Rund um das Gelände der Scherzer & Boss Fruchtgemüse GmbH entsteht eines der hochwertigsten Naturbiotope der Region.
Eidechsenhänge, Rebhuhnhecken und Lurchteiche - auf insgesamt acht Hektar Fläche legen die Naturgartenplaner und Buchautoren Reinhard Witt und Katrin Kaltofen gemeinsam mit ihren Praktikanten je nach Standort allerhand neue Lebensräume an.
Dürreresistente Pflanzen wie die Elsbeere hat Witt eigens für das regenarme "Steppenklima" auf dem Fränkischen Jura ausgewählt. Für die teils feuchten Überlaufbecken wurden Arten wie Kuckuckslichtnelke, Schlüsselblume und Schlangenknöterich auserkoren.
Saatgut und Setzlinge stammen aus biologischem Anbau
Wildrosensträucher neben neu angelegten Tümpeln sollen Lurchen und Fröschen Schatten spenden. Saatgut und Setzlinge stammen allesamt aus biologischem Anbau beziehungsweise aus der Region. Die Hälfte der Flächen befindet sich in direkter Nähe zum Betrieb oder auf dem Firmengelände. An den Säumen rund um die Gewächshäuser haben Naturgärtner einjährige und ausdauernde Pflanzen wie Kornrade und Flockenblumen angesät. Der hohe Bewuchs bietet Versteck und Lebensraum für jede Menge Insekten. Davon profitieren Rebhühner und Singvögel wie Feldlärche oder Goldammer.
Im Pausenbereich für Mitarbeiter wurden nährstoffarme Sand- und Schotterbeete angelegt. Der Naturgartenplaner säte darauf heimische Wildpflanzen wie Taubenskabiose, Löwenmaul oder Glockenblume. Nektar und Pollen sollen Schmetterlinge und Wildbienen anziehen, auch solche, die auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert sind. Beispielsweise ist das Beet mit Natternkopf für die Natternkopfmauerbiene bestimmt.
Aus den derzeit noch kargen Sandhügeln ragen knorrige Wurzelteller hervor. Sie stammen von den Obstbäumen, die während der Bauphase gefällt wurden. Die führen nun ein zweites Leben als Käferdomizil. Witt erklärt: "Die Larven verschiedener Käferarten bohren Löcher ins Totholz und darin nisten wiederum Wildbienen."
Felsblöcke und Totholz
Totholz ist nicht das einzige Material, das als Biotop-Ausstattung recycelt wird. Zahlreiche Felsblöcke, die beim Gewächshausbau aus tieferen Erdschichten gesprengt wurden, sind nun abschnittsweise am Südhang ausgelegt. Sie dienen als Sonnenbank für Reptilien. Sollte es den wechselwarmen Tieren doch einmal zu heiß werden, sorgen schattenspendende Strauchgewächse oberhalb der Felshänge für Abkühlung.
Insgesamt rund 150 000 Euro kosten die aufwendig durchdachten Naturschutzmaßnahmen in Feulersdorf. "Wir sind ein Vorzeigebetrieb. Deshalb wollen wir uns vorbildlich präsentieren", so Fritz Boss, einer der beiden Geschäftsführer von Scherzer & Boss. Laut Bundesnaturschutzgesetz ist er verpflichtet, den Bau der Gewächshäuser naturschutzrechtlich zu kompensieren. Welche Maßnahmen auf welcher Fläche durchgeführt werden, berechnet ein Planungsbüro. Tümpel für Lurche oder neu gepflanzte Bäume zählen in dem Punktesystem mehr als das frühere Ackerland, auf dem der Gemüsebaubetrieb steht.