Hallenbad, Kino, Fitnessstudio nur noch mit Test: Reaktionen aus Kulmbach

4 Min
Einlass nur mit negativem Schnelltest: Dazu zählen auch unter Aufsicht durchgeführte Selbsttests vor Ort.
Einlass nur mit negativem Schnelltest: Dazu zählen auch unter Aufsicht durchgeführte Selbsttests vor Ort.
Romy Denk

Vielerorts gilt in den nächsten Wochen 2G plus. Das hat die Staatsregierung kurzfristig bestimmt. Doch dieser Schnellschuss sorgt für Kritik bei den Betreibern von Freizeiteinrichtungen wie Bädern, Kinos und Fitnessstudios. Hinzu kommt ein Mangel an Teststellen.

Am Dienstagabend im bayerischen Kabinett beschlossen, ab Mittwochmorgen mussten sie bereits umgesetzt werden: die strengeren Corona-Regeln, die praktisch einen Lockdown für Ungeimpfte bedeuten und in einigen Bereichen auch für Geimpfte wieder Tests vorsehen. 2G plus, also geimpft oder genesen plus negativer Schnelltest, das gilt ab sofort (bis 15. Dezember) für sämtliche Kultur- und Sportveranstaltungen sowie Freizeiteinrichtungen wie Bäder, Fitnessstudios und Kinos, die außerdem deutlich weniger Menschen (25 Prozent Auslastung) einlassen dürfen.

Kaum wurde das Konzept für den Betrieb der Eisbahn (Eröffnung am Freitag) vorgestellt, gibt es mit 2G plus schon die erste Änderung. Das bedeutet: Impf- oder Genesenen-Nachweise, ein negativer Schnelltest oder PCR-Test von einer zugelassenen Teststelle sowie ein Ausweis sind am Eingang vorzulegen. Kinder unter 12 Jahren sind von dieser Regelung ausgenommen. Minderjährige Schüler über 12 Jahre, die an der Schule regelmäßigen Tests unterliegen, ebenfalls (für Letztere gilt das allerdings nur bis 31. Dezember). Zudem gilt im Hallenbad bis zu den Umkleidebereichen sowie auf der Eisbahn in den geschlossenen Räumen (Anschnallhalle und WC-Bereich) die FFP2-Maskenpflicht.

"Die Frühschwimmer, die von 2G plus am Mittwochmorgen noch nichts wussten, waren natürlich nicht begeistert", sagt der Leiter der Stadtwerke, Stephan Pröschold. Aber die Verordnung, von der die Stadtwerke auch erst am Dienstabend erfahren hatten, musste umgesetzt werden. Als Betreiber von Freizeiteinrichtungen sei man von dem kurzfristigen Vorgehen natürlich nicht begeistert. "Aber wir müssen uns dran halten", sagt er mit Blick auf den Gesundheitsschutz und die drohenden Strafen. Allerdings seien viele Fragen noch offen. Zum Beispiel, wie Schulschwimmen und Schwimmkurse geregelt würden und wie viele Besucher sich tatsächlich testen, um die Einrichtungen zu besuchen.

Für Bastian Marko von "Clever fit" ist das ad-hoc-Vorgehen der Regierung "eine Riesensauerei", weil für die Fitnessstudios keine Planungssicherheit bestehe. "Wenn sich von heute auf morgen alles ändern kann, kann man nicht mehr kalkulieren." Auch die Tatsache, dass Entscheidungen teils erst in den Abendstunden fallen, aber schon am nächsten Tag umgesetzt werden müssen, kritisiert er heftig. "Wir stehen in der Verantwortung, wenn wir früh um 6 Uhr öffnen."

Zwar weist das Fitnessstudio auf seinen Kanälen in den sozialen Netzwerken auf die Regelungen hin, aber Bastian Marko zufolge seien viele ältere Mitglieder über diesen Weg nicht zu erreichen. "Aber wir können nicht jeden anrufen", beschreibt er das Problem.

Ähnlich sieht das Kerstin Weigel vom Fitnessstudio Scheibe in Kulmbach. Sie stellt bei ihren Kunden "große Verunsicherung" fest. "Wenn man schon ständig Regeln ändert, kann man doch wenigstens erwarten, dass sie rasch und ordentlich kommuniziert werden", sagt sie.

