Ein frisches "Grab" auf dem alten Kulmbacher Friedhof? Das können doch nur Dreharbeiten für einen Film sein.
Auf dem alten Friedhof in Kulmbach wird schon seit Jahrzehnten niemand mehr beerdigt. Doch am Wochenende sorgte ein frisch ausgehobenes Grab für Aufsehen: Es war Teil der Dreharbeiten zum Film "The happy prince" mit Rupert Everett, der hier auch Regie führt und die Rolle des Dichters Oscar Wilde spielt. Der Film beschäftigt sich mit den letzten Wochen des Schriftstellers. Oscar Wilde starb im November 1900 an den Folgen einer Hirnhautentzündung.
Ein Zaun und viele Spuren
Direkt bei der Nikolaikirche befand sich das offene "Grab", das vorsorglich mit einer Platte abgedeckt und mit einem Baustellenzaun gesichert war. Der ganze Bereich wies deutliche Spuren auf: Hufabdrücke sind zu sehen, Trampelspuren von vielen Menschen. Das Laub ist durchwühlt.
Aber natürlich fand auf dem alten Friedhof keine Beerdigung statt: Es waren die Dreharbeiten, die am Wochenende dort stattfanden.
Das ganze Areal bei der Nikolaikirche war hermetisch abgeriegelt. Sicherheitskräfte überall. Es herrschte totales Durchgangs- und vor allem Fotografierverbot. Da verstehen die Filmleute keinen Spaß.
Vor dem Kriegerdenkmal war ein Buffet aufgebaut. Wo sonst der Toten der Weltkriege gedacht wird, saßen Schauspieler und Laiendarsteller, ruhten sich aus, aßen und tranken und warteten auf ihren Einsatz. Und überall parkten große Lastwagen.
Für die Oscar-Wilde-Verfilmung mit dem Titel "The happy prince" - eine internationale Koproduktion, die mit 1,5 Millionen Euro vom Freistaat Bayern gefördert wird - wurde ein enormer Aufwand betrieben. Teile des Filmes werden im Schloss Thurnau gedreht, andere Szenen spielen im alten Kulmbacher Friedhof.
Das erfordert vielerlei Vorbereitungen. Denn man kann nicht einfach ein Grab ausheben. Vor allem deshalb nicht, weil dort viele alte Bäume stehen.
Deshalb wurde im Vorfeld ein Baumsachverständiger eingeschaltet, der sein Okay für die Grabarbeiten geben musste und offenbar Unbedenklichkeit bescheinigte.
Dann wurde tatsächlich eine bizarre Beerdigungsszene gedreht. Eine alte Totenkutsche stand hinter der Nikolaikirche. Die Pferde, die im Einsatz waren, waren eigens aus Brandenburg angereist. In den Drehpausen standen sie im absoluten Halteverbot beim Stadtpark - weit genug vom Einsatzort entfernt.
40 000 Liter Wasser
Und weil die Szene an einem stürmischen, regnerischen Tag spielte, musste die Freiwillige Feuerwehr Kulmbach das Filmteam mehrere Stunden lang mit Wasser versorgen. "Künstlicher Regen war Bestandteil des Drehs. Mit kurzen Pausen mussten über neun Stunden rund 40 000 Liter Wasser eingespeist werden", schreibt die Feuerwehr in ihrem Einsatzbericht. Drei Feuerwehrleute und ein Fahrzeug waren für den Film angefordert, bei dem auch die Schauspieler Emily Watson und Colin Firth mitwirken.