Werner Hentschel, der seinen 80. Geburtstag feierte, war früher ein gefragter Handwerksmeister. Im Ruhestand findet er Entspannung in der Aquarellmalerei.
Wer ihn nicht kennt, schätzt ihn locker zehn Jahre jünger. Doch Werner Hentschel konnte dieser Tage in froher Runde und gut gelaunt wie immer tatsächlich seinen 80. Geburtstag feiern.
Im schlesischen Schweidnitz geboren, kam der Jubilar als junger Bursche mit seinen Eltern nach dem Krieg nach Kulmbach, ging hier zur Schule und ergriff auch später den Beruf des Fliesenlegers. Eigentlich wollte er den Beruf des Technischen Zeichners erlernen, doch die damalige Firma Wabag stellte ihre "Stifte" erst mit 16 Jahren ein und als er die Schule verlies war er gerade mal 14. Das Fliesenlegerhandwerk erlernte Werner Hentschel im Kulmbacher Betrieb Feulner, den es heute nicht mehr gibt. Mit gerade mal 24 Jahren machte er sich 1964 bereits selbständig und er war damals der erste Fliesenlegermeister im Raum Kulmbach. Die Betriebe hatten damals alle eine Sondergenehmigung, um Lehrlinge auszubilden.
Werner Hentschel war ein Handwerksmeister par excellence, seine Arbeit war in der ganzen Region gefragt. Selbst im benachbarten Bayreuth sprach sich seine Arbeit als kreativer Fliesenlegermeister sehr schnell herum, und er konnte in der Wagnerstadt auf eine erlesene Kundschaft zählen. Ein großer Arbeitgeber war für ihn auch viele Jahre die frühere Reichelbrauerei in Kulmbach.
Im Alter von 57 Jahren nahm Werner Hentschel dann ein Angebot der Handwerkskammer für Oberfranken wahr und ging ans Umschulungszentrum in Chemnitz. Dort vermittelte er ausbildungswilligen Männern das Handwerk des Fliesenlegers. Diese Lehrtätigkeit hat ihm am Ende seines Berufslebens nochmals richtig Spaß gemacht: "So leicht und sorgenfrei habe ich vorher als selbstständiger Handwerksmeister nie leben können", sagt er heute rückblickend.
"Ich wusste, ich bekomme mein Gehalt, mein Weihnachtsgeld und meinen Urlaub."
Im Juni 2000 beendete Hentschel seine Arbeit in Chemnitz und verbrachte fortan seine Freizeit mit Wandern, Schwimmen und Radfahren, in der Regel gemeinsam mit seiner Ehefrau Brigitte.
Der Freizeitsport hat den Jubilar zweifelsohne jung gehalten, und das morgendliche Schwimmen im Wirsberger Sommerbad zählte auch im vergangenen Jahr noch zu seinen sportlichen Aktivitäten. "Ich habe mit meiner Frau jedes Jahr eine Dauerkarte, und in einem Sommer haben wir das Bad schon mal an immerhin 93 Tagen genutzt", so Hentschel, der sich auch ein Mal in der Woche mit Freunden zu einer lustigen Kartrunde in Neufang trifft.
Den Weg von Neuenmarkt in den Wirsberger Ortsteil legte er bis vor wenigen Jahren immer noch jeden Mittwoch zu Fuß zurück.
Neben dem Freizeitsport hat Werner Hentschel aber noch seine Liebe für die Malerei entdeckt, die ihn selbst im hohen Alter nicht loslässt. Seine kreative Ader konnte er zwar bereits als Fliesenlegermeister ausleben, aber jetzt findet er auch die Muße und Ruhe für die Malerei. Sein Faible dafür wurde aber schon in der Schule geweckt: "Vor allem mein damaliger Lehrer Escher war für mich maßgebend. Die Liebe zur Malerei habe ich nie verloren, und die ersten Bilder malte ich im Osten nach meiner Lehrtätigkeit am Umschulungszentrum. Ich hatte damals viel Zeit, und das Malen hat mir auch Spaß gemacht."
Die ersten Werke waren Urlaubsbilder, unter anderem die Brücke der bosnischen Stadt Mostar, ein Denkmal der Baukunst und ein Sinnbild der Zerstörung.
Hentschels Philosophie lautet: "Das, was ich male, möchte ich auch erkennen. Ich würde zum Beispiel kein menschliches Hinterteil malen, wo ein Auge rausschaut. Die freie Kunst gefällt mir nicht."
Der 80-Jährige bevorzugt die Aquarellmalerei, wobei dieses Hobb für ihn hauptsächlich Entspannung bedeutet: "Man kann sich dabei so schön konzentrieren, und man ist für eine gewisse Zeit weg von der Welt."
Natürlich braucht Werner Hentschel auch Lob, denn das ist das Brot des Künstlers. So bewundern zum Beispiel immer wieder die Übernachtungsgäste im Gasthof Schramm im Kulmbacher Stadtteil Forstlahm seine Bilder. Viele seiner mittlerweile rund 50 Werke zeigen Motive aus der näheren Umgebung, vor allem auch aus der Stadt Kulmbach. Hentschel: "Wenn ich irgendwo etwas Schönes sehe, dann setze ich mich einfach hin und beginne zu malen."