"Es beginnt beim Ausschalten des Computers"

2 Min
Auch in diesem Jahr wurden die Pressecker Schule und alle Schüler der 3. und 4. Klasse im bundesweiten Informatik-Wettbewerb ausgezeichnet. Motor der Ausbildung ist Inge Zeitler (hinten rechts). Einen 1. Preis bekam Marc Seel (Mitte mit blauer Tasche), einen zweiten Amelie Glauer (vorne, Dritte von rechts).Klaus Klaschka
Auch in diesem Jahr wurden die Pressecker Schule und alle Schüler der 3. und 4. Klasse im bundesweiten Informatik-Wettbewerb ausgezeichnet. Motor der Ausbildung ist Inge Zeitler (hinten rechts). Einen 1. Preis bekam Marc Seel (Mitte mit blauer Tasche), einen zweiten Amelie Glauer (vorne, Dritte von rechts).Klaus  Klaschka

Die Grundschule Presseck wurde erneut für die IT-Ausbildung ausgezeichnet. Lehrerin Inge Zeitler will die Schüler fit machen für spätere Anforderungen.

Abermals erfolgreich war die Grundschule Presseck beim bundesweiten Wettbewerb (BWINF) "Informatik-Biber". Und mit der Maximalbeteiligung von 100 Prozent der Schüler in der Kombiklasse 3 mit 4 gehört Presseck wieder zu den engagiertesten Schulen auf dem Gebiet der Informatik im Bundesgebiet, bestätigte BWINF-Geschäftsführer Wolfgang Pohl jetzt der Schule im Begleitschreiben, das nun zusammen mit den Urkunden für die Schüler, kleinen Sachpreisen für die zwei Besten (1. Platz und eine Tablet-Tasche für Marc Seel, 2. Platz für Amelie Glauer) sowie 300 Euro für die Klasse in der Schule angekommen ist. Vom Preisgeld hat Lehrerin Inge Zeitler im vergangenen Jahr Kopfhörer und Boxen gekauft; dieses Jahr wird wohl ein Tablet-PC angeschafft.

Frau Zeitler, für die Bundesrepublik ist das Zeitalter Digital 4.0 ausgerufen. Wie sah das bisher aus? Inge Zeitler: Wir haben im Klassenzimmer sechs PCs. Die habe ich vor Jahren mit meinem Mann aus der Uni Bayreuth abgeholt, als dort Computer ausgemustert wurden. Grundlagen habe ich mir in Kursen und vor allem privat angeeignet. Es lag also am Lehrer selbst, ob und was er - ausserhalb des Unterrichts - in Sachen Informatik an der Grundschule macht. Es gibt Basis-Programme und -aufgaben, die musste man halt suchen und finden.

Hobby oder pädagogische Aufgabe? Beides. Man muss sich darüber klar sein, dass unsere Kinder später in wahrscheinlich jedem Beruf fast ausschließlich mit Computern zu tun haben. Etwas an die Tafel zu schreiben, das die Kinder dann in ihre Hefte übertragen, wäre längst passé, sobald sie überhaupt lesen, schreiben und rechnen können. Wir fangen in Presseck konsequent in der 3. Klasse mit PCs an, ansatzweise schon in der 2. Klasse.

Die Kinder wachsen heute bereits mit digitalen Medien auf und haben von Haus aus Grundfähigkeiten? Nur teilweise. Manche Kinder haben bereits Ahnung, andere gar nicht. Man muss ganz blutigen Anfängern zum Beispiel erst mal beibringen, wie man einen PC ausschaltet, dass es also nicht reicht, wenn man den Knopf am Bildschirm drückt. Woher sollen sie es denn wissen, wenn sie zu Hause damit keine Berührung hatten. Und mit Smartphones zu kommunizieren, hat mit Computerarbeit noch lange nichts zu tun.

Aber Lern- und Anwendungssoftware gibt es bereits für die absoluten Anfänger?

Wir müssen auch Medienkompetenz beibringen: Was stelle ich wirklich ins Netz, was lasse ich lieber; wie baue ich mir ein Passwort, das kompliziert genug ist, um nicht geknackt zu werden, das ich mir persönlich aber merken oder einfach rekonstruieren kann. Und so weiter.

Im Augenblick werden Milliarden für die digitale Ertüchtigung ausgegeben; Ziel ist, Glasfaser in jedes Haus. Glasfaser in die Schule ist das eine. Mit digitalen Medien umzugehen das Weitere. Dazu brauchen wir zunächst eine entsprechende Austattung in den Klassenräumen und für jeden einzelnen Schüler. Andere Länder sind uns da bereits weit voraus.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten? Jeder Schüler hat auf dem Tisch vor sich eine Klappe, hinter der sich Bildschirm und Tastatur verbergen. Ebenso der Lehrer, mit dessen Schirm die Schüler vernetzt sind. Ein einfaches Beispiel im Mathematikunterricht: Es ist etwas ganz anderes, wenn der Lehrer den Schülern einen Würfel auf den Bildschirm gibt, den er in alle Richtungen drehen kann. Den erfassen die Kinder gleich und einprägsamer, als wenn man einen Würfel perspektivisch zeichnet oder beschreibt. Oder zur Frage: Gibt es weiße Kanguruhs: Ein Klick ins Internet und man weiß Bescheid. Unabhängig davon, dass die Kinder möglichst frühzeitig EDV-Anwendungen lernen sollten und müssen: Bereits in wenig höheren Klassen müsste man heutzutage zu irgendeinem Thema eine Powerpoint-Präsentation machen können.

Das kostet Unmengen Geld ... Das man aber aufbringen muss, wenn man die Schüler fit für die sich rasant entwickelnde digitale Welt machen will. Und zur System- und Hardware-Pflege in allen Schulen wäre es durchaus förderlich, wenn zum Beispiel der Landkreis entsprechend sachkundiges Personal anstellen würde, das sich um die teueren Investitionen dann kümmert. Das wäre mein dritter Wunsch.

Das Gespräch führte Klaus Klaschka.