Der Kulmbacher Unternehmer und Ehrenbürger Hans Albert Ruckdeschel feiert am Mittwoch seinen 70. Geburtstag. Die Erfolgsgeschichte der Ireks-Firmengruppe trägt seine Handschrift.
Er ist ein Stratege, der weiß, was er will und wie er es erreicht. Und er arbeitet gern - auch noch in einem Alter, in dem sich andere längst in den Ruhestand verabschiedet haben. Heute feiert Ireks-Chef Hans Albert Ruckdeschel seinen 70. Geburtstag, und auch wenn er große Worte um seine Person gerne vermeidet - heute wird es neben guten Wünschen auch viel Lob für den verdienten Unternehmer und Kulmbacher Ehrenbürger regnen.
Die Firma Ireks ist für Ruckdeschel weit mehr als ein Arbeitsplatz - sie ist sein Leben. "Ich wohne im Haus meiner Eltern und Großeltern, war schon als Kind immer auf dem Werksgelände und kannte mich seit meiner frühesten Jugend überall im Unternehmen aus."
Fest verwurzelt in Kulmbach Der Name Ruckdeschel steht für eine beispielhafte Familientradition und für den Erfolg einer weltweit tätigen Firmengruppe, die fest in Kulmbach verwurzelt ist. Hans Albert Ruckdeschel leitet in vierter Generation das Unternehmen, das sein Urgroßvater, der Kulmbacher Bäckermeister und Brauer Johann Peter Ruckdeschel, im Jahr 1856 gegründet hat und das bis heute eine hundertprozentige Familiengesellschaft ist.
Dass Hans Albert Ruckdeschel einmal ins Familienunternehmen einsteigen würde, sah er schon in seiner Jugend als selbstverständlich an. Nach der Schule (Pestalozzischule, Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, Internat) studierte er Wirtschaftswissenschaften und schloss als Diplomkaufmann an der Universität Würzburg ab. Sein Studium unterbrach er zwei mal - für eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei einer Hamburger Privatbank und für ein Praxisjahr bei einer Frankfurter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Noch vor dem Studium hatte er zudem das Mälzerhandwerk gelernt. Diese umfassende Ausbildung schuf die Basis dafür, dass aus Hans Albert Ruckdeschel ein Allrounder wurde, der seine Branche aus dem Effeff kennt.
1972 sei er auf eher ungewöhnlichem Weg in die Firma Ireks eingetreten, erinnert sich Ruckdeschel: "Bei der Fusion der Ireks mit der Deutschen Arkady zu Ireks Arkady wurde ich Aufsichtsrat." Als "ganz normaler Mitarbeiter" habe er dann 1975 in der betriebswirtschaftlichen Abteilung angefangen. Seit 1978 ist er Geschäftsführer und übernahm das Malzgeschäft. Um diesen Aufgabenbereich gerissen hat Ruckdeschel sich damals nicht: "Es ist ein sehr komplexes und schwieriges Geschäft, das schon seit Jahrzehnten nicht mehr als wachstumsträchtig gilt."
Auch Ungeliebtes gut machen Doch Ruckdeschel gelang es nicht nur, dieses Geschäftsfeld profitabel weiterzuführen, auch wenn das Malz nur noch 18 Prozent des Geschäfts ausmacht, die Backzutaten dagegen 67 Prozent. Er gewann in seinem Aufgabenbereich auch eine wichtige Erkenntnis, die ihn bis heute begleitet: "Nicht, wo Du hingestellt wirst, ist wichtig, sondern wie Du dastehst." Immer das Beste zu geben, auch ungeliebte Aufgaben gut zu machen, ist sein Lebensprinzip geworden. "Dazu gehört auch, bei unausweichlichen Entscheidungen nicht herumzudrucksen, sondern notwendige Einschnitte kurz und schmerzlos zu machen." Oberstes Prinzip ist für ihn dabei: "Anständig mit den Menschen umgehen, damit man sich noch in die Augen schauen kann."
Ireks ist unter Hans Albert Ruckdeschels Regie in den vergangenen Jahren beträchtlich gewachsen. "1974 hatten wir weltweit 1200 Mitarbeiter, heute sind es 2500 im In- und Ausland. Allein am Standort Kulmbach wuchs die Zahl der Beschäftigten in dieser Zeit von 460 auf 700." Doch es sei nie nur um Wachstum gegangen, sondern auch darum, strukturelle Veränderungen vorzunehmen. "Zur Zeit der Wende arbeiteten beispielsweise 285 Beschäftigte im Agrarhandel, heute sind es noch 34. Die Hälfte aller 2500 Mitarbeiter ist im Ausland tätig. Früher hatten wir 100 Artikel in unserem Sortiment, heute sind es um die 4000." Ireks habe große Investitionen für Infrastruktur, Personal und Verwaltung getätigt. "Wir wollen nicht größer sein als wir müssen, aber groß genug, um international mithalten zu können."
Die Treue zum Standort Kulmbach stand für Ruckdeschel dabei stets außer Frage, den von vielen beklagten Fachkräftemangel spürt er in seinem Unternehmen nicht: "Wir bekommen auf alle Stellenausschreibungen sofort eine zwei- bis dreistellige Zahl qualifizierter Bewerbungen." Zwar müsse man manchem Kandidaten die Lebensqualität des Kulmbacher Landes erst bewusst machen, aber auch darauf versteht sich der Mann, dem seine Heimatstadt vor fünf Jahren die Ehrenbürgerwürde verliehen hat.
Den Erfolg seines Unternehmens sieht Hans Albert Ruckdeschel als Teamleistung, sich selbst als Staffelläufer, der nach Erfüllung seiner Aufgaben den Stab an die nächste Generation weiterreicht. Die fünfte Generation - das ist Ruckdeschels Neffe Stefan Soiné, der als einer der insgesamt sechs Geschäftsführer bereits zahlreiche Aufgaben von seinem Onkel übernommen hat.
Mit Herz für Kunst und Soziales Nicht nur als Arbeitgeber und Steuermann der Firma Ireks hat sich Ruckdeschel in Kulmbach Verdienste erworben. Auch viele soziale und kulturelle Initiativen werden von ihm und seiner Frau Margit unterstützt. Freunde der Kirchenmusik verbinden seinen Namen mit der Rieger-Orgel in der Petrikirche. Als Vorsitzender des Orgelbauvereins hat er über mehr als zehn Jahre dieses Wunschprojekt vorangetrieben - mit der ihm eigenen Mischung aus Hartnäckigkeit und Kompromissbereitschaft und dem unbedingten Willen, etwas einmal Begonnenes auch zu einem guten Ende zu führen.