Drama im Kreißsaal: Baby und Mutter sterben kurz nach der Geburt in Kulmbach
Autor: Stephan Großmann, Alexander Hartmann
Kulmbach, Dienstag, 09. Januar 2018
Der vermeintlich schönste Tag im Leben eines jungen Vaters endete in einer Tragödie: Im Klinikum Kulmbach sterben kurz nach der Geburt sein neugeborener Sohn sowie die Mutter. Wir haben mit Vater Robby über seinen schweren Schicksalschlag gesprochen.
"Ich weiß gar nicht, warum ich noch so viel Kraft habe." Robby Handschuhs Stimme klingt gedämpft, aber stark. Um seine Worte herum ist plötzlich nichts mehr, wenn er vom schlimmsten Tag seines Lebens erzählt. Dem Tag, an dem eigentlich seine kleine Familie zusammenwachsen sollte. Dem Tag, an dem er alles verloren hat.
Zehn Tage vor dem errechneten Geburtstermin machen sich der 36-Jährige und seine baldige Frau Regina (33 Jahre) auf den Weg ins Kulmbacher Klinikum. Daheim in Weidenberg hatten die Wehen eingesetzt, sie freuten sich auf ihre gemeinsame Zukunft zu dritt.
Vater hatte sogar noch die Nabelschnur durchgeschnitten
Die Geburt verläuft ohne Zwischenfälle, erinnert er sich. "Ich habe sogar noch die Nabelschnur durchgeschnitten", sagt er. Aber das Neugeborene atmet nicht, die Ärzte versuchen noch, den kleinen Ferdinand zu reanimieren. Vergeblich.
Während Robby Handschuh bei seinem toten Kind ist, um sich von ihm zu verabschieden, treten bei Regina Komplikationen auf. Sie muss operiert werden, Auch sie stirbt kurz darauf. Als er Stunden später die Nachricht erhält, dreht sich alles um ihn herum. Er kann es nicht glauben, geschweige denn fassen. "Plötzlich standen ganz viele Leute um mich herum, Pfarrer und Krisenhelfer und so."
Klinik-Mitarbeiter geschockt -was war passiert?
Was sagt das Kulmbacher Klinikum? Die Geburt sei zunächst normal verlaufen, heißt es in einer Stellungsnahme. In der Entbindungsklinik habe ein sehr erfahrenes Team von Hebammen und Ärzten die werdende Mutter unmittelbar nach deren Eintreffen im Kreißsaal betreut, betont Geschäftsführerin Brigitte Angermann, die mitteilt, dass es die einzige Geburt war, die zu dieser Zeit stattfand. Im Jahr kommen am Klinikum rund 750 Babys zur Welt (Anm. der Red. )
"Die volle Aufmerksamkeit des Teams galt dieser Entbindung", erklärt Benno Lex, der Leitende Arzt der Frauenklinik. "Wir waren zu diesem Zeitpunkt personell extrem gut ausgestattet. Zu unserem größten Bedauern gibt es aber Situationen, in denen auch Ärzte nichts tun können."
Das Klinikum selbst hat nach dem tragischen Tod von Mutter und Kind die Polizei eingeschaltet. Wie es laut Geschäftsführerin Brigitte Angermann bei ungeklärten Todesursachen üblich ist. "Auch uns ist natürlich sehr daran gelegen, die Todesursache zu erfahren", stellt dazu der Leitende Arzt der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Peter Moratin, fest.