Für Hans-Dieter Ernst, den ehemaligen Kunsterzieher am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, ist die Welt das Zuhause. Soeben ist der 67-jährige Kulmbacher von einem Lehr-Aufenthalt auf den Philippinen zurückgekehrt - und hat viel zu erzählen.
Viele Kulmbacher kennen den ehemaligen Kunstlehrer Hans-Dieter Ernst noch von seiner Zeit am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, später lehrte Ernst an der Europäischen Schule in Luxemburg. Jetzt ist er eigentlich im wohlverdienten Ruhestand. Doch der 67-Jährige hat noch immer Ambitionen - soeben kommt er von einem Lehrauftrag auf den Philippinen zurück.
Ernst weilte einen Monat lang an der "University of San Carlos", der ältesten Universität auf den Philippinen auf der Insel Cebu, und hielt dort Seminare in englischer Sprache. Ernst kam über den Senior Experten Service (SES) - eine Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit - auf die Philippinen. Die Universität hatte um Hilfe gebeten, weil eine junge Professorenriege nun die Arbeit für das Sommersemester aufnimmt und ihren Unterricht international gestalten will. Vor allem strebt sie eine Neuorientierung und Modernisierung des Ausbildungsprogrammes im Fachbereich Kunst an.
"Ich war dort an der faculty of fine arts", erzählt Hans-Dieter Ernst. Die Kunstabteilung in der Universität ist dem Fachgebiet "Architektur" angegliedert. "Die Kunstabteilung ist sehr großzügig ausgestattet", sagt der 67-Jährige. Ihn habe erstaunt, wie bewandert die acht jungen Professoren im Bereich deutsche Kunst und Philosophie waren. Ob Nietzsche oder Heidegger, Japsers oder Schopenhauer - die jungen Philippinen forderten den deutschen Experten auch über sein eigentliches Fachgebiet hinaus. "Die Menschen auf den Philippinen sind von einer Herzlichkeit und Freundlichkeit, einfach fantastisch", schwärmt Ernst noch sichtlich beeindruckt.
Bei seinem Aufenthalt hat Hans-Dieter Ernst auch einige Veränderungen bewirken können. So baute er an der Universität eine Radier- und Druckwerkstatt von Grund auf. "Es gibt dort quasi keinen Fachhandel für Kunstbedarf, ich habe die Zinkplatten für Ätzradierungen am Straßenrand bei einem Dachdecker organisiert und schneiden lassen. Die Druckfarbe habe ich aus einer Autowerkstatt besorgt", erzählt Ernst. Dieses Unterfangen war ein Abenteuer. Doch das Experiment ist geglückt. "Wir konnten schließlich mit den improvisierten Materialien wirklich Kaltnadel- und Ätzradierungen drucken", so Ernst. Die Radierwerkstatt soll weiter ausgebaut werden. Der deutsche Experte hat Kontakte zu einem Kunstmaterialienhändler hergestellt. "Und wenn die Materialen geliefert sind, werde ich noch einmal auf die Philippinen kommen und zeigen, wie man Aquatinta-Radierungen herstellt", freut er sich schon.
Allerdings war der Aufenthalt nicht nur Spaß. Denn Temperaturen von 38 bis 41 Grad forderten den 67-Jährigen. "Es ist Monsunzeit und zwei Mal hat die Erde gebebt", wird er den Aufenthalt so schnell nicht vergessen. Hans-Dieter Ernst war übrigens nicht der einzige Deutsche, der über den Senior Experten Service in der Hauptstadt Cebu war - mit ihm war noch ein Architekt aus Lübeck zugegen. Der kartierte die Erdbebenschäden. Viele Gebäude sind nach dem schweren Erdbeben im vergangenen Jahr, bei dem mehr als 200 Menschen getötet und Tausende verletzt worden sind, noch immer notdürftig abgestützt.
Doch der Kulmbacher Künstler konnte an der Universität in Cebu noch weitere Akzente setzen. Er versuchte eine offene Bildhauerwerkstatt zu etablieren, regte Aktionen auf dem Campus an: einen künstlerischen Flash-Mob beispielsweise.
Die Kunst auf den Philippinen ist vor allem von Gegenständlichkeit geprägt, fiel Ernst auf. "Ich habe die bildnerische Nähe zur Gegenständlichkeit zumindest teilweise hinterfragt und demonstrierte am klassischen Beispiel Pablo Picassos Wege zur Abstraktion", erklärt er. Er zeigte Zufallstechniken und erläuterte die Werke von Jackson Pollock, Yves Klein, Hans Hartung, Bernd Koberling und anderen bekannten Künstlern.
Hans-Dieter Ernst hat viele Eindrücke von Land und Leuten mit nach Hause genommen. Besonders beeindruckt ist er vom dem Dekan der Universität, einem Jesuitenpater. "Vielleicht ergibt sich noch ein weiterer Kontakt", hofft er. Die Philippinen sind sehr katholisch geprägt. In den Messen waren Tausende von Menschen. "Das war alles ganz anders als bei uns, wie ein großes großes öffentliches Fest mit Musik und Gesang, ganz laut. Das hat wirklich Spaß gemacht", zieht Ernst eine positive Bilanz.
Der Kulmbacher hat auch Hahnenkämpfe angeschaut - eine weit verbreitete philippinische Tradition, die allerdings ziemlich blutig ist. Natürlich hat er auch die typischen Speisen probiert. "Alles ist sehr scharf, aber gut. Ich habe zum Beispiel Lechon gegessen, das ist gegrilltes Spanferkel - wirklich sehr lecker", schwärmt Ernst. Und an den Straßen gab es Milch aus frischen Kokosnüssen. "Die Philippinen sind einfach eine andere Welt", möchte Ernst die Erfahrung nicht missen. Und obwohl er soeben erst zurückgekommen ist, ist sich der Kulmbacher sicher: Es wird nicht der letzte Aufenthalt in einem fernen Land gewesen sein.