Ab jetzt, so Markus Ipta und Anja Tischer, würden vorrangig mit BioNTech geimpft: Schwangere und Stillende, Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren, Personen zwischen 18 und 29 Jahren, Zweitimpfungen nach Erstimpfung BioNTech und Boosterimpfungen nach Kreuzimpfung Astra/BioNTech. Allen anderen Impflinge werde Moderna angeboten!
"Diese Änderungen betreffen uns beim Impfen im niedergelassenen Bereich als auch im Impfzentrum Kulmbach", so die Verbandsvorsitzenden.
"Wir haben die Terminvergaben und Impfungen massiv ausgeweitet und stehen jetzt da wie die Doofen", ärgert sich auch Thomas Heinl. Bis Ende Januar hatte er in seiner Praxis geplant und pro Woche zwischen 60 und 70 Patienten zum Impfen bestellt, nun könne man zum Teil 50 Prozent weniger impfen.
In den vergangenen Wochen, als man das alles mit immensem Arbeitsaufwand organisiert habe, habe es nie geheißen, BioNtech werde knapp. "Die Rationierung kam von heute auf morgen. Das ist eine Unverschämtheit. Und dann sitzen sie am Sonntagabend alle bei Anne Will und lügen dem Volk etwas vor", empört sich der Allgemeinarzt.
Ihm bleibe nun nichts anderes übrig, als seinen Patienten eine Impfung mit Moderna anzubieten, "falls dieser Impfstoff geliefert wird". Die vereinbarten Termine lässt der Ludwigschorgaster Arzt von Praxisseite aus bestehen und hofft, dass er Impfwillige von dem gleichwertigen mRNA-Serum Moderna überzeugen kann, auch wenn er weiß: "Jetzt geht das Diskutieren wieder los. Das kostet viel Zeit und Energie."
Wütend auf die Politik ist auch Jürgen Berthold Bauer, Internist und Hausarzt im Gesundheitsbahnhof Harsdorf. Gesundheitsminister Spahn habe aus dem Astra-Debakel nichts gelernt. Die Diskussion um den Moderna-Impfstoff sei "ein Störfeuer, das niemand braucht". In seiner Praxis sei durch die plötzliche Reduzierung des Biontech-Impfstoffs die gesamte Impfplanung zerrissen, klagt Bauer. Moderna sei ein gleichwertiger Impfstoff, aber das sei schwer zu vermitteln, wenn seitens der Politik der Eindruck erweckt werde, dass jetzt minderwertiges Liegengebliebenes verimpft werden müsse. "Das ist eine Katastrophe!"
72 Dosen BioNtech wollte Bauer letzte Woche verabreichen. Bekommen hat er 18. Etwa 25 Patienten akzeptierten stattdessen Moderna, der Rest will lieber warten und vorläufig verzichten. Das sei für den Impffortschritt schlecht. "Wir Ärzte tun alles dafür, möglichst viele Menschen möglichst schnell zu impfen, und dann kommt über Nacht so eine Holter-die-polter-Aktion, die uns wieder zurückwirft. Wir hätten wenigstens zwei Wochen Vorlauf gebraucht, um unsere Patienten auf die veränderte Situation vorzubereiten und entsprechend aufzuklären."
Man hätte auf die Virologen hören und den Sommer intensiver nutzen müssen, um die Impfkampagnen voranzutreiben, sagt der Mediziner. Die Impfung sei wichtig, egal welcher Impfstoff zum Einsatz komme.
Impfzentrum hält Termine
Großer Andrang herrscht derzeit im Kulmbacher Impfzentrum. Reicht dort der Impfstoffvorrat aus? "Alle zugesagten Termine werden stattfinden", sagt der Leiter des Impfzentrums, Marcel Hocquel. "Wir müssen von Woche zu Woche sehen, wie viel Impfstoff verfügbar ist und geben dementsprechend dann weitere Termine frei." Verimpft werden gemäß der aktuellen Empfehlungen Bi ontech für Menschen unter 30 Jahren und Moderna für alle ab 30.
Die Bayerische Landesärztekammer weist in einem Schreiben an die Vorsitzenden der Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbände, das der Bayerischen Rundschau vorliegt, darauf hin, dass bundesweit die vom Bundesgesundheitsministerium in Aussicht gestellte Menge an Corona-Impfstoff, insbesondere der Firma BioNTech, nicht an die Praxen ausgeliefert worden seien. Die Landesärztekammer interveniere auf allen Ebenen massiv und sei gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege um eine Lösung bemüht, damit die Impfkampagne nicht erneut schwer behindert werde.