Kulmbacher Bierwoche 2022: Junge Union sorgt bei Festzug für Eklat - "Grenze überschritten"
Autor: Daniel Krüger
Kulmbach, Montag, 01. August 2022
Zum Beginn der Bierwoche in Kulmbach kam es am Samstag (30. Juli 2022) zu einem aufsehenerregenden Vorfall. Die Junge Union trug während der Begrüßung vor dem Rathaus und dem Festzug zum Stadl umstrittene Plakate.
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Die Kulmbacher Bierwoche ist am Samstag feuchtfröhlich gestartet (hier gibt es die schönsten Bilder) - traditionell fand auch heuer vor dem Anstich im Stadl eine Begrüßung mit Büttnertanz und anschließendem Festzug statt. Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) reiste an - und lieferte sich mit Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) einen kleinen Schlagabtausch angesichts der bevorstehenden Landtagswahl und Bezirkstagswahl 2023. Doch für Aufsehen und zum Teil Unverständnis sorgte die Junge Union (JU) mit einer Plakataktion.
"Kanzler der Herzen": Junge Union mit provokativen Plakaten zum Auftakt der Bierwoche
Der CSU-Nachwuchs habe sich beim Bierfest blamiert, so der SPD-Kreisverband in einem offiziellen Statement. "Die Jugendorganisation der CSU kann es nicht lassen und trägt Plakate wie 'Markus Söder – Kanzler der Herzen' oder 'Team Henry Schramm – 100 % Kulmbach' beim Bierfestzug zum Zelt", schreibt die Partei. Bereits im Vorfeld sei gemunkelt worden, dass die Junge Union Kulmbach zum Festanstich eine politische Aktion "angeblich gezielt gegen unseren OB Lehmann vorbereiten würde", heißt es weiter. Das habe man sich "dann wohl doch nicht getraut", konstatiert die SPD.
Bilder zeigen auch ein Mitglied der Jungen Union, das den Spruch "Irren ist menschlich, aber immer irren ist sozialdemokratisch" auf dem Poloshirt trägt - ein alter Spruch von Franz Josef Strauß. Der SPD-Vorsitzende Matthias Meußgeyer bemängelt hierbei "fehlenden politischen Anstand". Parteipolitik habe auf dem Bierfest seit jeher "nichts zu suchen", erklärt er gegenüber inFranken.de.
Das Söder-Plakat könne man noch akzeptieren, findet er. Doch dass "Wahlplakate aus der Mottenkiste geholt werden, um gegen unseren OB Stimmung zu machen, ist unpassend. Da ist eine Grenze überschritten. Und da haben mich auch viele Leute darauf angesprochen." Der ehemalige Rathauschef Henry Schramm, heute Bezirkstagspräsident von Oberfranken, unterlag 2020 seinem SPD-Konkurrenten sehr knapp - die Wahl war gespickt von Vorwürfen aller Art.
"Zum Fremdschämen": SPD-Fraktionsvorsitzender kann Aktion in Kulmbach nicht nachvollziehen
Das habe die Junge Union wohl "noch immer nicht verkraftet", glaubt Meußgeyer. "Und Herr Schramm war im Gegensatz zu Herrn Söder gar nicht auf der Rathaustreppe dabei." Er stelle sich die Frage, "wie das dann nächstes Jahr laufen soll. Muss das sein?" Die Aktion sei "zum Fremdschämen", so seine Meinung.
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Max Neubert, Kreisvorsitzender der Jungen Union Kulmbach, sieht das Ganze naturgemäß völlig anders. "Da wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht", kritisiert er gegenüber inFranken.de. "Wir haben immer Plakate mitgebracht, wenn eine politische Persönlichkeit nach Kulmbach gekommen ist, so etwa auch beispielsweise bei Horst Seehofer. Das Shirt gehörte einem Mitglied von uns, da war eben der Spruch von Franz-Josef Strauß hinten drauf, er hatte es einfach angezogen ohne Zusammenhang mit Ingo Lehmann. Das tut mir auch unglaublich leid, dass die Debatte jetzt auf seinem Rücken ausgetragen wird", erklärt er.