Beim jüngsten Helferkreis-Treffen geht es um praktische Fragen wie Telefonanbieter, das Neun-Euro-Ticket und - natürlich - Formulare. Renate Liefländer-Cordes muss Dmytro Pavlov bei einem Schreiben des Jobcenters helfen. Eigentlich spricht Pavlov ganz passabel deutsch, dolmetscht oft für andere, aber vor dem Amtsdeutsch kapituliert er. Und selbst die Integrationshelferin muss es mehrmals lesen, bis sie es versteht, "Formulare sind grausam, und dabei mache ich das jetzt schon seit sechs Jahren."
Der Zugang zu Sprachkursen ist ihren Worten zufolge derzeit das größte Problem. Die begehrten Anbieter, zu denen jeder will, sind voll. "Alle wollen Deutsch lernen, egal, ob sie bleiben oder später zurück in ihre Heimat gehen", sagt Renate Liefländer-Cordes.
Auch Elvira Romanetz wartet sehnsüchtig auf einen Platz im Sprachkurs. Die 48-Jährige möchte endlich etwas tun, arbeiten, ihr eigenes Geld verdienen. "Kein Ukrainer will von Geld vom Staat abhängig sein", sagt sie in flüssigem Englisch und betont: "Ich würde alles machen, aber erst einmal muss ich die Sprache lernen." In Charkiw war sie Kosmetikerin mit eigenem Studio, hat ein selbstbestimmtes, aktives Leben geführt, ist gereist und ausgegangen. Die unfreiwillige Untätigkeit und Abhängigkeit belasten sie. Sie möchte irgendwann zurück in ihre Heimat, doch ihr Laden und ihre Wohnung sind zerstört. "Du kannst nicht zurückkommen", haben ihr Freunde und Familie gesagt, mit denen sie jeden Tag Kontakt hat.
Sie hatten keine Sprachbarriere
Die Sprachbarriere hatten die Konovalovs nicht. Die fünfköpfige Familie, der Anfang März die Flucht aus Mariupol gelang, gehörte zu den ersten Ukraine-Flüchtlingen im Landkreis. Sie hatten hier schon einmal über fünf Jahre gelebt, waren 2020 nach einem abgelehnten Asylantrag ausgereist. Im Gegensatz zu den anderen hilfesuchenden Menschen kamen sie nicht als Fremde und konnten sich von Anfang an auf Deutsch verständigen. Marina Konovalova weiß: "Für viele andere Ukrainer ist es schwierig." Deshalb helfen sie bekannten und befreundeten Landsleuten mit Dolmetschen und bei Behördengängen.
Die Konovalovs sind angekommen. Sie leben mittlerweile in Rugendorf in einer Wohnung, Familienvater Roman arbeitet seit Mitte Mai bei Ireks, Tochter Katheryna (15) besucht die Realschule, Sohn David (9) die Grundschule und Nesthäkchen Anastasia (3) geht ab September in den Kindergarten. Aktuell haben sie eine Aufenthaltserlaubnis für zwei Jahre. Sie hoffen, dass sie dieses Mal für immer bleiben dürfen.