Beim ersten Stadtgespräch der Uni Bayreuth am 4. Juli um 19 Uhr in Kulmbach steht ein ekelbehaftetes Subjekt im Fokus: Insekten. Dass wir die auch noch essen und verfüttern können, findet Professor Kai Purnhagen gut.
Würmer essen? Ernsthaft? Logisch, sagt Kai Purnhagen. Der Inhaber des Lehrstuhls für Lebensmittelrecht der Uni Bayreuth sieht darin sogar eine zukunftsweisende Form der Ernährung, die nicht nur aus Klimaschutzgründen evident werden könnte.
Haben Sie selbst schon einmal Mehlwürmer oder Heuschrecken verzehrt? Und wenn ja: Wie war das Geschmackserlebnis?
Kai Purnhagen: Ja habe ich, mehrfach schon. Einige schmecken lecker, man kann sie verwenden, um beispielsweise Salaten oder anderen Gerichten eine nussige Note zu geben. Mehlwürmer schmecken ein bisschen wie Shrimps.
Bei geschätzt zwei Milliarden Menschen auf der Erde stehen Insekten regelmäßig oder sogar täglich auf dem Speiseplan. Können all diese Menschen irren?
Das ist sehr unwahrscheinlich. Ich glaube eher, dass diejenigen, die Insekten nicht essen möchten, sich irren. Denn rational kann man das nicht begründen. Im Übrigen standen oder stehen Insekten auch bei uns auf dem Speiseplan. Maikäfersuppe zum Beispiel war lange ein typisch deutsches Gericht. In Italien kann man einen Käse, durch den sich Maden gefressen haben, als Delikatesse kaufen. Ich kann nur jeden ermutigen, es auch einmal zu probieren.
Wir reden angesichts des Ukrainekriegs über Mangel an Nahrung, etwa durch fehlende Weizenimporte. Ließe sich das perspektivisch mit Insektenkost in irgendeiner Form kompensieren?
Insekten könnten in der Tat das Potenzial haben, die pflanzlichen Proteine beim Futtermittel zu ersetzen. Davon sind wir aber noch weit entfernt. Wir müssten dazu viel intensiver forscher und auch Futtermittelhersteller müssten sich viel intensiver mit dem Thema befassen.