Kulmbach schaut in die Röhre: In Bamberg darf man shoppen

2 Min
In Bamberg war am Montag Shopping angesagt. Foto: Ronald Rinklef
In Bamberg war am Montag  Shopping angesagt. Foto: Ronald Rinklef

Während in Stadt und Landkreis Bamberg am Montag die Geschäfte öffnen durften, sieht es für die Kulmbacher Betriebe weiter schlecht aus. Aber selbst die Bamberger waren von der Öffnung überrascht.

Das hat die Bamberger selbst auch überrascht: Am Montag durften die Geschäfte in Stadt und Landkreis wieder öffnen - praktisch ohne große Einschränkungen. Möglich ist das, weil die 7-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohnern unter 50 liegt. Neben den Einzelhandelsgeschäften stehen auch Museen, Galerien, zoologische und botanische Gärten sowie Gedenkstätten wieder ohne Terminvergabe für Besucher offen. Auch kontaktfreier Sport im Freien ist in Gruppen von maximal zehn Personen dort wieder möglich, bei Kindern unter 14 Jahren sind 20 Personen erlaubt. Kulmbach schaut angesichts hoher Infektionszahlen weiterhin in die Röhre.

Dass Bamberg schon am Montag öffnen durfte, damit hat nicht einmal das Landratamt gerechnet, wie Pressereferent Frank Förtsch erklärte. "Eigentlich besagt die Regelung, dass es die Lockerungen nur gibt, wenn der 7-Tage-Inzidenzwert drei Tage unter 50 liegt." So sei die Stadt Bamberg erst am Sonntag erstmals unter diese Zahl gerutscht, der Landkreis Bamberg habe diese Grenze am Samstag unterschritten. Dass das bayerische Gesundheitsministerium am Sonntag die Öffnung gestattet habe, davon sei man überrascht gewesen.

Das Landratsamt Bamberg wird nun die weiteren Entwicklungen genau beobachten und reagieren, sollten die Inzidenzwerte wieder dauerhaft drei Tage über der 50-er-Grenze liegen. "Dann müsste man die Geschäfte wieder schließen." Am Montag lag die Zahl für den Landkreis Bamberg bei 50,3, bei der Stadt bei 42.

Schwanken die Zahlen dagegen nur und liegen einen Tag über der 50, den anderen wieder darunter, so hat das keine Folgen für die Öffnungsregeln.

Ob nun eine Art Einkaufstourimus aus den benachbarten Landkreisen einsetzt? Da fällt Förtsch eine Einschätzung schwer. Ausschließen will er es nicht. "Die Stadt und der Landkreis sind jedenfalls für die Lockerungen gerüstet", sagt er.

Dass die Kulmbacher nun zum Shoppen nach Bamberg fahren, das glaubt die Sprecherin der Händlervereinigung "Unser Kulmbach" nicht. Alexandra Hofmann, zugleich Inhaberin der Parfümerie Benker am Kressenstein, geht zwar davon aus, dass der eine oder andere das Angebot nutzen wird. "Das liegt in der Natur des Menschen. Die Leute wollen wieder in die Läden gehen und dort stöbern." Aber dass ein großer Einkaufstourismus Richtung Bamberg losgeht, davon geht sie nicht aus, denn: "Dafür ist das Wetter zu schlecht, dafür sind die Leute inzwischen zu sehr auf den Online-Einkauf gepolt."

Hinzu komme, dass weder Gaststätten noch Cafés die Möglichkeit zur Einkehr nach dem Einkauf bieten, es keine Möglichkeit gibt, sich die erworbenen Schätze bei einer Tasse Kaffee noch einmal anzuschauen.

Viel von den ganzen Verordnungen hält Alexandra Hofmann aber ohnehin nicht ("Ich finde das alles hirnrissig"). Jeder, der ein eigenes Geschäft betreibe, achte schon aus eigenem Interesse darauf, dass alle Vorgaben eingehalten werden, alles richtig desinfiziert wird. Dennoch dürfe man nicht öffnen. Die Ladeninhaberin befürchtet inzwischen sogar, dass "der Staat die kleinen Geschäfte weghaben will". Sie selbst hat keine Unterstützung beantragt. "Ich will von diesem Staat nichts. Alles, was ich will, ist, meinen Laden wieder aufzumachen", erklärt sie.

"Es macht einfach keinen Spaß mehr, und das sage ich nach 50 Jahren Parfümerie Benker", erklärt Alexandra Hofmann frustriert, obwohl sie sogar ihr Geschäft öffnen dürfte. Weil ihr Sortiment zu über 50 Prozent aus Körper- und Gesichtspflege-Artikeln sowie Produkten aus dem Hygienebereich bestehe und sie damit als Mischbetrieb gelte. Parfümartikel darf sie dagegen nicht verkaufen. "Was genau darunterfällt, konnte mir aber keiner sagen." Über diesen ganzen Regelungswirrwarr will sie sich gar nicht mehr aufregen. "Das ist nur mit Ärger verbunden." Ihr Geschäft ist deshalb nur von 10 bis 13 Uhr besetzt.

"Hier fehlt etwas das Feingefühl"

Alexandra Hofmann hofft, dass die Innenstädte bald nicht mehr lahmgelegt werden. "Hier fehlt etwas das Feingefühl", sagt sie mit Blick darauf, dass manche Regelungen für sie nicht mehr nachvollziehbar sind.

Die Sprecherin der Händler-Initiative hat Angst um die Folgen für ihre Heimatstadt, Angst davor, was nach Corona übrig bleibt in Kulmbach. "Jetzt ist das Bierfest abgesagt, was große Ausfälle für Hotels und Gastronomie nach sich zieht. Am Sonntag wäre ein verkaufsoffener Sonntag gewesen. Dazu wären wohl auch wieder viele Auswärtige nach Kulmbach gekommen , weil sie die Atmosphäre der Stadt mögen", erklärt sie.