Und was macht ihn nun aus, den richtig guten Witz? Eine starke Pointe! Die muss überraschen, die Leute unerwartet treffen. Die Fallhöhe zwischen der Erwartung und dem, was man bekommt, macht den Unterschied!"
An Ideen mangelt es dem "Eich" nicht. Der Alltag ist seine Schatzkiste - mit einem unerschöpflichen Fundus an skurrilen, schrägen, liebenswerten und kritikwürdigen Szenen. "Ich bin ich auf der Bühne, keine Kunstfigur. Vermutlich ist das mein Talent: der nette Kerl von nebenan zu sein, der mit der Hand in der Hosentasche erzählt, was er erlebt und was er darüber denkt."
Tabuthemen gibt es dabei für den Komiker nicht. Darf man über alles Witze machen? "Ja, selbstverständlich", sagt Eichner, ohne zu zögern. "Warum auch nicht? Ich mag rabenschwarzen Humor und bringe den gern auf die Bühne." Selbst vor dem Tod macht der Comedian nicht halt: "Der betrifft schließlich hundert Prozent der Leute. Mich eingeschlossen. In meinem Lied Leichenschmaus, besinge ich sogar meine eigene Beerdigung."
Dabei liegt es dem 43-Jährigen fern, anderen Menschen auf den Schlips zu treten oder sie gar öffentlich lächerlich zu machen. "Aber Witze, die muss man machen dürfen, über alles und über jeden". Das hat für ihn auch etwas mit Gleichberechtigung zu tun. Warum soll ich keine Witze über Behinderungen machen? Da grenze ich doch eine Gruppe unserer Gesellschaft einfach aus. Das fände ich nicht in Ordnung."
"Humor ist ein Kann-Angebot"
Humor definiert Stefan Eichner als ein Kann-Angebot: "Man kann etwas lustig finden, aber man muss nicht." Er bedauert, dass viele Menschen nicht differenzieren wollen oder können. Bei einem Übermaß an der heute allgegenwärtigen politischen Korrektheit hat es der moderne Comedian nämlich oft nicht leicht: "Ich hab mal einen Witz über Veganer gemacht. Da sind zwei Leute aufgestanden und gegangen, obwohl sie sich vorher eine Stunde lang bestens unterhalten haben."
Mancher fühle sich persönlich angesprochen oder gar kritisiert: "Dabei weiß ich doch gar nicht, wer da im Publikum sitzt und was die Leute erlebt haben." Wollte er alles weglassen, was jemand in den falschen Hals bekommen könnte, so müsste er seinen Beruf wieder an den Nagel hängen. Und das kommt auf keinen Fall in Frage: "Ich will nie mehr etwas anderes machen!"
Leicht auf die Palme zu bringen ist der als "entspannter Franke" bekannte Künstler nicht. Was freilich nicht heißt, dass es sich nie ärgert. Über was? Politiker, die mehr mit sich selbst beschäftigt sind, als mit den Problemen, die sie lösen sollen. Ignoranz. Respektlosigkeit. "Respekt ist für mich der wichtigste Wert überhaupt. Wenn jeder einen Respekt hätte, kämen wir alle gut miteinander klar." Deshalb liegt da für Eichner auch gegenüber seinem Publikum die feine Grenzlinie, die er für keinen Kalauer überschreitet. "Humor darf auch mal derb, aber er muss intelligent sein." Wenn er sich mal ärgert, dann hält dieses Gefühl nicht lange an. "Die Frage ist doch immer: Was bleibt am Schluss, der Ärger oder der Humor? Ich habe mich für den Humor entschieden. Ich lach' es einfach weg!"