116 Stahlstützen stabilisieren die Decke, sodass man sein Auto gefahrlos unter dem Kulmbacher Zentralparkplatz abstellen kann. Doch die Vorbereitungen für eine umfassende Sanierung des Areals laufen bereits. Der Knackpunkt ist die Finanzierung.
In der Tiefgarage unter dem Zentralparkplatz zu parken - wie sicher ist das eigentlich noch? Manchen Autofahrer beschleicht ein mulmiges Gefühl, wenn er die vielen Stahlstützen sieht, die die Decke stabilisieren. So wie jene Leserin, die uns via Facebook schrieb: "Habe den Eindruck, die Stützen vermehren sich von Woche zu Woche. Und das Wasser kommt auch von der Decke wie von einem Wasserfall."
Das Problem ist nicht neu. Dass die Sanierung unvermeidlich ist, weiß man bei der Stadt Kulmbach. Auch, dass das sehr viel Geld kosten wird. Aber: Die Sicherheit der Tiefgaragen-Nutzer ist garantiert, sagt Simon Ries, Pressesprecher der Stadt. "Das von uns mit einem Gutachten beauftragte Ingenieurbüro hat genau berechnet, wo genau wie viele Stützen nötig sind, um absolut auf der sicheren Seite zu sein. Passieren kann nichts."
Zahlreicher werden die Stützen nicht, nur wegen des Bierfests habe man auf zusätzliche Stabilität geachtet, so Ries. "Jedes Jahr vor dem Bierfest untersucht das Ingenieurbüro die Statik. Wenn tausende Menschen auf den Bänken hüpfen, ist das durchaus eine nennenswerte Belastung. Da ist man lieber dreifach sorgfältig." Doch auch während des übrigens Jahres werden vom Ingenieurbüro und der Bauabteilung der Stadt der Zustand der Stahlbetonstützen, der zusätzlichen Stahlstützen und der Unterzüge entlang der Tiefgaragendecke kontrolliert.
Erste Mängel schon 2004 Instandhaltungsmaßnahmen und Pläne für eine Sanierung beschäftigen die Stadt schon länger. Schon im Herbst 2004 hatte die Landesgewerbeanstalt in einem Gutachten eine Schädigung der Stahlbetonstützen im Sockelbereich durch fortgeschrittene Chloridkorrosion festgestellt.
Verursacht wurde diese durch Tausalz, das im Winter zum Abtauen von verschneiten oder vereisten Straßen verwendet wird. Während das Wasser-Salz-Gemisch auf Straßen rasch abtrocknet, bleibt der Boden in der Tiefgarage mangels ausreichender Belüftung oft sehr lange feucht. Die Folge: Das Tausalz frisst sich in den Beton. Mit Hochdruckwasserstrahlen wurden 2005 die chloridgeschädigten Randschichten der Stützen entfernt, die Metallbewehrung entrostet, neuer Beton aufgetragen. 50 000 Euro kostete das.
Im Mai 2012 bestand erneut dringender Handlungsbedarf: 28 Stützen wurden als nicht mehr so standfest eingestuft wie sie sein sollten. Die Gutachter empfahlen vor dem Bierfest, auf Nummer sicher zu gehen: Mit Stahlstützen im Untergrund wurde die nötige Tragfähigkeit des Platzes wieder hergestellt. Doch das kann nur eine Zwischenlösung sein: Der Zahn der Zeit hat nämlich nicht nur an den Betonpfeilern genagt. Auch die Decke der Tiefgarage ist marode. Unter anderem sind Abläufe verlegt, die Oberflächenentwässerung auf dem Zentralparkplatz funktioniert nicht optimal, Wasser dringt in die Tiefgarage ein.
Bei den Haushaltsberatungen für 2013 wurde das Großprojekt bereits diskutiert - und vertagt, denn mit der Wolfskehle stand ein noch dringenderes Millionenprojekt auf der Prioritätenliste. Zumindest eine Anschubfinanzierung von 100 000 Euro hat der Stadtrat jedoch in den Haushalt eingestellt.
Die Sanierung von Tiefgarage und Zentralparkplatz wird eine große finanzielle und organisatorische Herausforderung, sagt Oberbürgermeister Henry Schramm. "Mehrere Millionen Euro wird das kosten, und wir können uns das nur leisten, wenn wir eine entsprechende Förderung bekommen." Dass er sich darum bereits bemüht, ist für den OB selbstverständlich. Parallel dazu laufen schon die Voruntersuchungen und die Vorbereitung eines Planungswettbewerbs für Architekten und Ingenieure. Dabei gibt es viele Kriterien zu berücksichtigen: Bierfest, Einzelhandel und bauliche Voraussetzungen, erläutert Schramm. "Wir müssen uns an den Gegebenheiten orientieren. Das Höhenniveau, die Randbebauung - all das ist unveränderlich."
Im Zuge der Haushaltsberatungen für 2014 wird sich der Stadtrat erneut mit dem Thema befassen. "Ein Beginn der Arbeiten ist frühestens nach dem nächsten Bierfest möglich", sagt der OB. Bis dahin bleibt das Provisorium, das zwar nicht schön, aber funktional ist.