Gestümpert statt geplant

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Stäbchen in die Nase - ohne geht's nicht, wenn man einen Besuch im Krankenhaus oder Pflegeheim machen will. Foto: Christophe Gateau/dpa
Stäbchen in die Nase - ohne geht's nicht, wenn man einen Besuch im Krankenhaus oder Pflegeheim machen will. Foto: Christophe Gateau/dpa

Die aktuelle Teststrategie bei den Corona-Bürgertests verdient ihren Namen nicht, meinen viele Kulmbacher. Dass sie die Neuregelung nervt, ist nachvollziehbar.

Die Entscheidung, wie es mit den Bürgertests weitergeht, fiel sehr kurzfristig. Die neuen Regeln sind klar, deren Umsetzung stellt jedoch alle Beteiligten von Probleme, die für die einen schwer, für andere gar nicht zu lösen sind. Das Ergebnis: Ratlosigkeit, Ärger und viel Bürokratie. Dass da mancher Testanbieter die Segel streicht, ist verständlich. Dass das ohnehin durch die Corona-Pandemie stark belastete Personal in Pflegeheimen genervt ist, ebenfalls.

Wenn die Bundesregierung in zweieinhalb Jahren Pandemie eines gelernt haben sollte, dann doch wohl das: frühzeitig zu planen und zu kommunizieren statt herumzustümpern. Man hätte schon vor Wochen genau regeln können, ob und unter welchen Voraussetzungen die Teststrategie angepasst wird. Und man hätte unbürokratische Regelungen gerade für Besuche in Alten- und Pflegeheimen schaffen können.

Pflegebedürftige gelten zu Recht als schutzbedürftig. Doch gerade sie sind auf ihre verbliebenen sozialen Kontakte angewiesen. Was nützt aller Schutz, wenn die Senioren vereinsamen?

"Glaubhaft machen" müssen Angehörige, dass sie den Test für einen Besuch im Heim benötigen. Schwammiger geht's kaum. Die Mitarbeiter im Testzentrum wissen oft gar nicht, was sie als Nachweis anerkennen dürfen. Und drei Euro Selbstbeteiligung sind zwar nicht viel, summieren sich aber bei täglichen Besuchen der pflegebedürftigen Mutter im Heim gewaltig.

Und so treibt die Regelung Blüten, die sicher nicht im Sinne der Erfinder sind: Weil raus aus dem Heim inzwischen leichter ist als rein, werden noch mobile Heimbewohner von ihren Angehörigen für ein paar Stunden nach Hause geholt. Welche Kontakte sie dort haben? Spielt keine Rolle. Da muss die Frage erlaubt sein: Ist ständiges Zwangstesten symptomfreier Menschen noch zielführend?