Ein junger Afghane integriert sich in Deutschland vorbildlich, wird dennoch abgeschoben - und will nun auf jeden Fall zurück.
Für Zakis Freunde sah es so aus, als seien sie ihrem Ziel ein gewaltiges Stück nähergekommen. Zaki, ein 20-jähriger Junge aus Afghanistan, war von Kabul aus nach Indien gereist, um dort ein Ausbildungsvisum für Deutschland zu beantragen. Dann ein herber Rückschlag: Seine Tazkira (das afghanische Identitäts-Dokument) war unvollständig. Zaki wurde zurück nach Kabul geschickt.
Nun ist wieder offen, ob und wann der 20-Jährige nach Deutschland kommen kann, um hier eine Ausbildungsstelle anzutreten, die ihm bereits versprochen worden ist. Eine Petition soll dafür sorgen, dass das bald möglich ist.
Als Zaki als Flüchtling nach Deutschland kam, war er noch minderjährig, wurde in einem Wohnheim der Kulmbacher Arbeiterwohlfahrt untergebracht und betreut. Zaki integrierte sich schnell. Nach zwei Jahren schaffte er seinen qualifizierenden Mittelschul-Abschluss, erhielt nach einem Praktikum eine Zusage für eine Lehrstelle.
Die Bürokratie machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Seine Anträge auf Ausbildungserlaubnis wurden nicht genehmigt, sein Asylantrag zweimal abgelehnt. Als der junge Mann am 30. Juli letzten Jahres seiner Meldepflicht nachkommen will, wird er in der Polizeiinspektion Kulmbach festgehalten und wenig später in die afghanische Hauptstadt Kabul abgeschoben.
Das Land ist ihm völlig fremd. Zwar ist Zaki afghanischer Abstammung. Aber seine Familie ist in den Iran geflohen, als er noch sehr klein war. Dari, die Sprache der Kabuler Afghanen, versteht der junge Mann kaum. Und weil er der Volksgruppe der Hasara angehört, wird er diskriminiert, riskiert immer wieder, beschimpft oder gar geschlagen zu werden, wenn er sein Zuhause verlässt.
Primitive Behausung
Dieses "Zuhause" ist eine Behausung der primitivsten Art: Mehrere Männer leben in einem Raum, ohne Heizung, ohne Strom. Telefonieren kann Zaki nur, wenn ihm seine Unterstützer aus Kulmbach etwas Geld zukommen lassen.
Ein Kreis von Helfern bemüht sich seitdem unermüdlich, Zaki wieder nach Kulmbach zu holen. Auf dem Umweg über Indien, so war der Plan, sollte er sich um ein Ausbildungsvisum bemühen. Dieser Plan ist nun vorerst zunichte gemacht. "Wir wissen auch nicht, wie es weitergeht", sagt Katrin Fischer-Sandhop vom Helferkreis. "Wir machen uns Sorgen. Die Situation von Zaki ist schlimm."
Wieso übernehmen die Flüchtlingshelfer und Aktivisten, die unbedingt möchten, dass der junge Mann nach Deutschland zurück kommt, keine Bürgschaft für ihn? Das würde seine Einreise und Ausbildung sicherlich einfacher möglich machen. Ach ja, die Abschiebekosten müssten dann allerdings auch übernommen werden. Diese sind ja durch das Versäumnis der Ausreise angefallen und somit rechtskräftig.
Stellen Sie sich vor, die Bürgschaft würden wir übernehmen. Leider hat das keinen Einfluss auf die Erteilung eines Ausbildungsvisums. Da zählen andere Dinge: Schulabschluss, Deutschkenntnisse, Ausbildungsvertrag. Alle diese Bedingungen erfüllt Zaki. Ein Hindernis liegt eben nur in der Wiedereinreisesperre durch die Abschiebung und den Abschiebekosten. Vielleicht haben Sie den Sachverhalt nicht genau verstanden: Zaki kommt aus dem Iran. Er ist dort aufgewachsen, denn seine Eltern sind aus Afghanistan geflüchtet, als er noch klein war. Wohin sollte er freiwillig ausreisen? Der Iran nimmt ihn als afghanischen Staatsbürger nicht zurück. Und Afghanistan kannte er gar nicht, hat doch auch keine Familie, keine Freunde, kein Netzwerk. Die Situation in Afghanistan ist so angespannt, dass vor allem Rückkehrer gefährdet sind. Zaki hat überhaupt keine, also wirklich null Möglichkeit zu arbeiten und Geld zu verdienen. Nicht, weil er nicht will, sondern weil es keine Arbeit gibt. Und er hat niemanden, der ihm dort helfen könnte. Er ist auf unsere ( eben auch finanzielle) Unterstützung angewiesen. Er hat sonst nur zwei Alternativen: sterben oder sich kriminellen Gruppen anschließen. Ich kenne niemanden, der unter diesen Bedingungen freiwillig nach Afghanistan ausreisen würde,
Und die Abschiebekosten...wahrscheinlich endet es auch so, dass wir die Abschiebekosten übernehmen werden. Aber, und darum geht es auch bei der Petition: diese Vorgehensweise erscheint uns wirklich absurd, denn all Mitglieder des Helferkreises haben im Jahr 2015 geholfen, dass die Flüchtlingskrise keine Krise für dieses Land wird. Wir alle haben über das Normale hinaus gearbeitet, damit sich junge Menschen wie Mohammad Zaki integrieren. Das haben wir nicht für uns gemacht und damit wir uns besser fühlen, sondern wir haben das als unseren Beitrag für eine friedliche und sichere Gesellschaft verstanden. Unsere Bemühungen wurden mit der Abschiebung zunichte gemacht. Und jetzt bezahlen wir noch dafür????