Kulmbacher Imker: Angst vor Völkersterben

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Ein gesundes Volk mit Königin startet mit 4000 bis 8000 Bienen in den Frühling und vermehrt sich dann rasant, aber die Kulmbacher Imker rechnen mit erheblichen Völkerverlusten. Foto: Sonja Adam
Ein gesundes Volk mit Königin startet mit 4000 bis 8000 Bienen in den Frühling und vermehrt sich dann rasant, aber die Kulmbacher Imker rechnen mit erheblichen Völkerverlusten. Foto: Sonja Adam
Hermann Lochner, der Vorsitzende des Imkervereins Kulmbach und Umgebung, kontrolliert am Lehrbienenstand die Bienenbeuten. Foto: Sonja Adam
Hermann Lochner, der Vorsitzende des Imkervereins Kulmbach und Umgebung, kontrolliert am Lehrbienenstand die Bienenbeuten. Foto: Sonja Adam
 

Droht den Kulmbacher Imkern ein Völkersterben? Bienengesundheitswart Erich Lochner warnt: "Wir werden nach diesem Winter erhebliche Verluste haben - viele Imker, die sechs oder acht Völker hatten, haben jetzt kein einziges mehr." Er kennt auch den Grund hinter dem Bienen-Tod.

Hauptproblem in der Imkerei ist die Varroamilbe. Varroamilben sind Milbentierchen - etwas ein Millimeter lang und 1,6 Millimeter breit - die sich in den Brutwaben vermehren, die Bienen schwächen und schließlich zum Zusammenbruch ganzer Völker führen können.

Aktuell sind im Landkreis Kulmbach 292 Imker gemeldet, zog der Veterinär des Landratsamtes Kulmbach Andreas Koller beim Kreisimkertag in Zettlitz Bilanz. Diese Imker haben in der letzten Saison 1931 Völker betreut. "Ob alle Völker aus der Winterpause ausgewintert werden können, ist natürlich fraglich", sagt Koller und rechnet mit erheblichen Verlusten.

Bienengesundheitswart Erich Lochner kann die Befürchtung nur bestätigen. "Wir werden nach diesem Winter erhebliche Verluste haben - viele Imker, die sechs oder acht Völker hatten, haben jetzt kein einziges mehr."

Gegen die Varroamilbe besteht Behandlungspflicht. "Im Frühling empfehlen wir zudem Maßnahmen wie Drohnenbrut auszuschneiden", erklärt Amtstierarzt Andreas Koller. Und positiv sieht Koller außerdem die Tatsache, dass im Landkreis Kulmbach bislang keine Bienenseuchen wie die amerikanische Faulbrut aufgetreten seien. In Nachbarlandkreisen schon.

Auf die Hersteller verlassen

Doch immer wieder wird auch den Landwirten die Schuld am Bienensterben in die Schuhe geschoben - wegen Pestizideinsatzes. "Die Imker denken immer, wenn wir blühende Pflanzen spritzen, dann sterben die Bienen. Aber wir verwenden bienenfreundliche Mittel", sagt der Obmann des Bauernverbandes Wilfried Löwinger. Löwinger fügt allerdings hinzu, dass sich die Landwirte natürlich auf die Herstellerangaben verlassen müssten.

Und genau das ist das Problem. In der Kritik stehen Neonikotinoide. Am Oberrhein löste bereits 2008 der darin enthaltene Wirkstoff Clothiandinin (auch Thiamethoxam und Imidacloprid gehören zu den Neonikotinoiden) ein geradezu seuchenartiges Sterben von Zehntausenden von Bienenvölkern aus. Die Bienen sterben durch Neonikotinoide nicht sofort.

Nervensystem wird angegriffen

Die Stoffe wirken auf das zentrale Nervensystem der Bienen, das beeinträchtigt bei den Honigbiene Orientierungssinn und andere lebenswichtige Eigenschaften, prangert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland an. Und letztlich machen diese Wirkstoffe die Bienen anfälliger für die Varroa-Milbe.

Seit 2013 hat die EU-Kommission die Neonikotinoide für einen Zeitraum für zwei Jahre stark eingeschränkt - weitere Untersuchungen sind im Gange. Allerdings läuft eine Klage der Chemiekonzerne gegen diese Einschränkungen. Der Bund Naturschutz dagegen beharrt auf ein Verbot der Mittel. Doch heuer laufen die Einschränkungen voraussichtlich aus. "Dass diese Mittel die Bienen, töten ist eben schwer zu beweisen" sagt Bienengesundheitswart Lochner und bestätigt Probleme - auch im Landkreis Kulmbach. Außerdem macht den Bienen der frühe Grasschnitt zu schaffen. "Wenn der Löwenzahn in voller Blüte steht, dann wird gemäht und alles ist weg."

Der Obmann des BBV betätigt, dass immer früher gemäht wird - weil die Landwirte viel Grüngut silieren. "Wir müssten wahrscheinlich mehr miteinander reden. Denn wenn man miteinander redet, dann ist das gegenseitige Verständnis besser."