Kulmbacher Comedian: Im Herzen ein Eulenspiegel

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Stefan Eichner lebt vom Lustigsein. Der Comedian ist aber auch als Musiker sehr erfolgreich. Foto: privat
Stefan Eichner lebt vom Lustigsein. Der Comedian ist aber auch als Musiker sehr erfolgreich. Foto: privat

Der Kulmbacher Comedian Stefan Eichner verrät im Interview, was einen guten Witz ausmacht, warum man über alles lachen und sich nicht so oft ärgern sollte.

"Das Glück kommt zu denen, die lachen." Dieser Spruch hängt in Stefan Eichners Gartenhäuschen, und er ist so etwas wie das Lebensmotto des Kulmbacher Comedians, der sich in den vergangenen zehn Jahren im ganzen deutschsprachigen Raum als "Das Eich" einen Namen gemacht hat. "Ich denke, es ist eigentlich ganz einfach: Du ziehst das an, was du ausstrahlst."

Das mit der Ausstrahlung scheint gut zu funktionieren: Der 43-Jährige hat Erfolg mit dem, was er tut: Vom Flachwitz bis zum subtil-hintergründigen Humor - er beherrscht das komische Genre, füllt mit seinen Programmen große Säle.

Da muss man jederzeit liefern können, unabhängig davon, ob einem gerade danach zumute ist, Witze zu reißen. "In der Woche, als meine Mutter starb, stand ich viermal auf der Bühne", erinnert sich Eichner: "Sie hätte nicht gewollt, dass ich auch nur einen einzigen Auftritt absage."

Trotzdem: Wie schafft er das? Die Leute zum Lachen bringen, während er tieftraurig ist? Der Kulmbacher Unterhaltungskünstler ist da ganz Profi: "Fünf Minuten bevor ich auf die Bühne gehe, lege ich den Schalter um. Dann bin ich Comedian. Alles andere ist in diesem Moment nicht wichtig. Das kommt später."

Ein großes Glück

Dass er sein Hobby zum Beruf machen konnte, empfindet der Comedian und Musiker als großes Glück. Geplant war das nicht. Stefan Eichner absolvierte nach dem Realschulabschluss eine Lehre als Industriekaufmann und war jahrelang in diesem Beruf tätig. Spaß am Parodieren, am Clownsein, hatte er aber schon immer. "Ich habe Platten von Otto Waalkes, Jürgen von der Lippe und Helge Schneider rauf und runter gehört und schnell gemerkt, dass es sehr unterschiedliche Arten von Humor gibt. Das fand ich toll." Bald stand er selbst auf der Bühne. Scheinbar mühelos brachte er seine wachsende Fangemeinde zum Lachen.

Da kommt man als Zuschauer gar nicht auf die Idee, dass Lustigsein Arbeit sein könnte. "Ich mache mir viele Gedanken über meine Witze und bin sehr selbstkritisch und streng mit mir. Tatsächlich ist diese Tätigkeit das Anstrengendste, was ich je gemacht habe. Das kann man nur tun, wenn's Spaß macht."

Dass das auch nach zehn Jahren Profikarriere immer noch der Fall ist, merkt man Stefan Eichner an. "Es ist schön, ein Eulenspiegel sein zu dürfen."

Und was macht ihn nun aus, den richtig guten Witz? Eine starke Pointe! Die muss überraschen, die Leute unerwartet treffen. Die Fallhöhe zwischen der Erwartung und dem, was man bekommt, macht den Unterschied!"

An Ideen mangelt es dem "Eich" nicht. Der Alltag ist seine Schatzkiste - mit einem unerschöpflichen Fundus an skurrilen, schrägen, liebenswerten und kritikwürdigen Szenen. "Ich bin ich auf der Bühne, keine Kunstfigur. Vermutlich ist das mein Talent: der nette Kerl von nebenan zu sein, der mit der Hand in der Hosentasche erzählt, was er erlebt und was er darüber denkt."

Tabuthemen gibt es dabei für den Komiker nicht. Darf man über alles Witze machen? "Ja, selbstverständlich", sagt Eichner, ohne zu zögern. "Warum auch nicht? Ich mag rabenschwarzen Humor und bringe den gern auf die Bühne." Selbst vor dem Tod macht der Comedian nicht halt: "Der betrifft schließlich hundert Prozent der Leute. Mich eingeschlossen. In meinem Lied Leichenschmaus, besinge ich sogar meine eigene Beerdigung."

Dabei liegt es dem 43-Jährigen fern, anderen Menschen auf den Schlips zu treten oder sie gar öffentlich lächerlich zu machen. "Aber Witze, die muss man machen dürfen, über alles und über jeden". Das hat für ihn auch etwas mit Gleichberechtigung zu tun. Warum soll ich keine Witze über Behinderungen machen? Da grenze ich doch eine Gruppe unserer Gesellschaft einfach aus. Das fände ich nicht in Ordnung."

"Humor ist ein Kann-Angebot"

Humor definiert Stefan Eichner als ein Kann-Angebot: "Man kann etwas lustig finden, aber man muss nicht." Er bedauert, dass viele Menschen nicht differenzieren wollen oder können. Bei einem Übermaß an der heute allgegenwärtigen politischen Korrektheit hat es der moderne Comedian nämlich oft nicht leicht: "Ich hab mal einen Witz über Veganer gemacht. Da sind zwei Leute aufgestanden und gegangen, obwohl sie sich vorher eine Stunde lang bestens unterhalten haben."

Mancher fühle sich persönlich angesprochen oder gar kritisiert: "Dabei weiß ich doch gar nicht, wer da im Publikum sitzt und was die Leute erlebt haben." Wollte er alles weglassen, was jemand in den falschen Hals bekommen könnte, so müsste er seinen Beruf wieder an den Nagel hängen. Und das kommt auf keinen Fall in Frage: "Ich will nie mehr etwas anderes machen!"

Leicht auf die Palme zu bringen ist der als "entspannter Franke" bekannte Künstler nicht. Was freilich nicht heißt, dass es sich nie ärgert. Über was? Politiker, die mehr mit sich selbst beschäftigt sind, als mit den Problemen, die sie lösen sollen. Ignoranz. Respektlosigkeit. "Respekt ist für mich der wichtigste Wert überhaupt. Wenn jeder einen Respekt hätte, kämen wir alle gut miteinander klar." Deshalb liegt da für Eichner auch gegenüber seinem Publikum die feine Grenzlinie, die er für keinen Kalauer überschreitet. "Humor darf auch mal derb, aber er muss intelligent sein." Wenn er sich mal ärgert, dann hält dieses Gefühl nicht lange an. "Die Frage ist doch immer: Was bleibt am Schluss, der Ärger oder der Humor? Ich habe mich für den Humor entschieden. Ich lach' es einfach weg!"