Obdachlose, die den anstehenden Ortswechsel zum Anlass genommen haben, eine eigene Wohnung zu suchen. Hierzu ein Kommentar von Alexander Hartmann
Damit es nicht im Container endet
Gut, von innen haben wir sie noch nicht gesehen. Doch der erste Eindruck bleibt haften: Die Module in der Schützenstraße, in denen die Obdachlosen untergebracht werden, gleichen Baustellen-Containern. Sie sind schmucklos - und erfüllen so wohl doch ihren Dienst. Es sollen ja nur Unterkünfte auf Zeit sein.
Ob das aber wirklich so sein wird? Man darf bezweifeln, dass es gelingen wird, die Bewohner, die seit vielen Jahren in der Hermann-Limmer-Straße untergetaucht sind, schnell wieder an das normale Leben heranzuführen. Ein eigener Verdienst und eine eigene Wohnung - ein Traum, den so mancher Obdachlose hat, der oftmals auch durch Schicksalschläge an den Abgrund geraten ist. Ein Traum, der nicht so ohne Weiteres Realität werden wird.
Das Projekt, das die Stadt mit der Umsiedlung in die Schützenstraße startet, ist nichtsdestotrotz lobenswert, denn es bietet eines: Hilfe zur Selbsthilfe. Schon beim Thema Haushaltsführung.Bis dato waren die Obdachlosen in den Notunterkünften mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Eine Folge: Die Wohnungen waren teils vermüllt. Künftig wird Sauberkeit eingefordert. In der Gemeinschafts-Unterkunft gelten Regeln, deren Einhaltung vom Hausmeister und Sicherheitsdienst kontrolliert wird. Hilfe zur Selbsthilfe will man den Betroffenen vor allem auch mit Blick auf ihre weitere Lebensführung geben. Sozialpädagogen wollen ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte haben, ihnen einen Weg aus der oft nur selbst empfundenen Ausweglosigkeit aufzeigen. Hilfestellung leisten, die so mancher benötigt, der bei Behördengängen überfordert ist, für den die Suche nach einer Arbeitsstelle oder gar eigenen Wohnung mit einer immensen psychischen Belastung einhergeht.
Ob der eine oder andere Obdachlose die Chance am Schopf packen wird? Wir wünschen es ihnen: Damit ihr Leben nicht im Container endet.