Der 43-jährige Kulmbacher hat eine ungewöhnliche Leidenschaft: Er baut Bögen. In über fünf Jahren hat er sich das nötige Fachwissen angeeignet. Und er musste einige Rückschläge hinnehmen.
17 Versuche hat er gebraucht. Das weiß Jörg Pachollek ganz genau. Fünfeinhalb Jahre hat er getüftelt, recherchiert und probiert. Bis er im wahrsten Sinn des Wortes den Bogen raus hatte. Der 43-Jährige aus Seidenhof baut Bögen. Alles per Hand, alles sind Unikate.
"Meine Kunden können ihre Vorstellungen einbringen, aus welchem Holz die Bögen sein sollen, welches Design sie haben", erklärt Pachollek, der die Bögen nebenberuflich baut und dafür sogar ein Gewerbe angemeldet hat.
Zum Bogenbau ist der 43-Jährige durch einen Bekannten gekommen. Der hatte ihn gebeten, ihm einen Bogen zu bauen. Das lehnte er aber zunächst ab. "Weil ich mir das nicht zugetraut habe", sagt der ausgebildete Schreiner, der später zum Altenpfleger umschulte und inzwischen bei Recaro arbeitet.
In einer ruhigen Stunde vor 5,5 Jahren hat er sich die Idee dann aber nochmal durch den Kopf gehen lassen.
Und sich entschieden, das Bogenbauen einmal auszuprobieren. Was sich als gar nicht so leicht herausstellte. Trotz der 17 Fehlschläge hat er aber weitergemacht. "Ich bin ein hartnäckiger Kerl", erklärt er.
Und Hartnäckigkeit zahlt sich bekanntlich aus. Die Bögen von Jörg Pachollek sind kleine Kunstwerke. Denn neben der Verwendung verschiedenster Hölzer fertigt er Einlegearbeiten an. "Jeder Kunde kann also das Design beeinflussen." Auch beim Holz "ist alles machbar, solange das Holz stabil genug ist". Sogar Holz aus dem eigenen Garten kann verwendet werden. So hat er für einen Kunden aus einem Ast eines Kirschbaums ein Griffstück gefertigt. Den Kirschbaum hatte der Großvater des Mannes zur Geburt des Enkels gepflanzt. "So hat der Mann nun eine bleibende Erinnerung an seinen Großvater."
Zwischen 350 und 450 Euro muss man für einen handgefertigten Bogen zahlen.
Dafür ist Pachollek auch 28 bis 32 Stunden mit dem Bau beschäftigt. Da er das Handwerk neben seinem Beruf ausübt, dauere es vier bis sechs Wochen, bis ein Bogen fertig ist. Da Pachollek alles selbst macht, ist er von Zulieferern unabhängig. "Und diese Unabhängigkeit ist klasse."
Die Griffstücke fertig Pachollek aus Holzbohlen. Daran kommen die Wurfarme, die aus Eschefurnier, Glasfaser und Schmuckfurnier verschiedenster Hölzer bestehen. In einer Presse wird alles mit Epoxidharz verleimt. Nach dem Aushärten wird dem Bogen durch Schleifen, Raspeln und Feilen seine Form gegeben. Zum Abschluss erfolgt ein Vier-Schicht-Überzug mit Klarlack. Sogar die Sehnen aus Spezialkunststoff dreht er selbst.
Pachollek baut für Links- und Rechtshänder, passt die Hand dem Griff des Schützen an, "um ein bequemes, ermüdungsfreies Schießen zu gewährleisten". Das ist auch nötig, denn das so genannte Zuggewicht, die Kraft, mit der die Sehne gespannt wird, liegt zwischen 24 und 56 Pfund. "Bei 56 Pfund kann man den Bogen spannen und muss sofort schießen", verdeutlicht er die Belastung.
Die Bögen des Seidenhofers sind auch für Wettkämpfe geeignet - in der Disziplin Langbogenschießen. Pachollek steht mit dem Schützenverein "Die Alten Treuen" in Neudrossenfeld und den Wirsberger Bogenschützen in Kontakt, um seine Bögen bekannt zu machen. Am 9. Juni ist er auf einer Messe bei Frankfurt vertreten. Vor drei Jahren, als er sei Gewerbe anmeldete, fand seine Frau die Idee verrückt, schmunzelt der 43-Jährige. "Inzwischen denkt sie anders."
Kunden bringt er übrigens die Grundzüge des Bogenschießens bei. Das gehört bei ihm mit zum Service. Dann müssen sie selbst weiter trainieren. Und hartnäckig bleiben. So wie Jörg Pachollek ( www.jp-boegen.de ).