Im Forst die letzte Ruhe finden

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Hinterbliebenen und zufälligen Besuchern "Erinnerungsorte geben" will der neue Naturfriedhof, der bewusst auf anonyme Bestattungen verzichtet.
Hinterbliebenen und zufälligen Besuchern "Erinnerungsorte geben" will der neue Naturfriedhof, der bewusst auf anonyme Bestattungen verzichtet.
Klaus Klaschka

Hinter Schloss Heinersreuth ist ein neuer, besonderer Friedhof entstanden. Einen Platz kann man sich dort sogar schon zu Lebzeiten reservieren.

Ein besonderer Ort für Gedanken an Tod und Auferstehung ist der neue Friedhof, besser gesagt das neue Bestattungsfeld im Wald hinter Schloss Heinersreuth bei Presseck. Er ist nach Naila und Issigau der dritte Wald- und Naturfriedhof, den die Reitzensteiner Land- und Forstwirtschaft im Frankenwald verwaltet. Dafür hat Ludwig von Lerchenfeld zunächst dreieinhalb Hektar lichten Waldes zur Verfügung gestellt, der auf zehn Hektar erweitert werden kann. Betreiber ist der Markt Presseck.

Erste Schritte im Jahr 2019

Im Jahr 2019 hatte sich der Gemeinderat zum ersten Mal mit dem Projekt beschäftigt und diesem spontan einstimmig freie Bahn gegeben. Drei Jahre hat es schließlich gedauert, um das notwendige Raumordnungsverfahren abzuschließen und die Anlage herzurichten. Sie wurde jetzt von Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner gemeinsam mit Monsignore Rüdiger Feulner und dem Pressecker Ortspfarrer Siegfried Welsch geweiht.

Ein breiter befestigter Weg führt im langgezogenen Bogen durch ein leicht abschüssiges Waldstück. Bäume verschiedener Arten und Größen mit noch dünnen aber auch schon mächtigen Stämmen stehen in größeren Abständen auf der Waldfläche. Hier und da steht eine Bank aus grobem Holz. In der Mitte des Hauptwegs befindet sich ein Platz mit einem hohen Holzkreuz, davor eine dicke Holzplatte als Altar, drumherum im Halbkreis wieder lange Bänke aus grobem Holz; und am Rand ein achteckiger Pavillon. Der Platz kann für Andachten genutzt werden, sofern die Hinterbliebenen eine solche wünschen.

Unter beziehungsweise neben den Bäumen auf dieser Anlage können nun Urnen im Waldboden beigesetzt werden. "Die Bestattungskultur wandelt sich gegenwärtig rapide", sagte die Regionalbischöfin vor der Weihe des Areals. "Es gibt immer mehr Menschen, die sagen: ,Ach, verstreut meine Asche im Fluss oder im Meer oder auf der Wiese‘. Oft kommt dieser Wunsch nicht aus einer Selbstauflösungssehnsucht, sondern rührt aus der Ahnung, dass niemand sich um ihr Grab kümmern wird. Jedenfalls möchten sie nicht, dass sie nach dem Tod noch irgendjemandem durch Grabstättenpflege Arbeit machen. Aber gerade wenn es darum geht, dann niemandem Arbeit mit der Grabstättenpflege zu machen, so muss man nicht die Asche verstreuen", stellte Greiner fest, denn "es ist gut, wenn wir den Hinterbliebenen Erinnerungsorte gönnen".

Täfelchen erinnern an die Verstorbenen

Sie hätte diesen Friedhof im Wald zumindest nicht geweiht, wenn dort anonym bestattet würde, stellte sie fest. Im Heinersreuther Wald werden neben den Urnen Täfelchen an Holzstäben an die Verstorbenen namentlich erinnern. Wer möchte, kann sich auch bereits zu Lebzeiten "seinen späteren Platz" reservieren lassen. "Ein wesentliches Merkmal des Bestattungswaldes ist sein naturnaher Charakter, wodurch er sich von den klassischen kommunalen und kirchlichen Friedhöfen unterscheidet.

Mit heimischen Baumarten wie der Eiche, Buche oder Fichte stellt er für Hinterbliebene und Trauernde einen besonderen Ort des Erinnerns dar und bietet Angehörigen und Besuchern wie auch zufällig vorbeikommenden Spaziergängern ein natürliches Erscheinungsbild voller Ruhe und Schönheit", ist der Leitgedanke für die Anlage solcher Bestattungsfelder.

Erster Bestattungswald in Kassel

Der erste Bestattungswald wurde im Jahr 2001 in Kassel eröffnet. Seitdem setzt sich das Konzept mehr und mehr durch. Mittlerweile gibt es mehr als 100 Bestattungswälder in Deutschland, die größtenteils von Betreiberketten verwaltet werden. Betreiber der drei Wald- und Naturfriedhöfe im Frankenwald sind aber die jeweiligen Kommunalverwaltungen. Für den Markt Presseck ist der Waldfriedhof in keinem Fall "Konkurrenz" zu den weiteren vier kirchlichen und kommunalen Friedhöfen im Gemeindegebiet, stellte Bürgermeister Christian Ruppert fest.

Er sehe diesen vielmehr als Ergänzung. Denn: seit die Anlage in Heinersreuth publik wurde, werde er außerhalb der Gemeinde ständig darauf angesprochen, wann "es denn so weit ist". Ludwig von Lerchenfeld als Eigentümer der Anlage dankte für die einfühlsame und dezente Gestaltung. Den Weihegottesdienst gestaltete der Pressecker Posaunenchor musikalisch.