Kinderwagen in Kulmbach angezündet: Es war nicht die erste Tat
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Montag, 03. August 2020
Der 24-Jährige, der am Sonntag in einem Mehrfamilienhaus einen Kinderwagen angezündet hat, stand bereits wegen ähnlicher Taten vor Gericht.
Schwarzer Qualm im ganzen Treppenhaus, verängstige Bewohner - nicht der Brand des Kinderwagens in dem Mehrfamilienwohnhaus in der Fischergasse war in der Nacht zum Sonntag die eigentliche Herausforderung für die Einsatzkräfte der Feuerwehr, sondern die Panik der Bewohner, die das Haus verlassen wollten, aber nicht konnten.
"Die Ängste sind verständlich", sagt Stadtbrandmeister Michael Weich, der den Einsatz leitete. "Die Leute haben schließlich nicht gewusst, was brennt und wie gefährlich die Situation ist."
Noch in der Nacht festgenommen
Zu den dramatischen Szenen war es durch Brandstiftung gekommen. Verantwortlich dafür: ein 24-Jähriger, der den im Treppenhaus abgestellten Kinderwagen einer Familie kurz nach Mitternacht angezündet hat. Beamte der Kulmbacher Polizei konnten ihn wenig später nahe des Tatorts festnehmen. Der Verdächtige wurde gestern Mittag dem Ermittlungsrichter vorgeführt, seine Täterschaft bestätigt.
Der junge Mann hat nicht zum ersten Mal einen derartigen Brand gelegt. In den Jahren 2015 und 2017 hat er schon zwei Mal in ähnlicher Weise Kinderwagen in Wohnhäusern in Brand gesteckt, einmal in der Sutte in Kulmbach und einmal in Mainleus. Im Oktober 2017 war der damals 21-jährige Kulmbacher zu dreieinhalb Jahren Gefängnis und einer Alkoholtherapie verurteilt worden. Nachhaltigen Eindruck hat diese Strafe offensichtlich nicht gemacht, denn auch bei der Tat am Sonntag war er wieder stark alkoholisiert.
Unterbringung in der Psychiatrie
Nach dem Termin beim Ermittlungsrichter wurde er am Montagnachmittag in die geschlossene Abteilung des Bezirkskrankenhauses eingewiesen. Anstelle einer Untersuchungshaft wird er dort bis zur Gerichtsverhandlung untergebracht, da als Rechtsfolge seiner Tat auch eine längerfristige Unterbringung in einer Entziehungsanstalt in Frage kommt, bestätigte Leitender Oberstaatsanwalt Martin Dippold auf Nachfrage unserer Zeitung.
Im nächsten Schritt werde nun ein psychiatrisches Gutachten erstellt und schnellstmöglich ein Hauptverhandlungstermin angesetzt.
Video:
Die Bewohner des Hauses in der Fischergasse kamen glücklicherweise mit dem Schrecken davon. Niemand wurde ernsthaft verletzt. Die Feuerwehrleute nutzten die Drehleiter, um über die Fenster mit ihnen Kontakt aufzunehmen, sie zu beruhigen und ihnen klar zu machen, dass ihnen keine Gefahr droht, wenn sie in ihren Wohnungen bleiben.