Druckartikel: Geburtstag an Silvester: Wenn ich mir was wünschen darf

Geburtstag an Silvester: Wenn ich mir was wünschen darf


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Dienstag, 29. Dezember 2020

An Silvester Geburtstag zu haben, liefert doppelten Anlass zum Feiern. Doch heuer gibt es keine Party. Ein schöner Jahreswechsel kann es trotzdem werden.
Kein Silvester ohne Torte!   Erinnerungsfoto an Dagmars 4. Geburtstag mit Opa Karl und Bruder Thomas.Foto: privat


Mich hat niemand gefragt, wann ich Geburtstag haben will. Hätte ich es mir aussuchen dürfen, ich hätte einen Termin im Sommer genommen. Wenn es schön warm ist draußen und man ein Gartenfest mit Familie und Freunden feiern kann. Doch es war ein Silvestermorgen, an dem die kleine Dagmar, noch ganz neu und frisch auf der Welt, ihren ersten Schrei tat. Und so habe ich nun eben an einem extravaganten Datum Geburtstag. Wie heißt es so schön: Wir sollen die Feste feiern wie sie fallen.

Wenn das mal so einfach wäre! Das ist schon in normalen Jahren knifflig. Dieses Jahr erst recht. Feiern mit Gästen? Fällt flach. Zwar dürften mein Mann und ich noch einen Hausstand, wie es im neuen Corona-Sprech heißt, einladen - aber wer soll das sein? Darf mein Bruder mich besuchen oder die beste Freundin? Diese Entscheidung will ich nicht treffen.

Die sonst üblichen großen Abend-Runden mit der ganzen Familie und ein paar Freunden sind erstens verboten, und zweitens würde ich dieses Jahr freiwillig darauf verzichten: In Pandemie-Zeiten schütze ich andere und mich selbst, indem ich auf Distanz gehe.

Zugegeben: Leicht fällt mir das nicht. Ich mag das Geburtstags-Silvester-Gewusel im Haus. Die Absage ist aber alternativlos. Lieber später nachfeiern - vielleicht tatsächlich im Sommer. Einmal Geburtstag mit Wunschtermin. Am Donnerstag bleibt es nun bei einem gemütlichen Abend zu zweit. Das wird bestimmt auch sehr schön.

Wow: Alles meins?!

Als Kind fand ich es großartig, an Silvester Geburtstag zu haben. Selbst als kleiner Zwerg durfte ich um Mitternacht noch einmal aufstehen, um Feuerwerk zu gucken. Ich sehe mich noch als Vierjährige mit meinen Eltern und meinem Bruder Thomas auf dem Balkon stehen. Mit großen, staunenden Augen. Schließlich hatte man mir versichert, dass dieses Spektakel für mich stattfindet!

Das konnte ich kaum fassen. Aber natürlich gefiel es mir. Ich hatte auch dann noch Spaß daran, als mir klar geworden war, dass ich nicht der Anlass bin für den Funkenregen am Himmel, verbunden mit lautem Krawumm.

Meine Geburtstagsfeiern fielen damals immer klein aus: Meine Mutter zauberte eine große Buttercremetorte, auf der die Zahl der bereits erreichten Lebensjahre prangte. Die Großeltern waren da. Freunde durfte ich zum Nachfeiern am 6. Januar einladen. Das blieb auch als Jugendliche der häufigste Feier-Termin. An meinem richtigen Geburtstag hatte kaum jemand Zeit: Meine Freunde waren mit ihren Familien im Urlaub, bei ihren Verwandten oder hatten zuhause Besuch.

Das Problem zieht sich durch bis heute. Zu meinen runden Geburtstagen haben sich meine Lieben den Termin frei gehalten. Aber in der Regel hat jeder zwischen den Jahren etwas vor. Verstehe ich natürlich. Die können ja nichts dafür, dass sich in diesen Tagen alles drängt.

Geschenketechnisch kam ich dagegen nie zu kurz: "Das ist für Geburtstag und Weihnachten zusammen..." Ansagen wie diese hörte ich nur selten. Ich bekam zu Weihnachten Geschenke und eine Woche später gleich nochmal. Dann ein Jahr lang nichts. Blöd verteilt, aber nicht ungerecht. Damit konnte ich gut leben.

Sofa statt Konzert

Wie verbringe ich normalerweise meine Silvesterabende? Entweder mit der Familie (da kommt schon einiges zusammen) oder in den letzten Jahren auch öfter bei der nächtlichen Silvestergala in der Petrikirche. Mal war ich zum Zuhören dort, mal mit dem Vokalensemble TonARTen, um selbst zu musizieren.

Auch dieses Jahr hätte das so sein sollen. Wir hatten eine schöne Konzertstunde als musikalischen Jahresabschluss geplant. Daraus wird natürlich nichts. Sehr schade. Auch sonst gibt es keinen Grund, irgendwo hinzugehen. Die Lokale sind zu. Und ab 21 Uhr müssen sowieso alle daheim sein.

Silvester wird dieses Jahr also definitiv anders, als ich es gewohnt bin. Es wird ein ruhiger Jahresausklang, und diesem Gedanken kann ich auch viel Positives abgewinnen. Es wird völlig stressfrei. Ich muss nichts müssen, nichts vorbereiten, nirgends sein. Ich werde zu Hause ein leckeres Abendessen kochen und mich mit meinem Mann an den schön gedeckten Tisch setzen. Im Kamin brennt ein Feuer, wir hören Musik, die wir mögen, packen vielleicht ein Spiel aus, das wir schon lange mal wieder spielen wollten, schauen einen guten Film. Funkenregen mit Krawumm fällt aus. Aber das macht nichts. Einige meiner Freunde wird es sogar freuen: die Hundebesitzer.

Wer Geburtstag hat, darf sich was wünschen, heißt es ja immer. Also wenn ich mir etwas wünschen darf, dann das: Ein neues Jahr, in dem das Corona-Virus seinen Schrecken verliert, in dem weniger Menschen krank werden und ein Stück Normalität in unser Leben zurückkehrt; ein Jahr in dem wir wieder gefahrlos singen und Menschen umarmen können, wenn uns danach ist. Ich wünsche uns allen, dass nicht Angst vor unsichtbaren Krankheitserregern unser künftiges Miteinander prägt, sondern das Vertrauen, dass wir die Pandemie mit etwas Geduld gemeinsam überstehen.