Kulmbacher Firma investiert 17 Millionen Euro in Thurnau

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Rund 17 Millionen Euro investiert die Kulmbacher Konrad Friedrichs GmbH & Co. KG in eine neue Produktionsstätte im Thurnauer Industriegebiet.
Rund 17 Millionen Euro investiert die Kulmbacher Konrad Friedrichs GmbH & Co. KG in eine neue Produktionsstätte im Thurnauer Industriegebiet.
 
 

Die Firma Konrad Friedrichs, die Hartmetall fertigt, errichtet für 17 Millionen Euro eine Produktionsstätte in Thurnau. Wie viele Jobs entstehen und welche Folgen das für das Stammwerk in Kulmbach hat, das verrät der Geschäftsführer im Interview.

Die Konrad Friedrichs GmbH & Co. KG aus Kulmbach expandiert. Das Unternehmen errichtet in Thurnau eine neue Produktionsstätte, investiert im Industriegebiet in einem ersten Bauabschnitt 17 Millionen Euro. Wie viele Arbeitsplätze entstehen, welche Folgen der Neubau für die Produktion in Kulmbach hat und welche weiteren Pläne es in Thurnau gibt, darüber informiert Geschäftsführer Steffen Blömer im Interview. Die Konrad Friedrichs KG ist eine hundertprozentige Tochter der Gühring KG, des größten deutschen und weltweit viertgrößten Werkzeugherstellers. Was wird in Kulmbach und bald auch in Thurnau produziert? Steffen Blömer: Als Hartmetallwerk liefern wir für den Gühring-Konzern, der über 8000 Mitarbeiter hat, die Halbzeuge, aus denen Präzisionswerkzeuge für die Luft- und Raumfahrt, die Automobil- und Elektrobranche, aber auch für andere Industrien gefertigt werden. Zudem bedienen wir externe Kunden weltweit und haben dazu ein großes Vertriebsnetzwerk aufgebaut.

Wie viele Tonnen Hartmetall werden gefertigt? Für 2018 planen wir in Kulmbach mit 950 Tonnen. In den nächsten Jahren - vor allem mit Blick auf die gesteigerten Produktionsmöglichkeiten in Thurnau - wollen wir weiter wachsen, neue Märkte erschließen. Allerdings ist die Betrachtung der Tonnage als alleinige Kennzahl etwas irreführend: Ein starker Trend geht derzeit in Richtung Miniaturisierung, wodurch Hochleistungsprodukte in großer Stückzahl, aber mit geringem Einsatzgewicht gefertigt werden.

Was sind die Gründe für den Neubau in Thurnau?

Der erhöhte Auftragseingang und die gute wirtschaftliche Lage haben dazu geführt, dass wir in Kulmbach am absoluten Maximum der räumlichen Kapazitäten arbeiten. Zum anderen müssen wir aus einer angemieteten Produktionshalle bis Ende 2019 ausziehen. Insofern war die Entscheidung für einen Neubau nur logisch und langfristig gesehen aus mehreren Gründen strategisch sinnvoll.

Im ersten Schritt werden eine 5000 Quadratmeter große Produktionshalle und 2000 Quadratmeter Büro- und Sozialfläche errichtet. Wie hoch ist die Investition? Wie viele Arbeitsplätze werden geschaffen?

Im ersten Bauabschnitt investieren wir rund 17 Millionen Euro. Das Geld fließt in den Neubau der Halle sowie in Maschinen und Anlagentechnik. Angedacht ist, dass in Thurnau durch den ersten Bauabschnitt etwa 60 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz haben werden, wobei ein großer Teil davon aus Kulmbach umzieht. Viele neue Stellen sind schon im Vorgriff entstanden, da die gute Auftragslage zu einem starken Personalaufbau in den letzten eineinhalb Jahren geführt hat.

Wann wird die Produktion in Thurnau starten?

Da wir auch externe Faktoren haben, die unseren Umzug und den Termin beeinflussen, muss die Produktion spätestens Ende 2019 in Thurnau laufen.

Hat der Neubau Folgen für die Produktionsstätte in Kulmbach? Wird die Mitarbeiterzahl in Kulmbach reduziert?

In Kulmbach haben wir derzeit rund 200 Mitarbeiter. Die Produktionsstätte bleibt erhalten und wird auch perspektivisch als Standort nicht angetastet. Als mittelständisches Unternehmen, das seit über 30 Jahren in Kulmbach verwurzelt ist, ist uns das sehr wichtig. Eine Schließung in Kulmbach stand nie zur Debatte. Geplant ist es, die Produktion zwischen Kulmbach und Thurnau aufzuteilen: Einige Abteilungen werden nach Thurnau umziehen, während der andere Teil in Kulmbach bleibt. Zudem wird ein Großteil der Büroarbeitsplätze vorerst in Kulmbach bleiben, so dass sich für diesen Teil der Mitarbeiter zunächst nicht viel ändert.

Das Grundstück in Thurnau ist 65 000 Quadratmeter groß. Es ist also noch ausreichend Platz vorhanden. Wird die Produktionsstätte in den nächsten Jahren erweitert werden?

Wir haben die Möglichkeit, am Ende etwa 30 000 Quadratmeter reine Produktionsfläche zu schaffen. Einen genauen Zeitplan für die weiteren Ausbaustufen gibt es aber noch nicht. Wir wollen uns auf den ersten Abschnitt konzentrieren, bevor wir die nächsten Schritte planen.

Die Firma hatte auch zwei weitere Standorte im Visier. Unter anderem ein Grundstück an der A9 im Raum Münchberg. Was hat den Ausschlag für Thurnau gegeben? Zu allererst muss man unserer Geschäftsführung der Gühring KG danken, dass man sich strategisch für eine Erweiterung am Standort Deutschland entschieden hat. Regional gesehen war die direkte Anbindung an die A 70 ein wesentlicher Faktor. Vor allem für Zulieferer und Speditionen wird das einiges erleichtern. Zudem ist Thurnau nicht weit von Kulmbach entfernt, so dass Transporte zwischen den Werken logistisch lösbar sind. Darüber hinaus hoffen wir, durch die zentrale Lage im Dreieck Bayreuth-Bamberg-Kulmbach hoch qualifizierte Arbeitskräfte aus ganz Oberfranken für Thurnau zu gewinnen.

An dieser Stelle muss man sagen, dass sich Landrat Klaus Peter Söllner und Bürgermeister Martin Bernreuther mit Nachdruck um uns bemüht haben. Auch aufgrund dieser sehr positiven Erfahrung haben wir uns für Thurnau entschieden.