In Kulmbach plant die Stadt, einen Kunstrasenplatz zu bauen. Bisher gibt es aber weder einen Standort noch einen Termin, wann sich der Stadtrat mit dem Thema befasst. Laut Pressestelle werden derzeit Zuschussfragen geklärt: "Daher sind die Planungen noch nicht weiter fortgeschritten."
Ganz im Anfangsstadium ist man in Mainleus. Mehrere Vereine hätten es gern, wenn die Gemeinde einen Kunstrasenplatz bauen würde, den man gemeinsam nutzen könnte. "Wir wollen uns demnächst alle zusammensetzen", sagt Bürgermeister Robert Bosch, "aber das Thema hat derzeit nicht oberste Priorität."
"Ziemlich übertrieben"
Erfahrungen mit Kunstrasen hat im Landkreis Kulmbach bisher nur der TSV Neudrossenfeld. Die Ergebnisse der Fraunhofer-Studie, dass das schwarze Granulat tonnenweise ausgespült würde, kann zweiter Vorsitzender Alfred Wirth nicht bestätigen. "Ich will das Problem nicht kleinreden, hier wird aber nach unserer Erfahrung ziemlich übertrieben", sagt er.
Der Kunstrasenplatz werde intensiv genutzt, so Wirth. Neben den TSV-Teams habe auch die SpVgg Bayreuth in den vergangenen drei Wintern mit mehreren Mannschaften in Neudrossenfeld trainiert. Ein- bis zweimal pro Woche werde das Spielfeld abgezogen, um eine gleichmäßige Granulatverteilung zu erreichen. Bei regelmäßigen Kontrollen sei noch nie aufgefallen, dass etwas vom schwarzem Füllmaterial fehlt. "Wir haben in vier Jahren noch nicht einen Krümel Granulat nachgefüllt", versichert Wirth.
Würde etwas über die Drainagen ausgeschwemmt, müsste man Granulat in dem großen Auffangbecken finden, wo alles Wasser reinläuft. "Aber auch hier ist nichts drin", sagt Wirth, "normaler Regen macht dem Granulat nichts aus."
Kritik aus der Wissenschaft
Wie der TSV-Sprecher hat auch ein Wissenschaftler der Universität Bayreuth Zweifel, dass Kunstrasen der drittgrößte Verursacher von Mikroplastik sein soll. Martin Löder arbeitet am Lehrstuhl für Tierökologie I und hat dort an einer Studie mitgearbeitet, die erstmals eine flächendeckende Verschmutzung von Flüssen mit Mikroplastik in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen nachgewiesen hat. Einen Punkt in der Fraunhofer-Studie sieht er kritisch: "Der Mikroplastikaustrag von Kunstrasenplätzen in der Studie beruht auf Hochrechnungen - um wirklich belastbare Daten zur Relevanz von Kunstrasen als Mikroplastikquelle zu haben wären umfangreiche Messungen notwenig ", sagt er.
Anders als beim Kunstrasengranulat hält es der Forscher beim Reifenabrieb für möglich, durch Hochrechnung und Bilanzierung auf relativ realistische Zahlen zu kommen. Reifenabrieb, so Löder, sei wahrscheinlich mit ein Hauptverursacher von Mikroplastikpartikeln. "Unsachgemäß entsorgter Plastikmüll hat aber wahrscheinlich auch sehr hohe Relevanz, allerdings gibt es hier zu den Mengen kaum verlässliche Daten."
Großer Forschungsbedarf
Bei den Forschungen seines Instituts sei ihm kein schwarzes Granulat aufgefallen. "Im Sediment der untersuchten Fließgewässer haben wir keine auffälligen Mengen schwarzer Partikel gefunden", sagt der Bayreuther Experte. "Allerdings steckt die Analytik von Partikeln aus Reifenabrieb und von Kunstrasen in Umweltproben noch in den Kinderschuhen. Hier besteht großer Forschungsbedarf."
Die Überschrift zum Artikel ist schon falsch. Die Frage dürfte nicht lauten ob Kunstrasenplätze gefährlich für die Umwelt sind, sondern wie gefährlich sie sind. Wenn es nach dem Ausmaß der Umweltschädigung ginge, müsste man wohl zuerst das Fliegen verbieten.
Wir sollten wohl eher klein anfangen. Wie wär´s mit Tempolimit, Verbot von Heizpilzen oder Kunstrasenplätzen? Aber ich befürchte selbst das überfordert die Mehrheit im Land.........