Kulmbacher Bierkeller und deren Lüftungsschächte: Man muss schon genau hinschauen, wenn man sie finden will.
An vielen Stellen gibt und gab es Kelleranlagen in der Stadt Kulmbach. Sie wurden in den Sandstein des Burgberges und in die Ausläufer des Rehbergs gegraben. Der leicht zu bearbeitende Sandstein ist ein idealer Lieferant von Scheuersand und auch von Steinen zum Hausbau. So wurden nach der Zerstörung Kulmbachs 1553 die Steine zum Wiederaufbau der Häuser aus den Kellern geholt.
Im Bereich um und in der Innenstadt entstand ein Labyrinth von über 83 Kelleranlagen. In Kulmbach hatten Keller durch die vielen Brauereien seit jeher eine hohe Bedeutung. In der Mitte des 19. Jahzrhunderts setzte ein echter "Bauboom" ein; die meisten Keller wurden in dieser Zeit gegraben.
Ohne zusätzliche Kühlung beträgt die Temperatur darin ganzjährig rund acht bis zehn Grad. Durch die konstante Temperatur sind die Keller ideal zur Lagerung von Bier, aber auch von Kartoffeln, Rüben und anderem Gemüse.
Die Keller wurden im Winter mit Eisblöcken aufgefüllt, die aus den angestauten Eisweihern herausgesägt wurden. Eine Brauerei, die diese Möglichkeit nicht hatte, ließ Wasser über ein eigens dafür errichtetes Stangengerüst laufen. Die entstandenen Eiszapfen wurden abgeschlagen und in den Keller gebracht. Damit konnte die Temperatur bis in den Spätsommer konstant kühl gehalten werden.
Zu dieser Zeit befanden sich die Kulmbacher Braustätten in der Nähe der Kelleranlagen. Erst mit der Erfindung von Kühlanlagen durch Carl von Linde (1842-1934) verlegten einige Brauereien die Bierproduktion "vor die Tore der Stadt".
Üblicherweise hatten die Keller vor dem gemauerten Kellereingang ein Kellerhaus, in dem die benötigten Gerätschaften gelagert wurden. So nach und nach entwickelte sich auch in Kulmbach die Möglichkeit, aus diesen Häusern Bier auszuschenken. Dabei entstanden im Laufe der Zeit Versammlungsflächen, auf denen getanzt oder gekegelt wurde. Idealerweise wurden zur Beschattung dieser Flächen Bäume gepflanzt, deren Wurzeln dann aber auch den Weg in die Keller fanden. So entstanden die auch heute noch beliebten Biergärten. Dass "auf die Keller gehen" auch in Kulmbach ein Begriff war, hat der verstorbene Helmut Geiger in seinen Büchern eindrucksvoll beschrieben.
Ihre formelle Legalisierung (Konzession) erhielten die bayerischen Bierkeller durch das von König Ludwig II. von Bayern am 1. Mai 1868 erlassene "Gesetz über Realgewerbeberechtigungen und den Ausschank eigener Erzeugnisse", das übrigens zugleich auch die Erlaubnis zum Betrieb von "Heckenwirtschaften" für die - vor allem unterfränkischen - Weinbauern beinhaltete.