Frauen in der Politik - ein Blick auf die letzten 40 Jahre

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"Unbedingt weitersagen: Mehr Frauen in die Kommunalpolitik" - das ist das Motto einer Initiative der Gleichstellungsbeauftragten Heike Söllner. Regina Kusche, Brigitte Kellner und Kathrin Dietzel (von links) unterstützen die Idee. Foto: Landkreis Kulmbach
"Unbedingt weitersagen: Mehr Frauen in die Kommunalpolitik" - das ist das Motto einer Initiative der Gleichstellungsbeauftragten Heike Söllner. Regina Kusche, Brigitte Kellner und Kathrin Dietzel (von links) unterstützen die Idee. Foto: Landkreis Kulmbach
 
MarthaSchaller
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ChristinaFlauder
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Die Politik ist überwiegend männlich geprägt - auch im Landkreis Kulmbach. An mangelnder Kompetenz liegt das nicht. Wie hat sich weibliche Politik in den vergangenen 40 Jahren entwickelt? Warum finden sich Frauen noch immer nur ausnahmsweise in politischen Spitzenpositionen?

Die Hälfte der Wahlberechtigten sind Frauen, aber nur ein Viertel der Kandidatinnen, die sich am kommenden Sonntag im Landkreis Kulmbach zur Wahl stellen, sind weiblich. Was sind die Gründe dafür? Heike Söllner, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Kulmbach, hat sich mit diesem Thema intensiv beschäftigt und dazu auch die Statistiken der Kommunalwahlen seit 1972 unter die Lupe genommen.

Ein langsamer Prozess
Das Ergebnis ihrer Recherchen: Die Zahl der politisch aktiven Frauen steigt in jeder Legislaturperiode, "doch es ist ein langsamer Prozess und je höherrangiger die Ämter, desto weniger Frauen sind dort zu finden". Beispiel Bürgermeisteramt: Mit Doris Leithner-Bisani aus Ludwigschorgast gibt es nur eine Rathaus-Chefin im Landkreis - in den anderen 21 Kommunen haben die Männer das Sagen.



Hinsichtlich der Gründe dafür kann Heike Söllner nur spekulieren: "Es gibt zu wenig weibliche Vorbilder", meint sie. Diese These stützt sich durchaus auf Fakten: In Kommunen mit einem hohen Anteil an Gemeinderätinnen, ist auch die Zahl der weiblichen Kandidaten auf den Listen höher als in männlich dominierten Orten. So sind zum Beispiel in der Stadt Kulmbach, in Ludwigschorgast, Martschorgast, Neudrossenfeld und Thurnau mehr als 30 Prozent der Kandidaten weiblich. Deutlich geringer ist der Anteil in Guttenberg und Grafengehaig, wo derzeit keine einzige Frau im Gemeinderat sitzt. Insgesamt sind 25,79 Prozent der Kandidaten, die sich am kommenden Sonntag in Stadt und Landkreis zur Wahl stellen, weiblich, vor sechs Jahren waren es mit 23,72 Prozent noch zwei Prozent weniger.

Trauen sich Frauen in der Politik weniger zu? Bürgermeisterin Doris Leithner-Bisani ermutigt Frauen dazu, sich zur Wahl zu stellen: "Der weibliche Blick ist wertvoll und wichtig für politische Entscheidungen."

Interessant ist ein Blick auf die Statistik der Kreistagswahlen. Während 1972 Frauen nur ausnahmsweise auf den Listen auftauchten und noch seltener tatsächlich ein Mandat erhielten, hat sich die Zahl der Kandidatinnen seither stetig nach oben entwickelt: Bei der letzten Kreistagswahl am 2. März 2008 wurden in den 60-köpfigen Kreistag neun Frauen gewählt, 1972 war es nur eine: Martha Schaller von der CSU.

Heike Söllner wünscht sich als Gleichstellungsbeauftragte einen Frauenanteil von 50 Prozent in den Entscheidungsgremien. Dabei geht es ihr nicht allein um Zahlen, sondern darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Frauen und Männer auch in der Politik gleichberechtigte Partner sein sollten. Das fängt schon bei den Listenplätzen an: Unter den ersten 20 auf den Kreistagslisten finden sich bei der CSU drei Frauen, bei der SPD fünf, bei der FDP sechs, bei der WGK fünf, bei den Freien Wählern nur eine und bei den Grünen zehn.

Heike Söllner hofft, dass in den neu gewählten Gremien Frauen mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten haben werden: "Frauen sehen viele Dinge aus einer anderen Warte. Die weibliche Perspektive bereichert die Diskussion und trägt dazu bei, die bestmögliche Entscheidung zu treffen. Das ist es doch letztlich, was alle wollen."