Kulmbach bekommt Landesamt-Außenstelle
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Montag, 01. August 2016
Kulmbach wird Sitz einer Außenstelle des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Das hat das bayerische Kabinett beschlossen.
Offiziell wird es erst heute Mittag verkündet, doch der Jubel war schon gestern groß: Kulmbach wird Sitz einer von bayernweit zwei Lebensmittelbehörden, die im Zuge der Neustrukturierung des amtlichen Veterinärwesens und der Lebensüberwachung geschaffen werden. Das hat das bayerische Kabinett auf seiner Klausurtagung am Tegernsee beschlossen.
Die Außenstellen, die unter dem Dach des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit angesiedelt sind, sollen überregional tätige Großbetriebe kontrollieren. Die Landratsämter bleiben Lebensmittelbehörden und sind Ansprechpartner für alle lokal tätigen Lebensmittel-Erzeuger.
Zusammen werden 70 Planstellen an zwei Standorten geschaffen. Kulmbach kann somit auf 35 hochqualifizierte Mitarbeiter hoffen. Wo die zweite Außenstelle in Südbayern eingerichtet wird, war gestern im übrigen noch nicht zu erfahren.
Aufbau schon 2016
Wie MdL Martin Schöffel (CSU) bekanntgab, geht die Schaffung der neuen Behörde auf eine Übereinkunft zwischen Landräten und Staatsregierung zurück. Der Landtag habe sich nach der Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten bei dem Großgeflügelhalter "BayernEi" für eine professionellere Überwachung von Großunternehmen ausgesprochen. Wie er mitteilte, sollen die neuen Standorte schon im Laufe des Jahres 2016 aufgebaut werden.
"Intensives Drängen"
Dass die Entscheidung für Kulmbach auf ein intensives Drängen nach strukturpolitischen Maßnahmen zurückgeht, stellte neben Schöffel auch Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) heraus. Er, so Schramm, habe auch mehrfach das Gespräch mit Ministerpräsident Horst Seehofer gesucht. Es sei eine super Sache für Kulmbach, so der OB, der sich freut, dass nach der Schaffung von 15 neuen Stellen am Landesamt für Umwelt und 20 Stellen am Bayerischen Kompetenzzentrum für Ernährung (Kern) Kulmbach erneut berücksichtigt wird.
"Kulmbach ist prädestiniert"
Dass die Stadt für den nordbayerischen Standort prädestiniert ist, hatten Schramm und Landrat Klaus Peter Söllner (FW) erst in den letzten Tagen noch einmal in einem Schreiben an Seehofer herausgestellt. In Kulmbach sei mit den vielen Lebensmittel-Großbetrieben, dem Kompetenzzentrum für Ernährung, dem Max-Rubner-Institut und der Staatlichen Fachschule für Lebensmitteltechnik bereits "ein erhebliches theoretisches und praktisches Fachwissen im Bereich Lebensmittel und Ernährung vorhanden, das mit der Ansiedlung der geplanten Außenstelle noch eine deutliche Aufwertung erfahren würde", hatten beide geschrieben. "Kulmbach ist für Nordbayern die logische Entscheidung", sagte gestern Landrat Söllner, der wie OB Schramm hofft, dass sich aus den anfangs 35 Stellen "noch mehr entwickeln kann".
Wo die Außenstelle entstehen wird? Aller Voraussicht nach im großen Spinnereigebäude entlang der Heinrich-von-Stephan-Straße, das saniert wird. "Es wäre toll, wenn wir damit das Spinnereiareal weiter beleben könnten. Zusammen mit der Landwirtschaftsverwaltung könnte dort ein grünes Zentrum entstehen", sagte Henry Schramm.
Kommentar von Alexander Müller
Das Bohren dicker Bretter hilft: Was die Kulmbacher Kommunalpolitik mit Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) in vorderster Linie und Landrat Klaus Peter Söllner (FW) nicht auf Anhieb erreicht hatten, kommt jetzt scheibchenweise nach und nach.Die Region beschränkt sich keineswegs aufs Jammern, wozu sie auch gar keinen Grund hätte - sie weist jedoch vor allem in München darauf hin, dass es Defizite gibt und der Freistaat daher Impulse setzen muss.
15 neue Stellen waren zunächst ein wenig enttäuschend, weitere 20 sicher nicht der große Wurf - jetzt folgen nochmals 35. Und jetzt wird auch nicht eine bereits bestehende Einrichtung aufgewertet, sondern eine neue geschaffen. Das bedeutet erstmals, dass neue Räume gesucht und gefunden werden müssen - und die gibt es im Gebäude der alten Spinnerei, das gerade saniert wird.
Dass eben dort auch der angestrebte Medizin-Campus unterkommen könnte, ist keineswegs ein Hinderungsgrund - Platz gibt es dort in ausreichendem Maße. Und die Einrichtungen zielen beide in weitestem Sinne in Richtung Gesundheit, würden sich also wahrscheinlich nicht wechselseitig ins Gehege kommen.
Der Vorteil für die Region: Die unansehnliche Industriebrache, die mit enormen Fördergeld-Summen gerade auf Vordermann gebracht wird, würde eine (weitere) sinnvolle und dauerhafte Nutzung erhalten - und böte ausreichend Platz, wenn noch mehr Stellen nach Kulmbach kommen sollten. Dass Henry Schramm und Klaus Peter Söllner dafür weiter kämpfen, steht außer Frage.