Dass nun den Fitnessstudios gerade jetzt wieder derartige Knüppel zwischen die Beine geschmissen werden, ist für ihren Kollegen Bastian Marko schon ein kleiner Todesstoß. "Schließlich sind die Wintermonate für uns die Hauptsaison." Die aktuellen Regelungen seien sogar schlechter als ein Lockdown, weil man offiziell öffnen könne, aber trotzdem zahlenden Mitgliedern den Zugang verwehren muss. "Das führt zu Kündigungen." Mittlerweile habe man den niedrigsten Mitgliederstand seit acht Jahren.

Marko würde sich als Lösung ein konsequentes Vorgehen der Regierung wünschen. Entweder mit flächendeckenden Impfungen oder mit dem Ausbau der Krankenhauskapazitäten, um dann die Sache laufen zu lassen.

Im "Clever fit" seien durch hohe Decken, Lüftung, Desinfektionsmaßnahmen, FFP2-Maskenpflicht, begrenzte Besucherzahlen in den Umkleiden und einem Mindestabstand bei den Geräten viele Vorkehrungen zum Schutz vor einer Infektion getroffen worden. "Wenn ich hier nicht rein kann, dann kann ich auch nicht einkaufen gehen", zieht er den Vergleich.

Selbst wenn sich Mitglieder vor dem Besuch testen würden, gibt es eine weitere Hürde: Vielerorts seien die Selbsttests ausverkauft. Und wenn man doch noch einen finde, zahle man das Vielfache wie noch vor Kurzem.

Die "Filmburg" in Kronach hat angesichts der neuen Zugangsbeschränkungen bereits dicht gemacht und bleibt bis voraussichtlich 15. Dezember geschlossen, "da ein wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich ist", heißt es auf der Homepage des Betreibers. Alles andere als rosig sieht es auch im Kulmbacher Cineplex aus. "Wir werden versuchen, uns offen zu halten. Aber die Zahlen sind unter 2G schon fürchterlich zurückgegangen, und wenn ich jetzt auf den Vorverkauf schaue, ist es erbärmlich", sagt Theaterleiter Werner Kampe. Bei einer maximalen Auslastung von 25 Prozent dürfen im großen Saal (Kino 2) lediglich 40 von eigentlich 160 Plätzen besetzt werden, in den kleineren Sälen seien es zum Teil sogar nur 15 Besucher. Dazu komme der enorme Kontrollaufwand, der jetzt noch einmal steige. Die Konsequenz für Werner Kampe lautet: "Wir werden dieses Wochenende noch abwarten und dann entscheiden."

Als Problem sieht Kampe auch, dass gerade an den Wochenenden die Testmöglichkeiten in Kulmbach begrenzt sind. Tatsächlich kann man derzeit am Samstag und Sonntag lediglich in der Abstrichstelle des Landkreises in der Flessastraße 1, die vom BRK Kulmbach betrieben wird, von 9 bis 12 Uhr einen Schnelltest machen lassen. Seitdem die Tests wieder kostenlos sind und auch wieder verstärkt benötigt werden, war der Andrang an den vergangenen Wochenenden entsprechend groß, es hatten sich lange Warteschlangen gebildet.

"Wir evaluieren permanent, was wir verbessern können. Wir haben das Personal aufgestockt und Prozesse gestrafft, um mehr Leute durchschleusen zu können. Wir tun, was wir können, um das Testaufkommen zu bewältigen, aber die Vorgaben ändern sich so schnell, dass man mit der Organisation der Strukturen kaum hinterherkommt", sagt der Leiter des Corona-Krisenstabs, Oliver Hempfling. Sollte das Aufkommen mit den neuen Regeln nun erneut steigen, werde man reagieren, "wir haben noch Möglichkeiten, die Flessastraße auszubauen". Parallel dazu gebe es Überlegungen, wieder ein zweites Testzentrum aufzubauen. Aber: Kein Mensch wisse, wie sich alles entwickelt, und Personal sei auch nicht endlos verfügbar.

Das Problem haben auch die Apotheken. Hans-Peter Hubmann bietet in der Stern-Apotheke und im "Fritz" zu versetzten Zeitfenstern Schnelltests an. An Aufstocken ("Der Testbedarf steigt ins Unermessliche") sei nicht zu denken, "mehr packen wir derzeit nicht". Wieder hätten sich die Vorgaben über Nacht geändert, ohne dass vorher die Kapazitäten angepasst werden konnten. Jetzt habe man einen echten Mangel an Teststellen, der auch so schnell nicht zu beheben sei.