Kinder lernen, sich gegen Missbrauch zu wehren

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Nein, das will ich nicht. Die Jungen und Mädchen des Kasendorfer Kindergarten lernten, dass Nein sagen ihr Recht ist. Foto: Jürgen Gärtner
Nein, das will ich nicht. Die Jungen und Mädchen des Kasendorfer Kindergarten lernten, dass Nein sagen ihr Recht ist. Foto: Jürgen Gärtner
Sonja Blattmann
Sonja Blattmann
 

Der Missbrauch von Kindern ist ein Schwerpunktthema im Kasendorf Kindergarten. Deshalb war am Dienstag eine prominente Präventionsarbeiterin bei den Jungen und Mädchen: die Autorin des Buchs "Ich bin doch keine Zuckermaus", Sonja Blattmann. Im Interview berichtet sie von ihrer Arbeit.

Kinder erleben Gewalt in verschiedenster Form. Was lernen die Kinder bei Ihnen, um sich dagegen zu wehren?
Sonja Blattmann: Die Kinder lernen auf spielerische Weise, Nein zu sagen. Sie lernen, ihre Gefühle auszudrücken und zwischen guten und schlechten Geheimnissen zu unterscheiden. Kinder, die in unserem Programm schon verschiedene Situationen durchgespielt haben, können das auf aktuelle Alltagssituationen übertragen.

Was für Tipps geben sie den Jungen und Mädchen?
Sie sollen auf ihre Gefühle achten. Egal, von wem eine Berührung kommt, die Kinder entscheiden, was sie mögen oder nicht - und dürfen das sagen.
Früher wurde ja vor Fremden gewarnt, heute weiß man, dass Missbrauch im sozialen Nahraum geschieht.

Wie können Kindertagesstätten präventiv tätig werden?
Sie können dazu beitragen, die Kinder zu stärken. Hier in Kasendorf wird ein Jahr lang dieses Thema behandelt. Und man sieht, wenn man durch die Räume läuft, dass man sich damit beschäftigt. Als ich mit der Präventionsarbeit begonnen habe, war das noch Pionierarbeit. Damals haben die Schulen gesagt, so was passiert bei uns doch nicht. Inzwischen hat glücklicherweise ein Umdenken stattgefunden, seit Jahren ist die Nachfrage nach Präventionsarbeit ganz groß. Vor knapp 20 Jahren habe ich auch "Ich bin doch keine Zuckermaus" geschrieben. Das ist heute ein Klassiker.

Auch in Vereinen sind Kinder nicht sicher. Wie kann man so einer Straftat vorbeugen?
Die Vereine sollten sich Führungszeugnisse vorlegen lassen, darauf achten, wer zu ihnen kommt. Und wenn etwas vorfällt, dass müssen sofort Konsequenzen gezogen werden. Die entsprechenden Handlungsrichtlinien und Strukturen müssen erarbeitet sein. Es darf nicht sein, dass erst ab dem Punkt, an dem etwas passiert ist, darüber nachgedacht wird. Da muss bereits ein Konzept vorliegen. Natürlich ist es in dörflichen Gegenden schwieriger, weil die Täter meist noch in anderen Vereinen integriert sind. Aber auch da ist es wichtig, dass die Verantwortlichen und die Dorfgemeinschaft konsequent vorgehen.

Die Gefahr lauert heute nur einen Mausklick entfernt im Internet.
In der Schule haben die sexuellen Übergriffe unter Kindern und Jugendlichen zugenommen. Man weiß, dass das am medialen Einfluss liegt, vor allem am Pornokonsum bei Jungs. Hilfe gibt es zum Beispiel im Internet unter www.safe-me-online.de. Zensurprogramme helfen meist nur bei Kindern bis zehn Jahren, dann werden die Eltern ausgetrickst. Wichtig ist, Medienkompetenz zu vermitteln. Kinder müssen lernen, hier gut für sich selbst zu sorgen.