Große Ernteausfälle bei Braugerste und Mais im Landkreis Kulmbach
Autor: Rebecca Vogt
LKR Kulmbach, Donnerstag, 01. August 2019
Trockenheit und Hitze schlagen in der diesjährigen Erntebilanz negativ zu Buche. Vor allem bei der Braugerste ist mit regionalen Engpässen zu rechnen.
Wilfried Löwinger hält eine weiße, mit Getreidekörnern gefüllte Schaufel in seiner linken Hand. Mit der Rechten umfasst er eine grüne, längliche Karte. Auf dieser sind unter einem kleinen Plastikverdeck ebenfalls einige Körner auszumachen. Im Gegensatz zu den Körnern in der Schaufel, die aus der Ernte des vergangenen Jahres stammen, sehen die Körner unter dem Plastikverdeck schrumpelig und vertrocknet aus: Die Ernte dieses Jahres. "Hühnerfutter", sagt Löwinger, seines Zeichens Obmann des Bayerischen Bauernverbands im Landkreis Kulmbach.
Gerade erst hat der Harsdorfer Landwirt eine Probe Weizen genommen, um mithilfe der grünen Karte, die als Messgerät dient, das Tausendkorngewicht zu bestimmen. Die Kennzahl gibt Auskunft über das Gewicht von 1000 Körnern. Sie ist ein Indikator für die Qualität des Getreides. "Normalerweise liegt das Tausendkorngewicht von Weizen bei 40 bis 50 Gramm", erklärt Löwinger. "Bei der Probe jetzt waren es gerade einmal 24 Gramm." Nicht die Anzahl der Körner, sondern deren Ausbildung sei das Problem.
Bedingt durch das warme und trockene Wetter gehe die Erntezeit bereits auf ihr Ende zu. Die Bilanz fällt nüchtern aus: "Das war die zweite schlechte Ernte nacheinander." Im vergangenen Jahr seien in erster Linie Wintergerste und Raps betroffen gewesen. 2019 stelle vor allem die Brau- beziehungsweise Sommergerste eine "Katastrophe in allen Bereichen" dar. Löwinger schätzt, dass hier nur etwa die Hälfte des normalen Ertrags erzielt wird.
Auch Stephan Poersch vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kulmbach berichtet, dass bei der Brau- beziehungsweise Sommergerste sowie bei anderen Sommerungen (Nutzpflanzen, die im Frühjahr gesät und im selben Jahr geerntet werden) wie etwa Hafer oder Körnererbsen bei der diesjährigen Ernte im Durchschnitt Ausfälle von rund 50 Prozent zu verzeichnen sind. Die Körner seien bei allen Getreidearten viel zu klein und die Kornqualität sehr schlecht. Bei den Winterungen (Nutzpflanzen, die im Herbst gesät und im Folgejahr geerntet werden) sehe es tendenziell besser aus, "wobei die Ertragseinbußen sehr von der Bodenqualität abhängen".
Niederschläge blieben aus
In der Region fehlten seit Januar 2018, so Poersch, 350 Liter an Niederschlag pro Quadratmeter. "Das sind 35 volle Zehn-Liter-Gießkannen je Quadratmeter." In diesem Jahr sei, was die Witterung betrifft, einzig der Mai "in Ordnung" gewesen, berichtet Löwinger. "Aber seit dem 24. Mai gab es keine nennenswerten Niederschläge mehr." Die Witterungsbedingungen hätten beim Getreide zu einer Notreife geführt, bei welcher die Bestände früher reif sind und sich die Körner nicht voll ausbilden. Entsprechend niedrig ist die Qualität. Zum Beispiel liege der für die Malz-Produktion vorgesehene Vollgerstenanteil bei der Braugerste bei 90 bis 95 Prozent. In diesem Jahr werde oft jedoch lediglich ein Anteil von 40 bis 60 Prozent erzielt.
Geht den Kulmbachern in diesem Jahr dann etwa das Bier aus? Löwinger schmunzelt, ob der etwas flapsigen Frage, und erklärt dann: "Bei der regionalen Gerste wird es auf jeden Fall Engpässe geben." Diese Ausfälle könnten aber durch Importe abgedeckt werden.
Mais-Bestände teilweise schon verdorrt
Auch die Futtersituation ist angespannt. So wurden etwa - wie bereits im vergangenen Jahr - stillgelegte Flächen, die als sogenannte ökologische Vorrangflächen eigentlich brach liegen, für Beweidung und Schnittnutzung freigegeben. Das Gras dort habe allerdings "keinen großen Wert mehr", was Nährstoffe und Menge betrifft, so Löwinger.