Partyraum: Selten war der Begriff treffender gewählt als für diesen Keller in Kulmbach. Im Souterrain des Elternhauses von Drummer Peter Engelbrecht proben CJ & The Sunshine Gang. Sieben Mann auf schmalem Fleck - und mittendrin groovt sich James Brown warm.
Die weiße Kunststofftür hat es schwer gegen die Druckwelle, die von innen dagegen schwappt. Aus dem Zimmer dahinter bahnt sich James Browns "I feel good" den Weg, prescht die Treppenstufen hoch, um sich über die Zubringerstraße in der Wohnsiedlung zu ergießen. Der Bläsersound in Tateinheit mit der von Schlagzeug und Bass geschaufelten Rhythmusfurche übertönt sogar das vierfache Hundegebell aus Nachbars Garten. Willkommen in der Welt von CJ & The Sunshine Gang, die in einem Keller in Kulmbach ihrem Kosmos aus Funk, Soul, Reggae und Disco frönt. Ein Ohrenspektakel auf engstem Raum, das bald wieder in freier Wildbahn erlebbar wird.
Vom Schul- in den Privatkeller
Zunächst war es der Keller im Beruflichen Schulzentrum in Kulmbach, der dem vor 13 Jahren gegründeten Septett Heim- und Spielstätte bot. Im März 2019 - exakt ein Jahr vor Corona - zog der Tross samt Equipment um in das Elternhaus von Peter Engelbrecht. Wieder ins Souterrain.
Ursprünglich war das früher ein klassischer Partyraum, intern "die Wirtschaft" genannt. Sobald Peter das Außenlicht anschaltet, wissen die Nachbarn: Es gäbe was zu trinken für den, der kommen mag. Dafür ist alles bereitet: Zapfanlage, Kühlschrank, Eckbank, ein zünftiger Karttisch. Die Wände zieren rustikale Ornamente wie ein Ochsengeschirr, aber auch moderne Spaßgaranten wie ein Elektronik-Dartboard. Von der Gläservitrine lugt ein Kinder-Skihelm runter.
Auf dem gefliesten Boden kräuseln sich Kabel, stehen Boxen, legen die Dreibeine der Mikrofonständer regelrechte Fußangeln aus. Bassist Werner Haberstumpf muss wie der Storch im Salat staksen, um zu seinem Notenpult zu kommen. Sänger Charles Johnson groovt sich derweil für den ersten Song des Probeabends ein. Der Bayreuther liebt es, Arme und Hüften zu schwingen, hat dafür aber nicht allzu viel Beinfreiheit.
Hausherr Peter weiß um den begrenzten Platz; in der Schule konnten sich die Sieben noch uferlos ausbreiten. Der 52-Jährige, Jüngster in der Riege, kennt noch andere Proberäume. Mit seiner damaligen Formation Dark & Dusty war er in den 1990ern in der alten Göstrufa in der ehemaligen Gößmannsreuther Schule beheimatet. Da habe er gute Zeiten verbracht, aber auch einige üble Dinge erlebt, unter anderem was die Reinlichkeit angeht. "Das wäre letztlich keine Option für die Sunshine-Gang gewesen. Ich wollte einen eigenen Raum, der uns nichts kostet und sauber ist. Wir können hier bei mir alles stehen lassen, kommen zusammen und legen los. Wir haben eine separate Toilette, einen Backstage-Raum für Cases und können dank guter Nachbarschaft alle bequem parken."
Und die Mama hört seither oben in der Stube alles mit, was unten aus den Boxen fegt: besagter James Brown, Pharrell Williams, Kool & The Gang, Barry White, Hot Chocolate, Stevie Wonder und einige Größen mehr.
Gemeinsame Vorgeschichte
Auch wenn es seit vielen Monaten das erste livehaftige Zusammentreffen ist, sitzen Rhythmus, Bläsereinsatz und Gesang fast wie zu Vor-Pandemie-Zeiten. Kein Wunder, die Musiker kennen sich intern seit Jahrzehnten, sind sprichwörtlich aufeinander eingespielt: Erich Wochele, Roger Schoberth, Peter Lubig und Werner Haberstumpf haben eine gemeinsame Vorgeschichte, unter anderem bei "Tin, Skin & Wire", Dieter Hübner und Peter Engelbrecht stießen danach zur "Clochards"-Ära dazu.